Donnersbergkreis Aus der Pfalz nach Down Under

Seniorchefin Katarina Nisamidis vor der Betonmischanlage, die nach Australien transportiert wird.
Seniorchefin Katarina Nisamidis vor der Betonmischanlage, die nach Australien transportiert wird.

Die Nisbau GmbH – seit 2011 im Offsteiner Weg in Bockenheim ansässig, zuvor zwei Jahrzehnte in Frankenthal – ist auf die Entwicklung und den Bau von Betonmischanlagen spezialisiert. Die Anlage für Sydney, die gerade auf dem Firmengelände im Osten von Bockenheim aufgebaut wird, ist eine Neuentwicklung von Nisbau: „Es gibt stationäre und vollmobile Anlagen, wir haben eine Zwischenlösung gesucht“, erläutert Henning Gundlach vom technischen Vertrieb. Beim jetzt entwickelten Typ steht die komplette Anlage – vier Silos, Zuschlagstofflager und Mischturm – auf Kufen, die als Fundamente dienen. Diese müssen also nicht vor Ort betoniert werden. Die modulare Hochleistungsanlage vom Typ Performance 4.0 ist für Großbaustellen gedacht: Ist ein Projekt fertig, kann sie einschließlich der Fundamente zur nächsten Baustelle umziehen. Seit sechs Jahren sei Heidelberg Cement Kunde bei Nisbau. Das Unternehmen suchte eine Anlage mit einer großen Ausstoßleistung und einer fundamentfreien Aufstellung, die zunächst beim U-Bahn-Bau in Sydney und danach bei der Erweiterung der dortigen Hafenanlagen eingesetzt werden soll, erläutert Gundlach: „Unser Angebot hat perfekt ins Konzept gepasst, im April haben wir den Zuschlag bekommen, danach begann die Fertigung.“ Und so funktioniert der riesige Betonmischer: Es gibt vier auf mobilen Stahlfundamenten stehende Silos mit jeweils 100 Tonnen Fassungsvermögen. Sie enthalten Bindemittel wie Zement, Asche oder Kalkstein, die mittels einer Förderschnecke zur Zementwaage transportiert werden. Von dort kommen sie dosiert in den Mischer. Über eine mobile Rampe werden per Radlager Sand und Kies in verschiedenen Körnungen in die Kammern des Zuschlagstofflagers am Fuß des Mischturms befördert. Computergesteuert werden diese Zuschläge im Wiegebehälter abgewogen, dosiert und über Bänder in einen Vorbehälter und dann in den Mischer transportiert, der ein Volumen von vier Kubikmetern hat. In nur 30 Sekunden wird darin der Beton gemischt, je nach Güte können bis zu 150 Kubikmeter pro Stunde produziert werden. Weil die Kunden eine Anlage brauchen, die Nonstop läuft, sorgen Vorbehälter dafür, dass immer Nachschub vorhanden ist. Die Steuerung der kompletten Anlage befindet sich in einem Container, in dem dann auch der Mischmeister sitzen wird. Zu Beginn der Woche waren die australischen Kunden in Bockenheim und haben die Anlage abgenommen. Laut Gundlach wird sie eine der ersten in Australien sein, die nass mischt, sprich den fertigen Beton herstellt: Dort sei es eher üblich, im Betonauto Wasser zuzufügen. Ende Dezember, Anfang Januar wird die Performance 4.0 dann ans andere Ende der Welt transportiert: Von Bockenheim aus wird sie in 19 Einheiten zerlegt auf Lkw und Tiefladern zum Hamburger Hafen gebracht. Dort werden alle Teile erst einmal in einem Zelt begast, bevor sie auf das Schiff dürfen: Das ist eine Vorschrift der Australier, die damit verhindern wollen, dass der Borkenkäfer in ihr Land gelangt. Allein die Kosten für Transport plus Schädlingsbekämpfung liegen im sechsstelligen Bereich, informiert Gundlach. Die gesamte Anlage inklusive Montage komme auf über eine Million Euro. Fünf bis sechs Wochen wird die Schiffsreise dauern. Die Nisbau GmbH in Bockenheim hat rund 30 Mitarbeiter, der Jahresumsatz des Unternehmens bewegt sich zwischen sieben und zwölf Millionen Euro.

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