Donnersbergkreis 25 und schon auf Nostalgie-Trip

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Er nimmt kein Blatt vor den Mund: Luke Mockridge, Gewinner des Deutschen Comedypreises 2013 in der Kategorie „Bester Newcomer“ und bekannt aus seinen Auftritten in den TV-Shows „Nightwash“ und „TV Total“, war am Freitagabend mit seinem Programm „I’m lucky, I’m Luke“ in der Stadthalle in Kirchheimbolanden zu Gast.

Um 20 Uhr soll der 25-jährige Bonner auf der Bühne stehen. Eine Viertelstunde davor stehen die rund 200 Besucher aber noch vor verschlossenen Saaltüren. Dann aber öffnen sie sich, und Mockridge setzt pünktlich mit seiner Entschuldigung ein: „Sorry, ich bin erst um 19.45 Uhr angekommen, aber mein Navi hat mich gefragt, willst du wirklich nach Kirchheimbolanden?“. Die ersten Lacher. In seinem über zweistündigen Programm schafft es Mockridge, mit seinem meist gleichaltrigen oder jüngeren Publikum auf einer Wellenlänge zu liegen. Der dritte von sechs Söhnen der „Springmaus“-Theatergründer Margie Kinsky und Bill Mockridge erzählt zunächst aus seiner Kindheit. „Ich bin ein Junge der 90er. Ich spiele euch mal ein Lied aus dieser Zeit, und ihr müsst erraten, was es ist.“ Ein paar Anschläge am Piano genügen: „Lemon Tree von Fool’s Garden“, tönt es aus dem Saal. Mockridge berichtet von seinem rassistischen Opa, der „coolen Oma“, stimmte ein Medley der Backstreet Boys an und spielt den Titelsong der 90er Zeichentrickserie „Gummibärenbande“. Komisch seine Anekdote, wie er von seiner Mutter beim Pornogucken und Masturbieren erwischt wird. „Meine schalldichten Kopfhörer waren schuld. Als ich sie ablegte, stand auf einmal ein Teller mit Käsebrot und ein Kakao neben mir.“ Was in der Zeit geschah, in der er auf den Laptop starrte, kann sich der Patensohn von Dirk Bach nur ausmalen. Ob die Mutter vielleicht die kompletten sechs Geschwister geholt hatte, um zu zeigen, dass Luke schon erwachsen geworden ist? Mockridge drückt viel auf die Nostalgiedrüse. Das Videospiel „Super Mario Kart“, gesteht er, spielte er früher immer gerne mit den Geschwistern. „Doch Mario, Luigi und Yoshi waren immer ganz schnell weg.“ Die älteren Geschwister hatten auf die beliebten Spielfiguren das erste Recht. Wer blieb für den kleinen Luke übrig? Die Prinzessin. „Mit der durfte ich dann immer herumfahren“, so Mockridge. In den letzten Wochen war der studierte Kommunikations-Wissenschaftler öfter auf Pro 7 zu sehen. Beim „TV-Total-Stockcarrennen“ in der Schalke-Arena musste er nach einem Unfall ins Krankenhaus. Doch alles halb so schlimm. „Mir geht es wieder besser. Die Melanie Müller ist mir von hinten voll reingerauscht.“ Ein Satz, den die im Saal sofort verstehen. Melanie Müller war Pornodarstellerin und wurde zuletzt im Dschungelcamp von RTL zur Königin gewählt. Mockridges teils doch derber Humor kommt in Kirchheimbolanden gut an. Richtig witzig wird es aber immer, wenn der deutsche Jungkomiker und Autor kanadisch-italienischer Herkunft mit seinen Besuchern interagiert. Zur Halbzeit fordert er seine Gäste auf, ihm auf der eigenen Facebook-Seite zu schreiben. Nach der Pause arbeitet Mockridge die Einträge ab. Einer jungen Dame aus Ilbesheim widmet er sogar ein „romantisches Lied“. Der Stadtmensch erfährt durch die Fans, dass Kirchheimbolanden einen Schlosspark und ein Brauhaus besitzt und dass man „beim Cengiz“ offenbar die beste Party machen kann. „Es macht mir Spaß hier“, sagt Mockridge. Und irgendwie nimmt man es ihm ab. Zum Schluss hat er noch eine Botschaft: Wir haben alle ein glückliches Leben, deshalb sollten wir nicht so viel jammern, sondern Spaß haben. „Bei meiner Beerdigung“, sagt er, „sollt Ihr alle dabei sein“. Statt Trauer solle es dann richtig fröhlich sein. „Wenn der Sarg hinuntergelassen wird, stelle ich mir Musik vor.“ Welche? „Die Begleitmelodie des Spiels Tetris.“ Sicher nicht schlecht, aber einen Abend im Kirchheimbolander Brauhaus zusammen mit „Lucky Luke“, den einige der jungen Leute während des Programms ins Spiel brachten, hätten die meisten Besucher am Freitag vielleicht doch besser gefunden.

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