Bad Dürkheim Vom Wesen einer Landschaft: Gedenkausstellung für Wolf Heinecke

Auenlandschaft: Kohlezeichnung von Wolf Heinecke (Ausschnitt).
Auenlandschaft: Kohlezeichnung von Wolf Heinecke (Ausschnitt).

Der Kunstverein Bad Dürkheim ehrt mit einer Gedächtnisausstellung den 2022 verstorbenen Dürkheimer Zeichner und Maler Wolf Heinecke. Heinecke widmete sich vor allem der Landschaftsmalerei. Mit verschiedenen Stilen und Techniken versuchte er vor allem das Wesen der jeweiligen Landschaft einzufangen.

Henning und Gisela Bauer vom Kunstverein Bad Dürkheim freuen sich, mit dem 1929 in Friedrichroda, Thüringen, geborenen Heinecke einen überregional bekannten Künstler vorstellen zu dürfen, der in Bad Dürkheim lebte und arbeitete. Genauer in Bad Dürkheim-Leistadt, einem auf einem „Berg“ gelegenen Stadtteil mit dem Slogan „der Sonne am nächsten“. Dort bezog er 1990 gemeinsam mit seiner Frau ein nach seinen Wünschen errichtetes Haus.

Aus seinem Atelier konnte Heinecke ins „Tal“ und in die Ferne blicken. Landschaft genießen. Einige seiner Bilder entstanden rund um Leistadt. Gisela Egger-Heinecke, seine Witwe, erinnert sich, dass sie oft gemeinsam in der Natur saßen und zeichneten. Das sei wie Meditation gewesen.

Goldene Stunde oder Wüstensand?

Eine ausgestellte Kohlezeichnung auf braun-beige eingefärbtem Hintergrund zeigt eine Streuobstwiesenlandschaft, wie man sie in der näheren Umgebung finden kann. Das ungewöhnlich breite und schmale kinoleinwandartige Format lässt ein Gefühl von Weite entstehen. Der sandfarbene Hintergrund könnte ein Hinweis auf den Lehmboden sein, erzeugt aber auch eine Lichtstimmung, wie sie in der goldenen Stunde entsteht. Vielleicht ist aber auch die Luft durch Wüstensand gefärbt, was bei seltenen Wetterlagen im Sommer vorkommen kann.

Faszinierend fand Heinecke außerdem Auenlandschaften, besonders bei Hochwasser. Das Ehepaar wohnte zuvor im Mannheimer Stadtteil Neckarau, nicht weit von Altrheinarmen entfernt. Eine Kohlezeichnung zeigt einen knorrigen Baum, der sich im Wasser spiegelt. Das Bild mutet fast abstrakt an, mit etwas Fantasie könnte man in der Spiegelung auch einen Läufer entdecken. Eine weitere Zeichnung widmet sich der Struktur der Rinde eines Baumstamms und wird dabei selbst zur Struktur. Wichtig war ihm nicht die genaue Wiedergabe der Landschaft, sondern das Wesen einer solchen zu erfassen.

Auch mit Farbe experimentiert der Künstler: Eine Odenwälder Landschaft mit dramatischem Himmel besteht aus Blautönen, eine Waldlichtung entsprechend aus Grüntönen – mit einem weiß-grauen Lichtfleck.

Das „Geheimnis“ des roten Punkts

Nur selten arbeitet der Künstler mit unterschiedlichen Farben, eher nutzt er wenige Farbtupfer um beispielsweise Frühlingsakzente in Zeichnungen zu setzen. Egger-Heinecke verweist aber gerade bei einem erstaunlich farbigen Bild auf einen roten Klebepunkt. Damit kennzeichnete ihr Mann Bilder, die er nicht verkaufen wollte, weil sie für ihn eine besondere Bedeutung hatten. Dieses Bild ist abstrakt, man könnte aber auch eine Tanzszene darin erkennen. Seine Landschaftsbilder sind dagegen immer menschenleer. Auch Tiere sieht man nicht in ihnen.

Ein weiteres Bild fällt aus der Reihe: Auf der 1965 entstandenen Lithografie sieht man vor blass-türkisgrauem Hintergrund mit kleinen runden Strukturelementen eine archaische Figur: ein runder Kopf mit Augen und „pinocchioartiger“ Stabnase sitzt auf einem bildfüllenden Strichmännchen mit ausgebreiteten Armen und kräftigen Schenkeln. Stilistisch erinnert der runde Kopf an Miró – allerdings ohne dessen fröhlich-bunte Farbigkeit.

Im Westen Zuflucht und Anerkennung gefunden

Vermutlich ist das Bild von seiner Zeit als Kunststudent an der Staatlichen Hochschule für Baukunst und bildende Künste in Weimar geprägt, wo er 1947 ein Kunststudium begann, nachdem er ein Jahr zuvor durch Künstler des Bauhauses in Weimar mit moderner Kunst in Berührung gekommen war. Da 1951 die Akademie aufgelöst werden sollte und Heinecke kein Interesse daran hatte, seine Bilder im „sozialistischen Realismus“ zu gestalten, brach er 1950 „in den Westen“ auf. Erst lebte er in Berlin, 1952 in Mannheim, seit 1990 in Bad Dürkheim. Er wurde Mitglied des BBK Mannheim-Heidelberg, des Künstlerbundes Rhein-Neckar und der „Neuen Darmstädter Sezession“, einem weiteren Künstlerbund.

1969 gewann Heinecke den achten Internationalen Miró-Preis für Zeichnungen in Barcelona, 1973 den Willibald-Kramm-Preis in Heidelberg und 1984 den Varnholt-Preis in Mannheim. Einige Zeichnungen und Aquarelle befinden sich im öffentlichen Besitz, unter anderem in der Mannheimer Kunsthalle, und der Länder Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Hessen. Er konnte von seiner Kunst leben, was ihm ein wichtiges Anliegen war, wie seine Biografie „Mit meinen Augen“ verrät.

Die Ausstellung

Vernissage am Sonntag, 13. Oktober, 11 Uhr; geöffnet ist die Ausstellung in der Burgkirche Bad Dürkheim, Leiningerstraße, an den Freitagen 18. und 25. Oktober, 17 bis 19 Uhr, an den Samstagen 19. und 26. Oktober, 11 bis 15 Uhr, und an den Sonntagen 20. und 27. Oktober, 11 bis 15 Uhr.

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