Donnersbergkreis Auf Wort- und Klangwogen

„Seemann, lass das Träumen“ heißt die neue Produktion des Hausensembles, die am Samstag im Blauen Haus Premiere hatte.
»Seemann, lass das Träumen« heißt die neue Produktion des Hausensembles, die am Samstag im Blauen Haus Premiere hatte.

«WEIERHOF.» Seemannsträume und Meeressehnsucht in der Nordpfalz? Ja klar, wenn man den Weg ins meerblaue Haus der Kleinkunstbühne auf dem Weierhof gefunden hat! Dieser Sehnsucht nach dem gedichteten und vertonten Ozean waren viele Meeresfreunde gefolgt, sodass die neue Produktion des Theaters Blaues Haus im Jubiläumsjahr – man feiert 20 Jahre Kultur aus der Region für die Region zusammen mit der Kreismusikschule Donnersberg – einmal mehr vor voll besetzten Rängen stattgefunden hat.

Die Gesamtleitung hatte wie immer beim Ensemble Jolanthe Seidel-Zimmermann, die aus gesundheitlichen Gründen verhindert war, der Premiere des neuen Stückes beizuwohnen. Die Begrüßung übernahm Jürgen Mangold, im Blauen Haus ein Mensch der ersten Stunde ebenso wie Ruth Leyendecker und Eva Mittrücker-Suchomelli. Zweigeteilt war der Abend, ein eher nachdenklicher Teil mit Konzertcharakter, es wurde gebeten, erst an seinem Ende zu applaudieren, um so die besondere Atmosphäre zu bewahren, die die dargebotenen Wort- und Klangelemente hervorriefen. Die Eingangsverse der Homerschen Odyssee wurden zu Beginn im Original und auf Deutsch rezitiert, versetzt, gleich Wellen, die nacheinander auf den Strand auflaufen. Texte von Johann Wolfgang von Goethe, Heinrich Heine, Ingeborg Bachmann folgten. Schubert, Mendelssohn und Rammstein lieferten die musikalische Vorlage, eine spannende Kombination, gerade die zeitgenössischen Texte und die Musik, bei der Valerie Rüb an Klavier und Akkordeon begeisterte. Viel war von Seemännern die Rede, die Männer des Ensembles (Reinhold Krämer, Bernhard Lenhard, Jürgen Mangold, Rolf Rinnert, Hans Reinhardt) hatten da naturgemäß ihren Schwerpunkt. Berthold Brechts Ballade von den Seeräubern wurde ein zeitloser Genuss an Sprach- und Bühnenkunst. Die Damen, vor allem im zweiten Programmteil als mehr oder minder leichte Mädchen (Janine Werner), gaben see-frauliches Gegengewicht, ob in den schönen Zitaten von Joachim Ringelnatz, als leidende Liebende in Brechts „Surabaya Jonny“ (eine Glanzrolle für Eva Mittrücker-Suchomelli) oder beim Tanz und Gesang der Haifischpolka, mit der kraftvoll agierenden Ruth Leyendecker. Unter die Haut ging es dem Besucher immer, wenn das Ensemble als Ganzes anstimmte wie beim irischen „Fiddler Green“ oder am Ende beim Medley und fröhlichen Abschluss. Die BH-Band mit dem bereits erwähnten genialen Valerie Rüb, Ulrich Birk (Gitarren, Bass), Ralf Hoppe (Bass, Percussion) und Gennadi Sidel mit Klarinette und Saxofon hatte hohen Anteil an der anspruchsvollen und unterhaltenden Revue. Im zweiten Teil kam der Mitsing- und Schunkel-Effekt zum Tragen, da wurde das Reeperbahn-Feeling a la Hans Albers gepflegt. Der Seemannsabend im Blauen Haus spricht seine Zuschauer an – verdienter Applaus für die langgediente Laientruppe und die exzellente musikalische Begleitung. Am 27. Januar begibt sich der Seemann abermals auf die musikalische Schifffahrtsreise im Blauen Haus auf dem Weierhof.

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