Bad Dürkheim SWR3-Comedy-Festival: Duo Mundstuhl lässt kein Klischee aus

Kostümiert in Pink: Mundstuhl als Flamingos im Streit.
Kostümiert in Pink: Mundstuhl als Flamingos im Streit.

Mundstuhl schließt den ersten, ziemlich kühlen Abend beim Comedy-Festival ab. Eine Mundstuhl-Show zu besprechen, ist kein einfaches Unterfangen. Zum einen lebt ihre Komik stark von der sorgfältig getimten Hektik, mit der Lars Niedereichholz und Ande Werner ihr Gagfeuerwerk abbrennen. Zum anderen geht ein Großteil ihrer Witze unter die Gürtellinie. Der Hinweis „ab 16“ auf der Eintrittskarte ist ein ernst gemeinter Rat.

Als Flamingos in pinken Trikots geraten die Hessen in Streit, warum das Disneyland in Fort Lauderdale nicht zu finden war. Schließlich fällt ihnen doch noch auf, dass der Vergnügungspark in Orlando liegt. Ein Tonproblem mit dem Funkmikrofon überspielen die Profis mit einer spontanen Choreografie „für die, die de Fernsehä nach dem ganze Krach leisä gedreht habbe“.

Als Peggy und Sandy aus dem Osten in Frauenkleidern und Perücken lassen sie kein Klischee aus. Die beiden haben mit 23 und 24 Jahren schon jeweils drei Kinder, Sandy schon Enkel, Peggys rechtsradikaler Sohn hat eine 38-jährige Freundin, die mit Peggys Mutter die Grundschule abgebrochen hat. Beide beziehen alles, was es an staatlichen Unterstützungen gibt, wobei Peggy jetzt einen Job hat – als Webcam-Girl. Auch in ihren Paraderollen als Dragan und Alder begeistern Mundstuhl ihr Publikum mit kruden Geschichten aus der Kleinkriminalität.

Dass sie immer noch keine Kompromisse in Sachen Pietät machen, zeigt das Duo mit ihrer Nummer Sigroy und Fried. Mit amerikanischem Kaugummiakzent, Glitzerjacketts im Las-Vegas-Stil, Sigroy verwirrt und zittrig am Rollator, über den ein Tigerfell drapiert ist. Ja, „vom dem Tiger, der de Sigroy in de Kopp gebisse hat“.

Ihrem Publikum gefällt es und so verabschiedet es Mundstuhl mit wärmendem Applaus in die kalte Augustnacht.

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