Bad Dürkheim Interview: „Sind jetzt befreit von Personenkult“

Kein Rechtsruck: So sieht der Vorsitzende des Dürkheimer Kreisverbandes der „Alternative für Deutschland“ (AfD), Wolfgang Kräher, seine Partei nach der Wahl von Frauke Petry zur Bundesvorsitzenden. Parteigründer Bernd Lucke war am Wochenende mit Buhrufen und Schmähgesängen bedacht worden. Er erwägt nun offenbar den Austritt. Fragen an Kräher, der in Essen dabei war.

Herr Kräher, wie erschüttert sind Sie über die Art und Weise, wie sich die AfD beim Parteitag präsentiert hat?

Ich bin nicht erschüttert. Im Großen und Ganzen lief der Parteitag sehr diszipliniert ab. Wenn man bedenkt, welches Mammutprogramm wir zu absolvieren hatten und bei welchen Temperaturen, war es ein guter Parteitag. Die Buhrufe gegen Herrn Lucke und einige „Ausfälle“ bei den Reden einiger Kandidaten verurteile ich. Jedoch hatte sich wegen des Alleinvertretungsanspruches von Herrn Lucke auch beträchtlicher Unmut bei den Mitgliedern angesammelt. Was bedeutet das Resultat des Parteitags für den Kreisverband Bad Dürkheim und für Sie persönlich? Für den Kreisverband Bad Dürkheim erwarte ich keine negativen Auswirkungen. Wir werden unsere Arbeit wie bisher fortsetzen. Es ist eher abzusehen, dass die Motivation zunimmt. Für mich persönlich bedeuten die Entscheidungen des Parteitags mehr basisdemokratische Freiheiten, weniger Denkverbote und eine größere programmatische Vielfalt. Wird es einen Rechtsruck in der AfD ähnlich der französischen „Front National“ geben? Es ist doch heute gar nicht mehr klar, was rechts überhaupt ist. Ich halte das für unmöglich. Es geht, wie gesagt, um mehr Basisdemokratie und mehr programmatische Vielfalt. Wir sind jetzt von einem Personenkult befreit. Im RHEINPFALZ-Interview vor einigen Monaten lautete eine Frage an Sie, ob die AfD ein Zeitphänomen sein wird, eine Partei mit kurzer Halbwertszeit – ähnlich wie die Piraten. Sie verneinten das damals. Jetzt sieht es wohl doch so aus, als könnte Ihre Partei in Einzelteile zerfallen. Meine Meinung zur Langlebigkeit der „Alternative für Deutschland“ hat sich nicht geändert. Es ist sehr wahrscheinlich, dass wir jetzt einen neuen Schwung erhalten und uns positiv weiterentwickeln.

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