Bad Dürkheim Vermisster Junge in Wachenheim: Schwere Vorwürfe gegen Parkbetreiber

Das Kettenkarussell ist eine der jüngsten Attraktionen im Kurpfalzpark. Gegenüber ist der Spielplatz, auf dem der Junge gefunden
Das Kettenkarussell ist eine der jüngsten Attraktionen im Kurpfalzpark. Gegenüber ist der Spielplatz, auf dem der Junge gefunden wurde.

Für die Frankenthalerin Tina Hadamschäck endete ein Familienausflug mit drei Kindern in den Wachenheimer Kurpfalzpark alles andere als vergnüglich. Ihr sechsjähriger Sohn war am Sonntag mehr als eine Stunde verschwunden. Er wurde später zwar wohlbehalten auf dem Spielplatz gefunden. Das Parkpersonal sei jedoch äußerst unfreundlich gewesen und habe ihr bei der Suche nicht angemessen geholfen, sagt sie. Der Geschäftsführer weist die Vorwürfe zurück und spricht von Beleidigungen einer „hysterischen“ Frau.

„Ich war völlig verwirrt von so viel Kälte in einem Kinderfreizeitpark!“, schreibt die 38-Jährige noch am selben Abend wütend in einer Beurteilung auf die Facebook-Seite des Parks. Und für sie steht fest: „Ich werde nie, nie, nie wieder in diesen Park gehen.“ Gegen 15 Uhr am sonnigen Sonntagmittag war plötzlich ihr Sechsjähriger weg. Die fünfköpfige Familie aus Frankenthal war zusammen mit einer Freundin und deren erwachsener Tochter nach Wachenheim in den Vergnügungspark gekommen. Die Tochter der Freundin, 29, zog mit dem Jungen los zur Hängebrücke, schildert Mutter Tina. Doch dann muss es Abstimmungsprobleme gegeben haben, der Junge sei der 29-Jährigen wohl weggelaufen, sagt Hadamschäck – auch am Folgetag im Gespräch mit der RHEINPFALZ noch hörbar geschockt. Die Familie beginnt zu suchen. Alle machen mit: die elfjährige Tochter, der neunjährige Pflegesohn, Vater Matthias und die Freundin mit Tochter. Aus Tina Hadamschäcks Sicht eine Suche unter immer größer werdender Angst, da die Hängebrücke übers Wasser führt und der Sechsjährige noch nicht schwimmen kann. Und sie wisse, wie sich Angst anfühlt. Angst, den Sohn zu verlieren, erzählt die 38-jährige Grundschullehrerin. In den ersten vier Lebensjahren sei der Kleine schwer krank gewesen. „Atemstillstand, Not-OPs“, das könne man nicht vergessen. Das allerdings konnten die, die sie bei der Suche um Hilfe bittet, nicht wissen.

Mitarbeiter "verdrehten die Augen"

Sie habe in der Pommesbude telefonieren, das Personal am Eingang informieren wollen. Vier Erwachsene aus ihrer Gruppe, alle mit Handy, hatten keinen Empfang. Die beiden Mitarbeiter der Pommesbude hätten jedoch die Augen verdreht. Schließlich hat doch jemand parkintern an der Kasse angerufen. Eine Beschreibung ihres Kindes habe sie nicht weitergeben können – „das Personal weigerte sich“, sagt sie. Deshalb habe sie sich selbst auf den Weg zur Kasse am Eingang gemacht. Ein unwirscher Mann habe sie empfangen, er wisse Bescheid, hier sei kein Kind. „Keine Nachfrage wie alt er sei. Nichts!“ Stattdessen habe er sie auf ihre Aufsichtspflicht angesprochen und gefragt: „Ist es mein Problem, dass Sie ihr Kind verloren haben?“ – woraufhin offenbar ein Streit zwischen beiden ausbrach, bei dem sie ihn als „A...“ bezeichnet habe und er ihr mit erhobenen Fäusten gedroht habe, den Kassenraum zu verlassen. Kurz danach, um 16.01 Uhr, habe ihr Mann sie benachrichtigt. Der Sohn sei gefunden: wohlauf auf dem Spielplatz in einem Tunnel... Er kannte den Spielplatz von früheren Parkbesuchen und dachte offensichtlich, dorthin würden die anderen auch kommen. Um 16.04 Uhr ruft sie – nun hat ihr Handy wieder Empfang – die Polizei an und schildert den Vorfall sehr aufgeregt.

Geschäftsführer: Frau hat sich übelst benommen

Ein Vorfall, den die Parkleitung ganz anders sieht. Der Geschäftsführer des Kurpfalzparks, Peter Braun, weist die Vorwürfe der Frankenthalerin auf RHEINPFALZ-Anfrage entschieden zurück und beklagt, selbst von der Frau beleidigt worden zu sein. Braun war jener Mann am Eingang. Die Mutter sei vielmehr „ganz hysterisch“ zu ihm gekommen und habe mit rechtlichen Konsequenzen gedroht. „Sie hat sich übelst benommen“, sagt Braun. Dabei habe er zu diesem Zeitpunkt schon alles im Griff gehabt, Personal an Fahrgeschäften und dem Expresszug habe er gleich nach dem Anruf aus der Pommesbude informiert. „Außerdem ist der ganze Park eingezäunt, da kann keiner raus. Noch nie ist bei uns ein Kind verschwunden.“ Dass noch nie jemand verschwunden ist, kann der Leiter der Dürkheimer Polizei, Thomas Jung, auf Nachfrage bestätigen. Jung wird voraussichtlich die im Raum stehenden Vorwürfe von unterlassener Hilfeleistung und Bedrohung beziehungsweise Beleidigung auch staatsanwaltlich prüfen lassen. Wobei Jung betont, dass eine gefühlte Drohung nicht automatisch den strafrechtlichen Tatbestand der Bedrohung erfülle.

Facebook-Beurteilung 750 Mal geteilt

Beide Beteiligte, Mutter Hadamschäck sowie Parkbetreiber Braun, erwägen jeweils Anzeige zu erstatten, wie sie unabhängig voneinander erklärten. Weiter aufgebracht hat Braun der wütende Post auf Hadamschäcks privater Facebook-Seite, den sie am selben Abend wie die Parkbeurteilung formuliert hat und der offensichtlich Sätze wie „Zeig mir den Typen, der das gemacht hat“ zur Folge hatte. „Kommentare von Unbekannten“, sagt die 38-Jährige. Am Morgen danach war er „mehr als 750-mal geteilt“ worden. Damit hatte sie nicht gerechnet und den Beitrag dann auf nicht-öffentlich gestellt. Die Kurpfalzparkleitung hat trotzdem einen Screenshot und spricht ihrerseits nun von Bedrohung. „Ich lasse mich nicht von Idioten beschimpfen“, sagt Braun. „Das ist Bullshit und üble Nachrede.“ Jener Sonntagnachmittag wird wohl ein Nachspiel haben – ein Nachmittag, der hätte vergnüglicher sein können.

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