Donnersbergkreis Alsenz-Obermoschel: Fusion wirft ihre Schatten voraus

Das Hochwasser hat 2014 sichtbare Spuren in einigen Orten – hier in Finkenbach – hinterlassen. Das Thema Hochwasservorsorge ist
Das Hochwasser hat 2014 sichtbare Spuren in einigen Orten – hier in Finkenbach – hinterlassen. Das Thema Hochwasservorsorge ist daher auch heute noch wichtiges Thema auf der Agenda der VG.

Vor ihr liegt „ein Jahr mit vielen Fragezeichen“, sagt Tanja Gaß, Beauftragte der VG Alsenz-Obermoschel. Einige Ortsbürgermeister werden bei der Kommunalwahl nicht mehr antreten, die Fusion wirft ihre Schatten voraus. Nicht nur hier gibt es viel zu tun. Und in einigen Bereichen will die VG ordentlich Geld in die Hand nehmen.

Fusion

Natürlich: Der Zusammenschluss der VG Alsenz-Obermoschel und Rockenhausen bestimmt auch das Jahr 2019. „Das ist bei allen Entscheidungen im Kopf“, sagt Gaß. Die neue Verwaltung muss sich neu organisieren, „und wir müssen massiv an die EDV gehen“, betont Gaß, dass noch einige Herausforderungen vor den Verwaltungen liegen. Deren Mitarbeiter seien schwer mit der Fusion beschäftigt. Eine wichtige Frage muss noch geklärt werden: Wie geht es mit dem Alsenzer Verwaltungsgebäude weiter – und was dürfen Bürger hier erwarten?

Die Verwaltung und ihr Gebäude

Es ist das Gebäude in der VG, über das 2018 wohl am meisten diskutiert wurde: das Alsenzer Verwaltungsgebäude. In Sachen Brandschutz hat sich zwar schon einiges getan, aber „die Sanierung steht noch aus“, sagt Gaß. In welchem Umfang das Gebäude erneuert wird, hängt von der Frage ab, wie viele Personen nach der Fusion in Alsenz arbeiten. „Derzeit laufen intensive Gespräche darüber, welcher Fachbereich in Alsenz bleiben soll – und damit auch, wie viele Köpfe das sein werden“, sagt die VG-Beauftragte. Genaueres könne sie noch nicht sagen. Klar ist: Ein Bürgerservice mit vier bis fünf Stellen bleibt, der etwa Einwohnermeldewesen, Standesamt, den Sozialbereich abdecken soll. Gaß geht von rund 15 Stellen in Alsenz aus – „aber das ist noch nicht in Stein gemeißelt“.

Feuerwehr

Wer kommt, wenn’s brennt? Die Verfügbarkeit von Feuerwehrleuten, insbesondere tagsüber, ist auch in Alsenz-Obermoschel Thema. Dennoch spricht Gaß von einer punktuell guten Ausstattung der Feuerwehr. Gerade in kleineren Orten gebe es zum Teil sehr aktive Wehren. „Wir dürfen soweit zufrieden sein.“ Auch wenn in Sachen Personal natürlich „immer Luft nach oben“ sei. Dabei setzt die VG-Beauftragte vor allem auf gute Jugendarbeit, um die „Teenager-Lücke“ zu schließen und mehr Jugendliche zur aktiven Feuerwehr hinüberzuziehen. Zudem will die VG 2019 für die Wehren ordentlich Geld in die Hand nehmen: Die Ausstattungssätze sollen etwas erhöht werden, hinzu komme die Dachsanierung des Feuerwehrgerätehauses in Obermoschel – hier liege ein Angebot in Höhe von 60.000 Euro vor. Geplant ist zudem die Anschaffung eines Tanklöschfahrzeugs mit einer Kapazität von 3000 Litern Wasser, kurz TLF 3000. Das Konzept, das der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion hierfür vorgelegt werden muss, sei „final erarbeitet“.

Schulen

Viel Geld investiert die VG auch an anderer Stelle: An den Grundschulen in Alsenz (erbaut 1975) und Münsterappel (1966) stehen Sanierungsarbeiten an. Gesamtkosten: gut 400.000 Euro. „Wir haben Förderanträge gestellt und hoffen auf eine 90-prozentige Förderung“, sagt Gaß. Fenster, Türen, Heizung und die Trinkwasseranlage sind in Münsterappel von der Maßnahme betroffen. In Alsenz gehe es um Brandschutzmaßnahmen, daneben solle der Außenbereich neu gestaltet und eine behindertengerechte Rampe für die Schwerpunktschule errichtet werden. Großer Kostenpunkt ist zudem die Sporthalle: Hier werden Trinkwasserleitungen, Duschen und Toiletten erneuert.

Hochwasservorsorge

Ein vollständiger Schutz vor Hochwasser? Das wäre schön, doch den gibt es nicht, weiß Tanja Gaß. Sie redet statt von Schutz lieber von Hochwasservorsorge. Für das Moscheltal wurden bereits Vorsorgekonzepte erstellt. Eine Erkenntnis: Große Maßnahmen wie Wasserrückhaltebecken sind aus Landessicht nicht wirtschaftlich und nicht zuschussfähig. Auch die Topografie lasse manches nicht zu. Gaß weiß, dass das für Enttäuschung gesorgt hat. Der Fokus, sagt sie, müsse auf der Verwirklichung kleinerer Ziele liegen, um das Wasser schnell durch die Orte und vor den Orten in die Breite zu leiten. Noch gebe es Inhalte des vorliegenden Konzeptes, die die Verwaltung beschäftigen. Und für Konzepte für das Appeltal seien Mittel im Haushalt eingestellt. Gaß betont aber auch: „Ein Konzept alleine ist nicht die Lösung. Die Verantwortung der Bürger für ihr eigenes Hab und Gut ist der rote Faden, der sich durch alles durchzieht.“ So werbe das Land, dass sich Bürger gegen Schäden versichern. „Wir werden auch weiter sensibilisieren, dass etwa die Gewässerränder freizuhalten sind. Ich merke, dass die Leute nicht mehr so sensibilisiert sind. Da hat sich so manches schleppend wieder eingebürgert.“ Die VG wolle weiter informieren – und lege auch finanziell bei der Gewässerunterhaltung nach.

Breitband/Mobilfunk

„Ohne Breitband kommen Sie hier nicht weiter, wenn es um die Ansiedlung von Firmen geht“, weiß Gaß. Immerhin: In Sachen Breitband sei die VG „gar nicht so schlecht“ aufgestellt. Telekommunikationsunternehmen hätten 13 Gemeinden im Eigenausbau versorgt. Mit dem Förderprogramm des Kreises sollten auch die letzten rund 280 unversorgten Haushalte – betroffen sind Sitters, Unkenbach, Gutenbacher- und Sulzhof sowie einzelne Haushalte – schnelles Internet erhalten. Verbesserungspotenzial besteht auch beim Mobilfunk: An einigen Orten in der VG reiße die Verbindung immer mal ab. Aber: „Die Verbesserung des Mobilfunknetzes ist keine Sache der VG“, sagt Gaß und verweist auf die Telekommunikationsunternehmen. „Wir versuchen aber, Anreize zu geben.“ So prüfe ein Unternehmen gerade das Angebot der VG, den Behördenmast auf der Moschellandsburg mitzunutzen.

Touristik

Wanderwege, offene Gartentüren, autofreies Moscheltal – „Es gibt ein paar Punkte, bei denen wir bei Veranstaltungen nachlegen könnten“, ist sich Gaß sicher. Das autofreie Moscheltal etwa würde sie gerne umkonzeptionieren: „Durch die kurzen Strecken ist es gut geeignet für Familien mit kleinen Kindern. Darauf möchten wir den Fokus verstärkt legen.“ Die offenen Gartentüren sollten erweitert werden, und Gaß schwebt vor, das Gespräch mit Gastronomen zu suchen. „Im Moment haben wir über die Mittagszeit wenig Essensangebote für Radfahrer“, sagt sie. Apropos: Bei der Ausschilderung des Radwegenetzes wolle man auch wenig befahrene Straßen mit einbeziehen. „Auf diese Weise könnten wir Synergieeffekte nutzen.“ Dass sich die VG beim Alte-Welt-Konzept engagiere, wirke sich zudem positiv auf das Thema Tourismus aus, findet Gaß: „In den Workshops entstehen tolle Ideen.“

Tanja Gaß
Tanja Gaß
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