Bad Dürkheim Vertreibung, Freiheit und britischer Humor

Französisch ausgelassen: die Tanzgruppe bei einer „Chapeloise“.
Französisch ausgelassen: die Tanzgruppe bei einer »Chapeloise«.

Wenn ein Damenhut sich mit dem eleganten Herrenhut, dem Borsalino, unterhält, dann ist Italien in Bad Dürkheim. Und auf Französisch geht es um nichts Geringeres als die Freiheit. Szenen des Europa-Konzerts der Dürkheimer Musikschule am Samstag im Dürkheimer Haus, bei dem es mal schwermütig, mal ausgelassen-fröhlich zuging.

Anna Auclair hatte mit den Ensembles der Musikschule und Gästen ein Programm zusammengestellt, das das Motto „In Vielfalt geeint“ in den Mittelpunkt des Konzerts mit rund 50 Mitwirkenden stellte. Zur Einstimmung zog die Gesangsgruppe Tetix zu einer Vokalise in den Saal ein. Bei diesem „Lied ohne Worte“ wird nur auf Vokale gesungen. Mit einer Rezitation von Heinrich Heines Nachtgedanken führte Eva Mittrücker das Programm fort und leitete über zu Griechenland als erster Station. Das Neustadter Quartett „Gypsy Gold“ begleitete die Gruppe „Internationale Kreistänze TV Dürkheim“ zu zwei traditionellen Tänzen. Italien wurde von Tetix mit „Santa Lucia“ besungen und von Eva Mittrücker mit „Szenen einer Ehe“ von Robert Gernhardt ausgeschmückt. Für den munteren Dialog des Damenhuts in ihrer linken mit dem Borsalino in der rechten Hand erhielt sie viel Beifall. Ernster wurde es beim Übergang nach Spanien und Portugal. Die sephardischen Lieder von Flucht und Vertreibung spanischer Juden stimmten trotz des in Originalsprache gesungenen Textes nachdenklich, ebenso wie das während der „Nelkenrevolution“ 1974 von der Diktatur in Portugal verbotene Lied „Grândola vila morena“ des Liedermachers José Afonso. Den kraftvollen Vortrag übernahm das Ensemble „Imperfetti“, zu dem sich Annette Weigert, Anna Auclair, Tina Martin, Klaus Schindlbeck und Josef Bodes zusammengetan hatten. Auf das französische Chanson „Ma Liberté“ von Georges Moustaki, das Uta Schneller am Klavier sang und spielte, folgte eine fröhliche und ausgelassene „Chapeloise“ der Tanzgruppe. Den typisch britischen Humor persiflierte Klaus Schindlbeck mit dem bekannten „Pomp and Circumstances“ von Edward Elgar auf der Sopranino-Blockflöte und einem Dudelsack, während Delia Stegarescu die Melodie effektvoll auf dem Klavier interpretierte. Irland inspirierte das Trio Soraya Coulliez (Altblockflöte), Bernd Wipfler (Gitarre) und Klaus Schindlbeck (Akkordeon) zu einem „Air“ von Finlay McRae. In die nordischen Ländern des europäischen Kontinents ging es mit „Solveighs Lied“ aus Peer Gynt von Edvard Grieg. Die Sopranistin Michelle-Marie Nicklis gestaltete es mit ihrem Klavierbegleiter David Heiner zu einem ergreifenden Höhepunkt des Abends. An die schwermütige Stimmung schloss sich das schwedische „Gamla Moder Jord“ (Ruf an die Erdmutter) der Gruppe Tetix an, auf das Annette Weigert mit dem finnischen Volkslied „Die Sterne“ folgte. Bei dem folgenden estländischen „Saarema Walzer“ durfte das Publikum mittanzen. Nach der Pause waren die slawischen Länder an der Reihe, bei denen das Quartett Gypsy Gold mit Geige, Akkordeon, Gitarre und Klavier schon mit dem Kalinka-Medley für eine mitreißende russische Stimmung sorgte. Für Österreich hatte sich Klaus Schindlbeck etwas Besonderes einfallen lassen: Geschickt mischte er Mozart mit Texten von Stofferl Well von den Biermöslbloasen.

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