Donnersbergkreis „83 Punkte zu holen, ist fast unmöglich“

Gauersheim. Es hagelte eine Reihe Überraschungen: In der Saison 2014/15 entpuppte sich die B-Klasse Nord als Liga mit Knalleffekten. Große Titel-Träumer knickten ein, der TuS 07 Steinbach rannte als frisch gemixter Haufen nonchalant durch. Was ist jetzt zu erwarten, wer kann die Elf der Saison werden? Kurz vor Rundenstart fragte Peter-Pascal Portz Staffelleiter Hans-Jürgen Steuerwald aus Gauersheim. Ein Gespräch über das Image seiner Liga, das Aufstiegsrennen und dürftiges Fairplay.

Herr Steuerwald, legen wir den Finger gleich auf den wunden Punkt: 45 rote Karten setzte es 2014/15, etwa 30 Prozent mehr als in der Vorsaison (34). Was lief in Ihrer Klasse schief?

Die Antwort darauf ist einfach. Die Spieler müssen ihre Nerven besser im Zaum halten und auch unpopuläre Schiedsrichter-Entscheidungen akzeptieren. Natürlich ist der Ehrgeiz eines jeden groß. Spaß, Spielfreude und Fairness sollten aber immer im Vordergrund stehen. Wenn wir nur einiges davon beherzigen, können die vielen Platzverweise zurückgeschraubt werden – davon bin ich überzeugt. Die Ursachen liegen also weniger in brutalen Fouls als vielmehr in verbalen Ausschweifungen und Unsportlichkeiten? Bei den 45 roten Karten musste nie die Gebietsspruchkammer, die ja für längere Sperren eingesetzt wird, eingreifen. Ich musste nur einmal sechs und dreimal vier Wochen aussprechen. Ansonsten war der Rest vor allem über eine kurze Dauer. Brutale Fouls haben kaum eine Rolle gespielt. Außerdem: In meiner Liga pfeifen oft höherklassige Schiris, die Verfehlungen rigoros nach Regel bestrafen. Da wird eben mal schneller ein roter Karton gezückt. Und im Vergleich zu anderen B-Klassen sind unsere 45 Roten noch günstig. Dass hier jetzt aber ja keiner denkt, es wären wenige und wir könnten so weiter machen Die B-Klasse wird oft als „Klopper“-Liga betitelt. Wenig Glanz, viel Kampf... Nach dem, was ich gesagt habe, kann ich das so nicht unterschreiben. Mag sein, dass sie diesen Ruf hat. Gerade die Mannschaften im vorderen Drittel spielen aber gehobenen Fußball. Das ist teilweise schon ansehnlich. 2014/15 war ohnehin eine Rekord-Saison – nicht nur in negativer Hinsicht. Kevin Bernhardt hat den Tor-Rekord geknackt (60), sein TuS Steinbach mit 83 Zählern eine neue Bestmarke aufgestellt. Hat Sie da was überrascht? Trotz des riesigen Spieler-Karussells musste man Steinbach immer noch auf der Rechnung haben. Dass es aber so durchmarschiert, das konnte der kühnste Optimist nicht erwarten. Bernhardt ist ein Torjäger, der seine Qualitäten auch in der A-Klasse beweisen wird. Positiv überrascht hat mich die TSG Albisheim mit ihrem dünnen Spielerkader. Nicht ganz die Erwartungen erfüllte der FC Marnheim. Da haben viele einen nächsten Höhenflug erwartet. Etwas enttäuschend war auch der SV Gundersweiler, der als Mitfavorit startete und nur Achter wurde. Befürchten Sie, dass es wieder einen Klub geben könnte, der so dominant wegläuft wie Steinbach? Ein nächster Überflieger ist nicht abwegig. Die SG Appeltal ist höherklassig besetzt und hat mit Lothar Kreis einen Trainerfuchs. Sie könnte in Steinbacher Fußstapfen treten. Aber 83 Punkte zu holen, das dürfte fast unmöglich sein. Eindeutig gehört für mich auch Gundersweiler zu den Favoriten – vor allem, wenn Michael Hammerschmidt verletzungsfrei auf Torejagd gehen kann. Roland Eifler bringt beim FC Marnheim frischen Wind rein. Nicht zu vergessen natürlich auch der FC Eiche Sippersfeld. Mit anderen wird kaum zu rechnen sein. Kurios war auch: Keiner stieg ab. Weder der SV Lohnsfeld noch Schlusslicht FV Kriegsfeld. Davon ist nicht wieder auszugehen. Wer wird bangen müssen? Bedingt durch verschiedene Konstellationen wird es auch jetzt allerhöchstens zwei Vereine treffen. Kriegsfeld und Lohnsfeld müssen besser aus den Startlöchern kommen, ansonsten finden sie wieder den Anschluss nicht. Erstmals haben wir auch vier Zweitvertretungen dabei. Da ist vieles abhängig, wer von oben runterkommt oder umgekehrt hoch muss. Schwer zu sagen. Normal haben es die Zweiten aber immer schwer.

x