Gönnheim Warme Kugeln für das Schweinchen: Boule im Winter

Johannes Horres, Ralf Gabriel und Klaus Heinrich Naab (von links) präsentieren den Kugelwärmer.
Johannes Horres, Ralf Gabriel und Klaus Heinrich Naab (von links) präsentieren den Kugelwärmer.

„Le jeu pour le plaisir“ – dieses Motto nimmt der Boule-Club Gönnheim ernst. Spielen aus Vergnügen und wegen der Geselligkeit – auch im Winter. Dafür hat der Club aufgerüstet.

„In Frankreich geht man hinter eine Kirche und dann steht da eine Flasche Rotwein.“ So treffe man im Herkunftsland Boule-Spieler an, erzählt Klaus Heinrich Naab. Er ist technischer Leiter im Boule-Club Gönnheim, den die Redaktion der RHEINPFALZ bei einem herbstlichen Spielabend besucht. Rotwein haben die Gönnheimer auch im Angebot, sogar alkoholfreies Bier. Getrunken wird selbstverständlich vornehmlich Schorle. „Wir sind in der Pfalz!“, betont der 69-Jährige.

Die Antwort auf die Frage, wie es im Herbst und Winter mit Boule und Schorle weitergeht, brodelt am Eingang der Boule-Anlage. „Wir haben unseren Kugelwärmer extra angeworfen.“ Ralf Gabriel, erster Vorsitzender, präsentiert stolz den brennenden Ofen. Darauf ist ein Gestell montiert, auf dem man die Kugeln mit genug Abstand vom Feuer ablegen kann. Die rund 700 Gramm schweren Stahlkugeln nehmen im Winter die Außentemperatur an. Ohne den Kugelwärmer wäre es nur möglich, mit störenden Handschuhen zu spielen.

Die Stahlkugeln dürfen sich im Winter am Ofenfeuer aufwärmen.
Die Stahlkugeln dürfen sich im Winter am Ofenfeuer aufwärmen.

Dem Winter trotzen: Drainagen und Glühwein

Weitere Maßnahmen gegen Kälte und Dunkelheit zeigen Gabriel und Naab bei einem Rundgang über die Anlage. Die drei Spielflächen werden mit einer Flutlichtanlage beleuchtet. Die Spieler können sogar zwischen verschieden Lichteinstellungen wählen. Die Spielflächen selbst haben verschiedenen Drainagen, damit Regenwasser abfließen kann und keine Pfützen entstehen. Gespielt wird also bei fast jedem Wetter. Und wenn es schneit? „Das macht dem Schnee nichts aus“, sagt Klaus Heinrich Naab schmunzelnd. Gegen die Kälte kann die Schorle ausnahmsweise durch Glühwein ersetzt werden. Grundsätzlich ist für das Wohl der Spieler gut gesorgt. „Die Frauen wollten irgendwann eine Toilette“, erzählt Naab. Die gibt es mittlerweile im beheizbaren Clubhaus, in dem sich neben dem Bad eine kleine Küche befindet.

Die gut ausgestattete Anlage ermöglicht ein wahrlich geselliges Spiel. „Wir sind freizeitorientiert“, erzählt Ralf Gabriel. Ehrgeiz habe man schon, ergänzt Naab. Aber man sei nicht verbissen. Eben „pour le plaisir“ – zum Vergnügen. Dafür ist Boule nach Gabriels Meinung der richtige Sport. Man müsse sich nicht groß vorbereiten, nicht aufwärmen oder umziehen, aber man bewege sich im Freien. Die Ausrüstung bestehe lediglich aus den Kugeln, die nicht teuer sein müssen. Außerdem sei Boule bis ins hohe Alter möglich. Mit 56 Jahren ist Ralf Gabriel der jüngste Spieler im Club. Er würde sich über mehr junge Mitglieder freuen, erzählt er. Ein Ferienprogramm für Kinder und Jugendliche habe leider niemanden dauerhaft begeistert. „Der Spielsinn geht verloren“, vermutet Naab.

Die Flutlichter ermöglichen das aus Frankreich stammende Spiel auch an einem Winterabend.
Die Flutlichter ermöglichen das aus Frankreich stammende Spiel auch an einem Winterabend.

Das Schweinchen werfen

Spielsinn muss zum Abschluss bewiesen werden. Wenn die Redaktion beim Boule-Club zu Besuch ist, wird das Spiel selbstverständlich getestet. Also: In den markierten Kreis treten und das Schweinchen werfen. Hierbei handelt es sich glücklicherweise nicht um ein rosiges Ferkel, sondern um eine kleine hölzerne Zielkugel. Die handwarmen Stahlkugeln müssen so nah wie möglich am Schweinchen platziert werden. Das klappt besser als erwartet – aber nicht wirklich gut. Die Kugel springt auf dem Kiesuntergrund nach dem ersten Aufkommen nicht mehr weit. Die zweite Kugel fliegt weiter, aber auch weiter weg vom Schweinchen.

Die Club-Mitglieder sind zielsicherer. Ihr Spiel geht gemütlich voran, nebenbei wird geplaudert. Dennoch wird die Position der geworfenen Kugeln genau beäugt. Einen guten Wurf gönnt man dem Mitspieler trotzdem gerne. Es müsse sich keiner beweisen, meint Naab. Zum sportlichen Sinn kommt ein Kriterium hinzu, das ihn vom Boule-Club überzeugt: „Die Gönnheimer sind nette Leute!“

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