Bad Dürkheim Mit Hartnäckigkeit und Humor

Christoph Spies mit Grünstadt im Hintergrund. Hier ist der neue Landtagsabgeordnete mit seiner Familie aufgewachsen.
Christoph Spies mit Grünstadt im Hintergrund. Hier ist der neue Landtagsabgeordnete mit seiner Familie aufgewachsen.

Christoph Spies kann die Wirkung seiner Worte gut abschätzen. Und er macht sich mitunter einen Spaß daraus, mit dem Gesagten zu spielen. Beispiel? Spies verließ das Gymnasium nach der 10. Klasse. Sein Interesse an der Schule war zu der Zeit gering ausgeprägt. Er erzählt das alles sehr freimütig, stutzt dann. Wie, bitte schön, kommt das beim RHEINPFALZ-Leser an? Lern’ nichts in der Schule und du kannst Landtagsabgeordneter werden? Nicht unbedingt das Signal, das er senden will. Und als Vorbild nur bedingt tauglich. Aber so einfach ist es bei Spies nicht: Er ist keiner dieser jungen Politiker, die ihre Karriere dem Parteibuch verdanken. Er ist der Typ beharrlicher Schaffer, der damit leben kann, dass nicht alle seine Ansichten teilen. Im Grünstadter Stadtrat wurde ihm von einem Stadtratskollegen schon mal Dippelschisserei vorgeworfen, manchmal verdrehen sie im Rat die Augen, wenn Spies zu Beginn einer Sitzung Anmerkungen zum Protokoll der letzten Sitzung gibt. Spies ficht das nicht an: „Wenn ich das für richtig halte, mache ich das so.“ Er finde es eher schade, dass ihm Anlass zu Nachfragen, zum Nachhaken gegeben werde. Spies weiß natürlich, dass der Verweis auf die Gemeindeordnung bei Diskussionen mit dem Bürgermeister mitunter als klugscheißerisch wahrgenommen wird. Deshalb sagt er, bewusst in gewählter Sprache: „Dass ich eine Assoziierung mit der Verwaltung habe, kann ich nicht verleugnen.“ Aber wenn man mit Vorgaben und Gesetzen arbeite, so wie er das jahrelang beruflich gemacht hat, bringe man eben eine gewisse Prägung mit. Fraktionskollegin: „Er hat keine Angst vor der Arbeit“ SPD-Fraktionskollegin Heike Mrosek-Handwerk ist voll des Lobes über seine politische Arbeit: „Bemerkenswert ist, dass er total tief in Sachen einsteigt. Er hat keine Angst vor der Arbeit.“ Sie schätzt auch, dass Spies sagt, was ihm nicht gefalle – und dass er umgekehrt auch mit Kritik umgehen könne: „Man kann ihm alles sagen, ohne dass er pikiert ist.“ Wenn Spies von „wir“ spricht, meint er allerdings nicht die SPD, bei der er seit elf Jahren Mitglied ist und deren Grünstadter Ortsverein mit rund 130 Mitgliedern er sechs Jahre lang vorgestanden hat. Er meint die AOK, bei der er vor 16 Jahren die Ausbildung begonnen hat und geblieben ist: Er hat sich vom Sozialversicherungsfachangestellten über den AOK-Betriebswirt, Bachelor und Master zum Referenten hochgearbeitet, arbeitete zuletzt dem Vorstand der AOK-Direktion Rheinland-Pfalz/Saarland mit Sitz in Eisenberg zu. Ambulante Pflege, ambulante Hospizdienste, häusliche Intensiv-Krankenpflege oder Pflegestützpunkte – mit all diesen Themen hat sich Spies in den vergangenen Jahren beschäftigt. Martina Niemeyer, Vorstandsvorsitzende der AOK Rheinland-Pfalz/Saarland, sagt: „Während seiner langjährigen Tätigkeit für die AOK, zuletzt als Referent Gesundheitspolitik, schätzten wir besonders seine exzellenten Kenntnisse des Gesundheitswesens und der Gesundheitspolitik, seine detailreiche Expertise beim Blick auf die Gesetzgebung und seine strukturierte, fundierte und kollegiale Arbeitsweise.“ Kann Spies nun vom Vertreter der Kasse zum Vertreter der Bürger umschalten? „Das sehe ich nicht als Problem“, sagt der neue Landtagsabgeordnete, dessen Beschäftigungsverhältnis bei der Kasse ruht. Dass er nicht Interessenvertreter der Krankenkasse sei, habe er schon bewiesen: Von 2015 bis 2017 war er als Fachmann für den ambulanten Pflegebereich ans Gesundheitsministerium in Mainz abgeordnet, um für das Land Rheinland-Pfalz an der Änderung der Pflegestufen mitzuarbeiten. Ein Bundesgesetz, bei dem die Länder Antragsrecht haben. In dieser Zeit war Spies häufig in Berlin. „Ein Höhepunkt war, dass ich bei einer Ausschusssitzung des Bundesrates als Mitvertreter für das Land dabei war“, erinnert er sich. Dass seine Zeit im Ministerium um ein zweites Jahr verlängert wurde, sieht Spies als Beweis dafür, dass er den Job „gut hinbekommen“ hat. Auch den neuen Job will er gut machen: „Ich muss jetzt erstmal liefern.“ Er will die Interessen aller 100.000 Bewohner seines Wahlkreises, zu dem Bad Dürkheim, Grünstadt und die Verbandsgemeinden Deidesheim, Freinsheim, Leiningerland und Wachenheim gehören, vertreten. Der Grünstadter ist für knapp zwei Jahre im Landtag, danach muss die Partei entscheiden, ob sie ihn für die Landtagswahl im Jahr 2021 als Kandidaten aufstellen will. Und dann muss der Wähler bestimmen, ob er weitermachen soll. Die Werte seiner Partei findet Spies immer noch zeitgemäß: Solidarität, Gleichheit, Brüderlichkeit. Wichtig sei aber, die Leute anzusprechen, sie zu erreichen – wie das im Kommunalen ganz gut gelinge. Sein Leben, sagt Spies, sei „durch sozialdemokratische Bildungspolitik“ verbessert worden: „Ich habe kein Abitur gemacht, durfte aber trotzdem an der FH Ludwigshafen studieren.“ Eine Ausnahmegenehmigung des Landes machte es möglich. Spies wird sich künftig mit Weinbau befassen Spies wird (falls die Landtagsfraktion zustimmt, was abzusehen ist) künftig im Rechts- und im Landwirtschaftsausschuss des Landtags mitarbeiten. In der Gesundheitspolitik – die ja eigentlich sein Steckenpferd ist – gebe es profilierte SPD-Mitglieder im Ausschuss. Vor allem in Sachen Landwirtschaft müsse er sich einarbeiten, gibt Spies zu. „Meine Erfahrung mit Weinbau ist, dass ich gerne Gewürztraminer trinke.“ Er weiß, dass viele jetzt die Augen verdrehen. Gewürztraminer? Spies sagt: „Ich stehe dazu.“ Kontakt Christoph.Spies@spd.landtag.rlp.de, Telefon 06131 2083236, Wahlkreisbüro: 06321 4840171.

x