Weisenheim am Berg „Offene Ateliers“: Benefizaktion zum Abschluss

Haben 30 Jahre lang die „Offenen Ateliers“ in Weisenheim am Berg veranstaltet, aber nun naht altersbedingt das Ende der Aktion (
Haben 30 Jahre lang die »Offenen Ateliers« in Weisenheim am Berg veranstaltet, aber nun naht altersbedingt das Ende der Aktion (von links): Alfred Nicolaus, Ingeborg Göschel und Gerd Hauser. Auf dem Foto fehlt aus gesundheitlichen Gründen Roland Würtz. An der Wand im Hintergrund hängen Bilder von Gerd Hauser.

Die Weisenheimer Künstler Ingeborg Göschel, Gerd Hauser, Alfred Nicolaus und Roland Würtz öffnen am Wochenende letztmals ihre Ateliers im Rahmen der Aktion „Offene Ateliers“.

Die vier Künstler aus Weisenheim am Berg blicken gerne auf die 30 Jahre ihrer Beteiligung an den „Offenen Ateliers“ zurück und wollen sich nochmal mit einer Benefiz-Aktion zugunsten ihres Projekts „Dorfskulptur“ als Gruppe verabschieden. Das Modell „Connection“ der Walldorfer Künstlerin Stefanie Welk steht derzeit noch im Wohnzimmer von Familie Hauser. Die Drahtplastik zeigt drei Menschen, stellvertretend für die drei Partnerstädte der Gemeinde. Um sie herum sind unterbrochene Bänder, die man als rotierend ansehen könnte. Sie stehen für die Längen- und Breitengrade, aber auch für den Schutz von Mensch und Umwelt. Die Öffnungen symbolisieren Weltoffenheit.

Das Aufstellen der Skulptur im öffentlichen Raum ist bereits vom Gemeinderat genehmigt, 8000 Euro konnte die Gruppe durch die jüngste Benefizaktion und weitere Spenden aufbringen, 30.000 Euro betragen die Gesamtkosten. Die Gruppe hofft, bald ihrem Projektziel näher zu kommen. Stefanie Welk frage schon, wann sie mit der Arbeit beginnen dürfe.

„Offene Ateliers“ inspirieren Künstler und Besucher

Doch nicht nur die Dorfskulptur ist ein Projekt, sondern auch die Gruppe selbst. Rückblick: Die Idee der „Offenen Ateliers“ fasste hier 1993 auf Initiative der Künstlerin Marianne Stein-Bisson Fuß, als sie das Konzept der „Offenen Ateliers Rheinland-Pfalz“ auf Weisenheim am Berg übertrug. 1994 zeigten dann die im Ort ansässigen Künstler Ellen und Kurt Fischer, Gerd Hauser, Alfred Nicolaus, Roland Würtz und Stein-Bisson selbst ihre Räume. Später kamen Ingeborg Göschel, Helmut Hoch, Hans-Georg Engel, Stefanie Menzel, Wolfgang Friedrich und Flavio Orellano hinzu. Geblieben sind bis heute der „harte Kern“ aus Gerd Hauser, Alfred Nicolaus, Roland Würtz und seit 1995 Ingeborg Göschel.

Die Künstlerinitiative setzte sich zum Ziel, Weisenheim am Berg als Künstlerdorf zu etablieren, wollte aber auch Menschen den Kontakt zu Kunst und Künstlern ermöglichen, die normalerweise keine Galerien und Museen besuchen. Das Gespräch mit Kunstschaffenden über ihre Werke und Techniken sollte zu eigener künstlerischer Tätigkeit inspirieren. Diese persönliche Begegnung können Galerien und Vernissagen in der Regel nicht leisten, zumal die Hemmschwelle für viele recht hoch ist, diese zu besuchen. Nicolaus sagt: „Aber natürlich inspirierten die offenen Ateliers auch uns. Manchmal gaben wir uns ein Motto wie Flaschen, Übermalungen, Rhythmus, Augen-Blicke, Farbwelten. Jeder arbeitete dann für sich – und ließ sich beim gegenseitigen Besuch der Ateliers am Stichtag überraschen.“ Göschel ergänzt: „Oder wir trafen uns gemeinsam zum Zeichnen und Malen an interessanten Orten wie in Weißenburg oder in der Kunsthalle in Mannheim.“ Hauser betont: „In Weisenheim malten wir auf dem Dorfplatz das ehemalige katholische Pfarrhaus vor dem Abriss“.

Neben den offenen Ateliers organisierte die Gruppe seit 2001 in Kooperation mit dem „Förderkreis ehemalige Synagoge“ zudem jährlich eine Einzelausstellung in der Alten Synagoge. Seit 2004 spendet jeder Künstler im Fünf-Jahres-Rhythmus je zwei Bilder zugunsten einer Benefizaktion unter der Schirmherrschaft des jeweiligen Landrates. Die Bilder werden dann von dem Auktionator Jürgen Menge versteigert, die Erlöse gespendet und unterstützten beispielsweise 2004 die „PSP – Psychosoziale Projekte Leiningerland“ und 2009 die Restaurierung der mittelalterlichen Wandmalereien im gotischen Chor der protestantischen Kirche, wofür eigens die Gründung eines Fördervereins angeregt wurde. 2019 wurde eine Anschubfinanzierung zur geplanten Dorfskulptur geleistet.

Erinnerungen an Gespräche über Kunst und die Welt

Die Künstler beenden nicht ihr Kunstschaffen wie sie betonen, doch sei der Aufwand, die offenen Ateliers zu organisieren, altersbedingt zu groß geworden: Flyer müssen gestaltet und verteilt werden, Plakate gehängt, Pressevertreter geladen. Neue Bilder sollten zum Stichtag entstanden sein. Sie sind gemeinsam älter geworden, das jüngste Mitglied ist 77. „Aber schön war es, oft haben wir im Atelier mit Gästen, aber auch geladenen Freunden und Bekannten, die teils weit anreisten, zusammengesessen und über Kunst und die Welt gesprochen“, so Göschel. „Verkaufen stand bei uns nie im Mittelpunkt, sondern der Spaß an der Kunst“.

Einzelausstellungen sind – soweit es Zeit und Gesundheit zulassen – weiterhin geplant. Und vielleicht finden sich ja doch Nachahmer für die Idee der „Offenen Ateliers“?

Info

Offene Ateliers in Weisenheim am Berg:
Samstag, 26. Oktober, 14 bis 18 Uhr
Sonntag, 27. Oktober, 11 bis 18 Uhr
Sonntag, 3. November, 15 Uhr, Benefiz-Aktion zugunsten der Dorfskulptur „Connection“ von Stefanie Welk, Bürgersaal im Bürgerhaus Weisenheim am Berg, Hauptstraße 72; Festakt mit Landrat Hans-Ulrich Ihlenfeld und dem Ortsbürgermeister Edmund Müller sowie Martin Molzahn und Ferdinand Kolberg für den Förderkreis Ehemalige Synagoge sowie den Förderverein Protestantische Kirche.
Die Adressen der beteiligten Ateliers sind:
-Ingeborg Göschel: Johann-Georg-Lehmann-Straße 13
-Gerd Hauser: Im Vogelsang 9
-Alfred Nicolaus: Ludwig-Seibel-Straße 16
- Roland Würtz Leistadter-Straße14

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