Bad Dürkheim Sinnenfrohes Finale einer Konzertsaison

Wie sich malerisches Open-Air-Ambiente, Serenaden-Konzertprogramm, erwartungsfrohe Besucherstimmung und laue Sommertemperaturen beim Saison-Abschlusskonzert der Freinsheimer Von-Busch-Hof-Konzertant-Reihe zusammenfügten, hatte fast schon etwas Kitschiges. Doch der Samstagabend mit dem Busch-Hof Consort gestaltete sich im rappelvollen Innenhof musikalisch erfreulich geschmackvoll und so gar nicht bonbonrosa süß, sondern einfach sinnenfroh.

Was den Zuhörern einen genussreichen Abend bereitete, war ein klassisches Serenaden-Programm, das das Busch-Hof Consort mit Mitgliedern der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz und der Staatstheater Mainz und Wiesbaden ausgewählt hatte. Genussreich deswegen, weil der von hohen Steinhäusern umsäumte Innenhof einen perfekten Klangraum mit erstaunlicher akustischer Tiefe aufbietet, der selbst feinste Nuancen klar wahrnehmbar macht und auch Vogelgezwitscher oder Verkehrslärm problemlos außen vor lässt. So war Wolfgang Amadeus Mozarts „Serenata notturna“ (Serenade Nr. 6 D-Dur KV 239), Joseph Haydns „Abschiedssinfonie“ (Sinfonie Nr. 45 fis-Moll) und Franz Schuberts Jugendsinfonie Nr. 5 B-Dur D 485 eine tadellose, sogar Hortensien-geschmückte Bühne bereitet. Erfrischend vital stieg das Orchester in Mozarts Serenata ein. Der Eingangsmarsch profitierte von präzise miteinander kommunizierenden Streichern. Lustvolle Detailarbeit begeisterte nicht nur hier, im gesamten Programm erfreuten so mancherlei funkelnde Miniatur oder Phrasierung. Auf den Marsch folgte ein schwungvolles Menuett mit einem bezaubernden Trio. Delikatesse und Spiellaune bewies das Orchester bei den wunderbaren Wechselwirkungen zwischen den beiden Streichergruppen des finalen Rondos, pikant gewürzt durch Kontrabass und Pauke. Das Auditorium raunte bewundernd. Die Abschiedssinfonie von Haydn, die folgte, hat eine interessante Geschichte: Haydns Brotherr Fürst Nikolaus Esterházy verbot den Musikern, ihre Familien zu besuchen, solange er im Schloss weilte. So komponierte Haydn ein Schluss-Adagio, bei dem nach und nach alle Musiker bis auf zwei Geigen die Bühne verlassen. Der Fürst soll die Geste verstanden haben und gewährte seinem Orchester einen Tag Urlaub. Natürlich zelebrierte das Busch-Hof Consort stilecht seinen Abgang auf Raten und leitete so gekonnt zur Pause über. Zuvor interpretierte es, durch eine gut gelaunte Bläsertruppe aus Flöte, Oboen, Fagotte und Hörner erweitert, einen lebhaften Kopfsatz in fein abgestimmter Dynamik. In den eilenden Streicherklang mischte sich malerisch sanftes Blätterrauschen. Betörendes Klangfarbenspiel entwickelte sich im Adagio des zweiten Satzes. Herrlich authentisch entfaltete sich die Korrespondenz aus ersten und zweiten Geigen mit den schmeichelnden Oboen und Hörnern. Das Menuett bestach durch ansprechend herausgearbeitete Akzente und harmonische Tuttiwechsel. Wie zur Bestätigung für das temperamentvoll präsentierte Presto des Finalsatzes fegte eine Windbö durchs Auditorium, ehe das Schluss-Adagio des bekannte Ende nahm. Mit der Darbietung von Schuberts 1816 komponierter Jugendsinfonie wurden die Besucher vollends zufrieden gestellt. Das Busch-Hof Consort überzeugte durch sonore Klangwelten im Miteinander von gepflegt, aber leidenschaftlich aufspielenden Streichern und pittoresk leuchtenden Bläsern, in Dynamik und Agogik zupackend, ohne an Finesse einzubüßen. So geschehen im ersten Satz. Wie ein samtig-aromatischer Wein zeigte sich der zweite Satz, ausgewogen bis in Einzelheiten. Artikulationsfreudig, vollmundig in der Aussage und schlank in der Ausführung nahm der dritte Satz für sich ein. Die plastische Verve im Spiel und der überzeugende finale Gestus des Allegro vivace setzten dem Serenaden-Konzert eine glänzende Krone auf. Der mit Bravos durchsetzte Schlussapplaus wurde noch mit einer Zugabe aus dem Konzertprogramm belohnt. (twg)

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