Bad Dürkheim „Laden“ mit zehn Löffeln Nutella

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Weisenheim am Sand. Noch rund fünf Wochen sind es bis zu den Hessischen Meisterschaften im Bodybuilding in Oberursel. Lena Kustermann aus Weisenheim am Sand ist mittendrin in den Vorbereitungen. Mit gezielten Trainingseinheiten und einer speziellen Ernährung bereitet sich die 25-Jährige auf dem Wettbewerb am 13. November vor.

„Mein Ziel ist die Qualifikation für die Internationalen Deutschen Meisterschaften, die am 26. November in Bochum stattfinden“, erzählt die Kraftsportlerin, die in Frankenthal wohnt. Qualifizieren für die nationalen Titelkämpfe mit einer vorderen Platzierung beim Hessen-Cup. Aber Lenas Traum geht noch weiter: „Mein langfristiges Ziel ist die Teilnahme an einer Europa- oder Weltmeisterschaft oder sogar einmal bei den ,Arnold Classics’ dabei sein zu können“, schwärmt die junge Dame von ihrer Leidenschaft. Frauen-Bodybuilding sei eine Randsportart. Es ist dementsprechend sehr schwer, einen Sponsor zu finden, so dass die Athletinnen selbst für ihr kostspieliges Hobby aufkommen müssen. Für Trainer, Fitness-Studio, Fahrtkosten zu den Wettkämpfen und Übernachtungskosten, spezielle Ernährung, Bekleidung – der Bikini kostet allein rund 500 Euro – muss Kustermann einiges investieren. Und dieses Hobby verändert den Lebensstil: „Man muss es voll und ganz wollen.“ Wie kommt eine junge Dame dazu, Bodybuilding als Hobby zu wählen? Bevor sie sich damit beschäftigte, war Lena Kustermann lange Zeit erfolgreiche Sportschützin bei der Schützengilde Weisenheim am Sand und nahm an Rundenkämpfen teil. Durch Veränderungen im privaten Bereich gestresst, begleitete sie 2012 eine Freundin ins Fitness-Studio und trainierte von da an dort fast täglich. Ein Besucher des Studios, der bei Bodybuilding-Wettkämpfen hinter der Bühne hilft, sprach sie darauf an, ob sie das nicht mal probieren möchte. Sie wollte. Und der Erfolg blieb nicht aus: 2013 erreichte sie den zweiten Platz in der „Bikini-Klasse“ bei den Newcomerinnen. Inzwischen startet sie in der „Fitness-Figurklasse“ und wurde 2015 Süddeutsche Meisterin. Die Klasseneinteilung bei den Frauen reicht von der Bikini- über die Figur- und Physic-Klasse, erst dann folgt die klassische Bodybuilding-Stufe, die aber nicht so populär ist unter den Sportlerinnen. Die Vorbereitungen für den Wettbewerb am 13. November hat Lena Kustermann schon im Mai begonnen. Sobald sie von der Arbeit nach Hause kommt – sie arbeitet beim Gesundheitsamt in Mannheim im Infektionsschutz – geht sie ins Fitness-Studio. Jeden Tag. Einmal die Woche trainiert sie in Grünstadt bei ihren Übungsleitern Markus und Monika Becht. Dort wird auch das Posing, die Präsentation auf der Bühne, geübt und sie erhält Vorschläge, was noch zu verbessern ist. „Das Gesamtbild muss stimmen, damit ich die Jury von mir überzeugen kann“, erläutert Lena. Während der „Off-Season“, also der Zeit ohne Wettkämpfe, geht sie vier bis fünf Mal die Woche ins Studio, um den Muskelerhalt zu gewährleisten. Fünf Monate vor einem Wettkampf wird nicht nur das Training erhöht, auch die Ernährung wird umgestellt. „Ich esse jetzt sieben Mal am Tag, kleine Portionen mit sehr viel Eiweiß, die Kohlehydrate werden nach und nach reduziert. Eine Woche vor dem Wettkampf kommt die „Entladung“, dann gibt es gar keine Kohlehydrate mehr, nur noch grünes Gemüse und Fleisch“, erzählt die Sportlerin. Gleichzeitig wird der Körper entwässert, es werden bis zu zehn Liter Wasser am Tag getrunken. Die Menge wird langsam reduziert, bis auf 200 Milliliter am Tag vor dem Wettkampf. Das hat den Effekt, dass die Muskeln und Adern besser zur Geltung kommen. Diesem Zweck dient auch die Bemalung mit brauner Körperfarbe für Bodybuilder, die in mehreren Schichten aufgetragen wird. Kurz vor dem Bühnenauftritt wird dann der Körper „geladen“, wie es genannt wird. Nun sind Süßigkeiten erlaubt, auf die der Körper lange verzichtet hat. „Ich esse dann zehn Löffel Nutella, da merkt man, wie sich alles aufplustert“, erzählt Lena Kustermann. Auch wenn sie in der Vorbereitungszeit auf vieles verzichten muss, hat Lena mit dem Bodybuilding das Hobby gefunden, das ihr gefällt. Ihr Partner und ihre Eltern unterstützen sie. Vater Bernd Kustermann ist ehemaliger Kampfsportler. „Mein Vater hat Street-Fighting gemacht, da habe ich wohl etwas geerbt“, sagt Lena Kustermann. Und auf ihrer Facebook-Seite hat sie ebenfalls 1200 Fans, die sie unterstützen.

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