Kreis Bad Dürkheim Kurz vor Alarmstufe Rot

Eine Task-Force muss bei Gefahrenstufe Orange entscheiden, welche Maßnahmen regional ergriffen werden, um das Coronavirus einzud
Eine Task-Force muss bei Gefahrenstufe Orange entscheiden, welche Maßnahmen regional ergriffen werden, um das Coronavirus einzudämmen. Denkbar ist eine Erweiterung der Maskenpflicht.

Für den Landkreis gilt Corona-Gefahrenstufe Orange. In den vergangenen sieben Tagen gab es 42 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner. Welche Konsequenzen hat das für die Menschen im Kreis? Und wer sitzt in der nun einzurichtenden regionalen Corona-Task-Force?

Insgesamt sind aktuell 68 aktive Infektionen im Kreis bekannt, heruntergerechnet auf 100.000 Einwohner ergibt sich der sogenannte Inzidenzwert von 42. Ab einem Wert von 35 wechselt die Warnstufe Gelb auf die Gefahrenstufe Orange. Mehr als 30 der aktuellen Fälle stehen laut Landrat Hans-Ulrich Ihlenfeld (CDU) in Zusammenhang mit einer großen Familienfeier außerhalb des Kreises. Da die Kinder der Familie die Integrierte Gesamtschule Grünstadt besuchen, mussten nun in den gerade begonnenen Herbstferien alle Jahrgangsstufen bis auf eine in Quarantäne, berichtet Ihlenfeld.

Das Gesundheitsamt habe wegen der steigenden Anzahl der Fälle auch am Wochenende gearbeitet. „Aber eine Schülerin hatte 80 Kontaktpersonen, wir stoßen da in der Nachverfolgung an Grenzen“, stellt der Landrat klar. Die Ferienzeit wiederum sorgte für ein weiteres Problem: Die Schule wollte über die Quarantäne informieren, tat das über das neue System iServ, das alle Schüler erreichen sollte – aber nicht, wenn die in den Ferien nicht im System sind. „Die Information war schwierig, wir müssen da nacharbeiten“, gibt Ihlenfeld zu.

Task-Force entscheidet über Maßnahmen

Sobald es von der Warnstufe – die am Montag erreicht war – zur Gefahrenstufe geht, sollte in der betroffenen Kommune eine lokale Corona-Task-Force ins Leben gerufen werden. In der sitzen laut Corona-Warn- und Aktionsplan des Landes Vertreter des Kreises und des Gesundheitsamts. Laut Kreissprecherin Sina Müller sind das neben dem Landrat die Beigeordneten Claus Potje (SPD) und Sven Hoffmann (CDU), die Leiterin des Gesundheitsamts Silke Basenach oder ihre Vertreterin Margriet Balk-de Graaf, der organisatorische Leiter des Katastrophenschutzes im Landkreis, Waldemar Schaupp-Sagolla, der Leiter der Ordnungsbehörde Ulrich Störzner sowie aus dem Krisenstab des Kreises Rolf Kley und Arno Fickus. Hinzu kommen je nach Infektionslage Vertreter des Gesundheits-, Innen- und Bildungsministeriums, der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion ADD, der kommunale Spitzenverbände und der Polizei

Diese Task-Force soll nach Vorstellung des Aktionsplans des Landes Empfehlungen erarbeiten, welche Schutzmaßnahmen vorgeschrieben werden, um die Corona-Infektionen im Landkreis einzudämmen. Das Land rät unter anderem zu verstärkten Kontrolle der Hygieneregeln, einer Erweiterung der Maskenpflicht zum Beispiel in Schulen, eine Reduzierung von erlaubten Veranstaltungsgrößen auch für private Feiern. Und: Kontaktsport wie Handball oder Hockey kann wieder verboten werden.

Erneut drohen weitere Einschränkungen

Die Kreissprecherin erklärt dazu: „Die Task-Force entscheidet individuell. Man muss sehen, was Sinn ergibt. Man kann mehr machen, weniger oder genau das, was das Land empfiehlt.“ Auswirkungen auf die vorbereiteten Behelfskrankenhäuser im Bad Dürkheimer Jugendhaus Christophorus und in Lachen-Speyerdorf hat die Gefahrenstufe noch nicht. „Wir werden beobachten, wie es in den Krankenhäusern läuft. Noch gibt es keinen Anlass, aktiv zu werden, weil die Beatmungskapazitäten ausreichen“, sagt Ihlenfeld.

Überlegt werde dagegen, das Testzentrum in Neustadt, das nach Ende der Reiserückkehrer-Welle geschlossen wurde, wieder zu öffnen. Zusätzlich gab es am Dienstag Informationen aus dem Gesundheitsministerium, wonach am Evangelischen Krankenhaus in Bad Dürkheim ein Zentrum für anlassbezogene Tests bei asymptomatischen Patienten am 1. November öffnen soll.

Zu Inzidenzwert von 50 nicht mehr weit

Noch sei zu hoffen, dass der rapide Anstieg durch das isolierte Ereignis der Familienfeier mit der Quarantäne eingedämmt werden kann. „Aber dennoch kann so etwas immer wieder passieren“, warnt Ihlenfeld. Auch deshalb wird es am Mittwochvormittag Gespräche geben, danach sollen weitere Entscheidungen verkündet werden. Der Task-Force-Verantwortliche auf Landesebene, Detlef Placzek, eigentlich Präsident des Landesamtes für Soziales, Jugend und Versorgung, ist daran beteiligt.

Wenn all das nicht hilft und im Kreis die Alarmstufe Rot erreicht wird, drohen weitere Einschränkungen des öffentlichen Lebens. Ausweitung der Maskenpflicht, Sperrstunden, Schließungen – „wir müssen alles dafür tun, um diese gravierenden Maßnahmen, ähnlich wie beim Lockdown zu vermeiden“, appelliert der Landrat an die Bürger. Denn der Weg zu Alarmstufe Rot, die bei einem Inzidenzwert von 50 beginnt, ist nicht mehr weit.

Kommentar: Partypause

Verzichten fällt nach all diesen Monaten immer schwerer, ist aber nötig. Sonst drohen weit schlimmere Konsequenzen.

Keiner, wirklich keiner will einen zweiten Lockdown. Nach der trügerischen Halb-Sicherheit des Sommers kam nun der Herbst, und mit der feucht-kühlen Jahreszeit kehrt Corona mit aller viralen Macht zurück. Die seit Freitag sprunghaft angestiegenen Fallzahlen im Landkreis zeigen auch eins: Wie wenige vielen schaden können. 22 Neuinfektionen sind auf eine Feier zurückzuführen. Musste das sein? Wir alle haben auf eine Art und Weise in diesem Jahr Verzicht gelernt, die zuvor unvorstellbar schien. Uns allen muss klar sein: Das ist noch lange nicht durch. Wir werden weiter verzichten müssen. Auf Geburtstagsfeiern und Hochzeiten, auf Taufen und Jubiläen, auf unsere Lieben und Menschen, die wir sehen, treffen und umarmen möchten. Der andernfalls zu zahlende Preis ist aber noch viel höher. Es ist, was wir alle nicht wollen: der nächste Lockdown.

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