Bad Dürkheim Steiniger wird Favoritenrolle gerecht

Da stößt man gerne an: Johannes Steiniger nimmt als neuer Wahlkreis-Abgeordneter für Neustadt/Speyer gestern Abend im Maler-Erns
Da stößt man gerne an: Johannes Steiniger nimmt als neuer Wahlkreis-Abgeordneter für Neustadt/Speyer gestern Abend im Maler-Ernst-Saal der Winzergenossenschaft die Glückwünsche seines Vorgängers Norbert Schindler und des CDU-Kreisvorsitzenden Markus Wolf (links) entgegen.

Johannes Steiniger hat das Direktmandat im Wahlkreis Neustadt-Speyer für die CDU verteidigt. Der nun auch legimitierte Nachfolger von Norbert Schindler, der den Wahlkreis seit 1994 sechsmal in Folge gewonnen hatte, kam auf exakt 40 Prozent der Erststimmen. Damit wies der 30-Jährige seine gleichaltrige Herausforderin Isabel Mackensen klar in die Schranken.

Für die Meckenheimerin sind 25,3 Prozent als Newcomerin freilich ein sehr achtbares Ergebnis. Zumindest lag sie damit über dem SPD-Ergebnis im Bund wie im Wahlkreis. Mit knapp 12 Prozent schnitt Wolfgang Kräher (AfD) als Drittbester ab, der 68-Jährige liegt damit im Bundestrend der Rechtspopulisten. „Das Gesamtergebnis stellt uns natürlich nicht zufrieden, wir haben doch massiv Stimmen verloren“, blickte Johannes Steiniger mit gemischten Gefühlen auf die CDU-Resultate im Bund und im Wahlkreis. Persönlich war der 30-Jährige, der mit gut 120 Parteifreunden im Maler-Ernst-Saal der Vier Jahreszeiten Winzer feierte, natürlich „froh, dass wir den Wahlkreis wieder deutlich gewonnen haben“. Mit Blick auf den Bundestag, dem Steiniger seit 2013 angehört, sei die Situation „aus meiner Sicht sehr kompliziert“: Angesichts des Abschneidens einer „starken FDP und starken Grünen“ erwartet der Abgeordnete „sehr schwierige und langwierige Koalitionsverhandlungen“. Auch allgemein werde sich „mit den neuen AfD-Kollegen im Bundestag etwas verändern“. Bei aller Zufriedenheit über das Direktmandat für seinen Nachfolger machte Norbert Schindler aus seiner Enttäuschung über das Abschneiden der CDU vor Ort kein Hehl: „Ich bin schon erschrocken, dass das so bis in den Wahlkreis durchgeschlagen ist – und zwar bei Erst- und Zweitstimme.“ „Das ist ein sehr, sehr bitterer Abend für die SPD“, sagte Isabel Mackensen. Weder bei den Erst- noch bei den Zweitstimmen habe man erreicht, was man sich vorgenommen hatte. „Ich habe keinen Hehl daraus gemacht, dass ich das Direktmandat gewinnen will. Und ich habe alles gegeben“, so die 30-Jährige. Aber auch Johannes Steiniger habe „ein wahnsinniges Pensum absolviert und nicht unverdient gewonnen“. Dass die SPD auf Bundesebene sofort verkündet habe, nicht mehr für eine Große Koalition zur Verfügung zu stehen, begrüßt Mackensen: „Ich habe schon vor vier Jahren gegen die GroKo gestimmt.“ Sein Bekanntheitsgrad sei für ein besseres Ergebnis nicht hoch genug gewesen, sagte AfD-Direktkandidat Wolfgang Kräher. Er ordnete das Resultat als respektabel ein. Auf das Gesamtergebnis der AfD dagegen sei er stolz. Er freue sich, dass das Ziel erreicht worden sei, drittstärkste politische Kraft in Deutschland zu werden, sagte der Dürkheimer, der kurz zuvor beim AfD-Wahltreffen im Bobenheimer Restaurant „Exquisite“ eingetroffen war. Sehr zufrieden war FDP-Kandidat Markus Dürr: „Wir haben im Wahlkreis und auf Bundesebene ein großartiges Ergebnis erreicht.“ Mit seinen knapp sieben Prozent bei den Erststimmen kann der 23-Jährige gut leben – schließlich habe man das Ergebnis im Vergleich zu 2013 verdoppelt. Die Bürger hätten gemerkt, „dass die liberale Stimme der Mitte im Bundestag in den vergangenen vier Jahren gefehlt hat“. Mit dem Abschneiden der Grünen von knapp 9 Prozent auf Bundesebene und ihr eigenes Ergebnis von 7,6 Prozent zeigte sich Misbah Khan sehr zufrieden: „Wir haben einen reinen Zweitstimmenwahlkampf geführt und unser Ergebnis im Vergleich zum letzten Mal etwas verbessern können.“ Erschreckend sei allerdings zu sehen, wie stark die AfD geworden sei, sagte die 27-Jährige aus Meckenheim. „Der Ball liegt bei der Union“, so Khan zur möglichen Jamaika-Koalition. Für die Grünen wäre dies nur akzeptabel, wenn es grüne Ergebnisse brächte. Dass er bei den Erststimmen „leider hinter den Kandidaten der anderen Parteien“ lag, konnte Max Keck (Linke) verschmerzen: „Uns waren die Zweitstimmen sowieso wichtiger. Da sehe ich leichte Zuwächse bei uns“, meinte der 20 Jahre alte Böhl-Iggelheimer. Auf Bundesebene habe die Linke leider nicht das erhoffte zweistellige Ergebnis erzielt. „Mit der AfD ist künftig der Rassismus im Bundestag, und die FDP kommt wahrscheinlich in die Regierung“, so Keck: „Ich befürchte mehr Sozialabbau ...“

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