Obermoschel 100. Todestag: Richard Müller – ein Pfälzer durch und durch

Richard Müller bezeichnete sich selbst als „Reimeschmied“, Paul Münch nannte ihn „gottbegnadeter Dichter.
Richard Müller bezeichnete sich selbst als "Reimeschmied", Paul Münch nannte ihn "gottbegnadeter Dichter.

Nach Paul Münch war der Obermoscheler Richard Müller der wohl bekannteste große Klassiker pfälzischer Mundartdichtung. Vor 100 Jahren, am 5. August 1924, starb er. Aus diesem Anlass erinnert am Freitag, 2. August, ein Vortrag in Obermoschel an Müller.

Paul Münch bezeichnete Müller einst als einen „gottbegnadeten Dichter“, er selbst sei nur ein „Reimeschmied“. Am Freitag, 2. August, 19 Uhr, erinnern Professor Rainer Schlundt und Karl Ruppert im Restaurant Schlundt an das Wirken von Richard Müller.

Geboren wurde Müller am 17. Juni 1861 in der Entengasse in Obermoschel. Sein Vater war selbstständig mit einer Gerberei. Wegen einer besseren Ausbildung besuchte er die Volks- und Realschule in Alzey, wo er bei zwei Tanten lebte. Als einziger Sohn wird er vom Vater gedrängt, das Geschäft in Obermoschel zu übernehmen, was er nach einer Ausbildung im Gerberhandwerk auch macht. Dennoch findet er immer noch Zeit und Muße, sich seinem eigentlichen „Metier“, dem Schreiben, zu widmen. Mit 28 Jahren heiratet er die 21-jährige Philippine Vogt vom Montforter Hof. Sie haben zwei Söhne Karl (1890 geboren) und Reinhardt (1901). 1904 baut Müller seine Sandsteinvilla („Loschement“) gegenüber dem damaligen Bahnhof, die er bis zu seinem Tod bewohnt, heute liegt der Eingang des Hauses an der nach ihm benannten Richard-Müller-Straße.

Stücke machen schnell Furore

Mit zwölf Jahren fing Richard Müller an zu schreiben. Mit Gedichten, Novellen, Romanen und kleinen Theaterstücken – alle auf Hochdeutsch – macht er schnell Furore. Er engagiert sich vor allem fürs Theater und bringt seine Stücke mit Schulkameraden „auf die Bretter“. Seine hohe Begabung liegt jedoch in der pfälzischen Mundartdichtung und im Nordpfälzer Dialekt. Mit den Jahren entsteht eine Reihe exzellenter Veröffentlichungen. Darunter sind fünf Gedichtbände, vier Lustspiele, drei Romane und zwei Dorfgeschichten sowie viele Kurzgeschichten. 1899 wird mit „Hinnerm Dunnersberg-Dichtung in Nordpfälzer Mundart“ Müllers erste Veröffentlichung publiziert. Die Erstausgabe enthält 45 Gedichte, davon 14 auf Hochdeutsch. Im Buchanhang werden zudem alle verwendeten Mundartbegriffe ins Hochdeutsche übersetzt. Bekannteste Werke sind wohl „Der Quetschekuche“, die „Fahneweih“ und „Aus de Parrstunn“. Dabei ist ihm der Mensch und sein geistiges Bild wichtig in seinen poetischen und manchmal auch melancholischen Betrachtungen. Seine Figuren entstammen überwiegend dem kleinbürgerlichen Milieu.

„Mei Herz ist uff die Palz geeicht“

1902 erfolgt das zweite Werk „Pälzer Luscht und Lewe“. Es beinhaltet 58 Mundartgedichte, 14 Gedichte in Hochdeutsch und ein Festspiel zum Besuch und Empfang des Prinzen Ludwig von Bayern auf der Moschellandsburg. Am bekanntesten sind wohl die Gedichte „Iwerall Palz“, „Buwedings“ oder „Er muss! – E Gardinepredigt“. 1911 erscheint „Altes und Neues“. Das Buch beinhaltet alte und 29 neu verfasste Gedichte wie „Mein Palz“ und „Pälzer Deitsch“ mit den so oft zitierten Worten „Mei Herz is uff die Palz geeicht“.

1917 erscheint „Der Krieg deheem“. 25 Gedichte umfasst dieses Buch und beschäftigt sich ab und an sozialkritisch, teils patriotisch mit dem Thema Krieg.

Der Nordpfalz ein Denkmal gesetzt

Bereits 1905 erscheint das wohl bekannteste Werk Müllers „Das Schneidersche vun Mackenbach – Ein Dorfidyll in Pfälzer Mundart“, 1909 erfolgt „Die Budderbärwel vun Diefethal – Dorfbilder in Pfälzer Mundart“. Die erfolgreichen Bücher werden sogar in den Jahren 1959 und 1978 nochmals als Zusammendruck aufgelegt und machen Müller über die Grenzen der Pfalz hinaus bekannt.

So richtig charakterisiert er die Pfälzer Menschen mit den vier Lustspielen „Die Borjemeschterwahl“, „’S große Loos“, „Des Wassermüllers Lottsche“ und „Meister Wollmaus oder die Feschdredd“. Daneben veröffentlicht Müller noch drei Romane: 1918 „’s Lorchen vom Hof“, 1920 „Die Schneidmüllersbuben“ und 1924 „Der Schluri“. Müller verfasst auch Musikstücke. Das Kinderlied „De Butzebär“ wird 1955 vertont.

Müller ist ein Nordpfälzer durch und durch und ein Pfälzer mit Leib und Seele. Er ist in seiner Heimat verwurzelt, in der Sprache, wie sie dort gesprochen wird und bei den Menschen, die dort leben. Der Heimatdichter ist auch ein geselliger Mensch. Jeden Abend schnuppert er „e bißche Wirtshausluft“.

Ehrenbürger der Stadt

Für die Gemeinschaft übernimmt er Verantwortung als Vorsitzender des Obermoscheler Militärvereins und Präsident des Nordpfälzer Sängerbundes. In schweren Zeiten ist er auch eine Zeitlang Stadtbürgermeister in Obermoschel.

Am 5. August 1924 verstirbt Müller mit 63 Jahren in seinem „Loschement“ und wird auf dem Friedhof Obermoschel beigesetzt. Als Ehrenbürger der Stadt genießt er ewiges Ruherecht. Mit seinem literarischen und mundartlichen Schaffen hat er seiner Nordpfälzer und Pfälzer Heimat ein Denkmal gesetzt und einen großen Dienst erwiesen. Der Mutterstadter Schulrektor Franz Jilg richtete ihm zu Ehren 2003 in der Synagogenstraße in einem eigens dafür erworbenen Haus eine „Richard-Müller-Stubb“ ein und präsentierte lange Jahre dabei seine Privatsammlung und Leihgaben.

Diese Tafel erinnert in Obermoschel an seinem Wohnhaus an den Mundartdichter, der vor 100 Jahren starb.
Diese Tafel erinnert in Obermoschel an seinem Wohnhaus an den Mundartdichter, der vor 100 Jahren starb.

Die Stube musste wegen Schimmelbefalls leider geschlossen werden. Alle Unterlagen sind jetzt in einer Vitrine im Rathaus, so Stadtbürgermeister Ralf Beisiegel.

Der aus Obermoschel stammende und in Niedermoschel lebende Marco Schäfer verfügt ebenfalls über eine sehr große Sammlung von Original-Richard-Müller-Werken. Der Erinnerungsabend im Restaurant Schlundt soll dazu dienen, dass Müller nicht vergessen wird.

Die Richard-Müller-Stube wurde geschlossen.
Die Richard-Müller-Stube wurde geschlossen.
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