Bad Dürkheim Konfetti-Regen und Pyroshow

Fast wie beim Original: Völkerball boten den Zuschauern eine explosive Show, mit der sie ihren großen Idolen Rammstein alle Ehre
Fast wie beim Original: Völkerball boten den Zuschauern eine explosive Show, mit der sie ihren großen Idolen Rammstein alle Ehre erweisen.

Gerade noch einmal gut gegangen: Obwohl es nachmittags gar nicht danach aussah, machten die Regenwolken, die am Samstag die Wetterlage in der Pfalz beherrschten, während des 18. „Rock im Wingert“-Festivals im Dürkheimer Stadion in der Trift größtenteils einen Bogen um das Gelände und bescherten den Besuchern zwischendurch lediglich ein paar leichte Schauer.

Das Konzertereignis war schon lange vor Beginn ausverkauft, was zu einem Großteil dem Headliner, der Koblenzer Rammstein-Tributeband Völkerball zuzuschreiben war. Das Sextett war bereits 2013 in Bad Dürkheim aufgetreten und hatte damals die Menge in Begeisterung versetzt. Grund genug für den veranstaltenden Rockwinzer-Verein, die Gruppe in diesem Jahr noch einmal zu buchen. Eine Entscheidung, die sich als voller Erfolg herausstellte, denn so schnell wie dieses Mal waren die Eintrittskarten für das Musikspektakel noch nie über die Theke gegangen. Überhaupt haben die Veranstalter ihre Hausaufgaben wie gewohnt zur vollen Zufriedenheit erledigt, denn weder an Organisation noch Durchführung gab es etwas zu kritisieren. Ein Lob hat aber auch das Publikum verdient, das sich wieder einmal sehr diszipliniert verhielt und das Musikereignis zu einem freundschaftlichen Treffen unter Gleichgesinnten werden ließ. Die Rolle des Eisbrechers hatte Modeste aus Landau und Karlsruhe inne. Als Gewinner des JuKiB-Bandcontests im März mussten sie traditionell als erste Band die Bühne entern und für gute Stimmung sorgen. Keine leichte Aufgabe, aber die Newcomer, die sich selbst ganz (un)bescheiden „die Stimme einer neuen, reflektierten und aufgeklärten Jugendkultur, die danach lechzt, aus der Komfortzone auszubrechen“ nennen, lösten sie mit Bravour. Mit ihren alternativen Rocksongs schafften sie es tatsächlich bereits um diese frühe Zeit – es war noch nicht einmal 17 Uhr –, einige Tanzwütige vor der Bühne zu versammeln und diese zum Mitsingen und Mitklatschen zu animieren. Im Anschluss nahm die Formation Pussy Sisster aus Waghäusel ihre Fans mit auf eine musikalische Zeitreise in die glorreichen 1980er- und 1990er-Jahre des Heavy Metal und legte mit ihrem Sleaze-Rock eine äußerst ansprechende Show auf die Bühnenbretter. Die „Pussies“ boten alles auf, was zu der Zeit zu einem guten Rock-Konzert gehörte: ein bombastisches Intro, machohafte Posen, eingängige Partyrocksongs wie ihren Titel „Angel Dust“, ein Schlagzeugsolo und sogar eine Ballade, „Memories“. Für ihren stimmungsvollen Gig durften sie sich über sehr viel Beifall freuen, die geforderte Zugabe musste aber aufgrund des Zeitplans leider ausfallen. Mit der Speyerer Power-Metalband Bastard Nation waren nun alte Bekannte des „Rock im Wingert“-Festivals an der Reihe. Sie waren schon mehrmals hier zu Gast gewesen und spielten deshalb auch sehr routiniert und solide auf. Ihre von viel Rhythmik geprägten Songs gefielen besonders den Headbangern im Stadion, die zur Musik mit wilden Tänzen abfeierten. Aus München waren Apron in die Kurstadt angereist. Sie boten die wohl ungewöhnlichste Show des Tages. Mit geschminkten Gesichtern, Kellner-Anzügen, lustig-provozierenden deutschen Texten und einem einer Dragqueen gleichenden Animateur als zusätzlichem Bandmitglied zeigten sie eine Art Rocktheater, bei dem das Publikum zu einem wichtigen Teil der Inszenierung wurde. Die Kapelle bat beispielsweise um Applaus mit über dem Kopf gehaltenen Händen in Zeitlupe, wozu sie selbst Geräusche von sich gab, die in Slow-Motion gespielte Musik imitieren sollte. Dazu gab es einen bunten Konfetti-Regen, während gleichzeitig überdimensionale Luftballons in die begeisterte Zuschauermenge geworfen wurden. Trotz dieses ganzen Zinnobers vergaßen die Bayern aber nicht, ihren Songs die notwendige Ernsthaftigkeit und Härte mit auf den Weg zu geben. Danach war es dann endlich soweit: Völkerball ließen mit ihrer authentischen Aufführung, einer grandiosen Pyroshow und toller Illumination die Illusion entstehen, Rammstein hätte einen Abstecher nach Bad Dürkheim unternommen. Auf dem Spielplan standen alle Hits der derzeit erfolgreichsten deutschen Rockband. Mit dem Mega-Hit „Engel“ beendeten sie nach über zwei Stunden ihre tolle Vorstellung und damit auch gleichzeitig das ebenso großartige „Rock im Wingert“-Festival.

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