Donnersbergkreis Aus der zweiten Reihe an die Spitze

Solange die Schweinehaltung zur Grundausbildung der Landwirte gehöre, müsse die Neumühle diesen Bereich abdecken. Der Verband fo
Solange die Schweinehaltung zur Grundausbildung der Landwirte gehöre, müsse die Neumühle diesen Bereich abdecken. Der Verband fordert, dass sich die Landesregierung für die Fortführung einsetzt.

An der Spitze des Kreisverbandes im Bauern- und Winzerverband Rheinland-Pfalz Süd steht künftig Gerold Füge aus Bischheim. Der bisherige Stellvertreter wurde bei der Vertreterversammlung einstimmig als Kreisvorsitzender gewählt und löst damit Eberhard Hartelt ab. Hartelt kandidierte nicht mehr, da er zu seiner Aufgabe als Präsident des Bauernverbandes Rheinland-Pfalz Süd auch noch seit geraumer Zeit Umweltbeauftragter des Deutschen Bauernverbandes ist.

Gerold Füge ist seit 30 Jahren in der landwirtschaftlichen Verbandsarbeit aktiv und war seit acht Jahren Stellvertreter Hartelts. Als neue stellvertretende Vorsitzende wurden Anna Schückler vom Schneeberger Hof gewählt, ebenso Jens Brumm aus Waldgrehweiler und Eric Jennewein aus Münchweiler. Als Beisitzer fungieren Gunter Buhrmann, Dreisen, Georg Dauscher, Immesheim, Michael Kopf aus Mörsfeld, Ralf Heilmann, Eisenberg, und Patrick Mohr aus Dörrmoschel, der für den ausgeschiedenen Uwe Rainau in das Gremium gewählt wurde. Im Namen des Landrates überbrachte Jamill Sabbagh die Grußworte des Kreises, der Göllheimer VG-Chef Steffen Antweiler sprach die Grußworte für die Verbandsgemeindebürgermeister. Alle kommunalpolitischen Vertreter brachten ihre Verbundenheit zur Landwirtschaft zum Ausdruck und unterstrichen deren Bedeutung für die Region. Sabbagh monierte die Preispolitik der Discounter. „Bauern leiden, Aktionäre gewinnen, gut geleistete Arbeit muss gut bezahlt werden“, so der Vertreter des Kreises. Antweiler forderte die Landwirte auf, als Vertreter in die öffentlichen Gremien zu gehen und so eine Lobby zu schaffen. „Es gilt, die Interessen der Landwirtschaft zu vertreten. Sie müssen mir die Argumente liefern, indem Sie sich beteiligen und informieren“, forderte der Göllheimer VG-Chef die Landwirte auf und versprach seine Unterstützung. Bauernpräsident Eberhard Hartelt fasste seinen Rückblick auf das zurückliegende Jahr knapp zusammen: „ Das Wetter, die Ernte und die Preise 2017: mehr als bescheiden!“ Von der Politik forderte er für die Landwirtschaft Verlässlichkeit, langfristige Planungssicherheit und Wettbewerbsfähigkeit. Hartelt beleuchtete die Berliner Äußerungen zur Landwirtschaft und konstatierte, dass im Koalitionsvertrag wenig Konkretes, hauptsächlich gutgemeinte Absichtserklärungen bezüglich einer gestärkten Landwirtschaft zu finden seien. Er kritisierte die Diskussion um das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat, die mittlerweile losgelöst von jeder Sachlichkeit geführt werde. Auch zum Insektensterben gäbe es keine verlässlichen Untersuchungen, fest stehe, dass die Biodiversität insgesamt zurückgehe. „Es ist klar, wir Landwirte müssen uns umstellen“, erläutert er. „Konventioneller Landbau und Biolandbau müssen und können voneinander lernen“, so Hartelt. Die Brüsseler Argarförderungspläne beleuchtete er ebenfalls kritisch und stellte fest, dass Agrarumweltmaßnahmen gefördert werden müssten. Von Mainz komme die neue Düngergesetzgebung, die für die Landwirte eine Herausforderung sei. Wie mit dem Ausbringen von Komposten umzugehen sein wird, sei sehr schwierig, hier sei auch der Biolandbau stark betroffen. Das Zurückfahren der Beratungskräfte sei kontraproduktiv. „Kein Computer und keine App kann eine fachliche Beratung vor Ort ersetzen“, so Hartelt. Die Gefahr durch die afrikanische Schweinepest und der Erhalt der Neumühle als landwirtschaftliche Ausbildungsstätte waren die großen Themen, die die Landwirte vor Ort direkt bewegen. Hartelt schilderte die hohe Bedrohung, die von dieser für Menschen ungefährlichen Tierseuche für die Schweinehalter und die Landwirtschaft insgesamt ausgeht. Neben dem direkten Existenzverlust der Sauenhalter könne es auch immense Auswirkungen im gesamten Ackerbaubereich geben, wenn zur Eindämmung der Krankheit möglicherweise ein Ernteverbot für Getreide und Heu ausgesprochen werden müsste, wenn befallen Tiere oder Kadaver gefunden werden. Deshalb bat Hartelt um sensibles Umgehen mit tierischen Billig-Produkten aus dem Ausland, denn es seien nicht nur die Wildschweine, die zur Verbreitung der Krankheit beitragen, sondern verarbeitetes Fleisch zum Beispiel in Form von Dauerwurst oder Schinken „oder eben die berühmte Wurstsemmel, die achtlosweggeworfen wird“. Hartelt warb nachdrücklich bei den im Saal anwesenden Politikern, sich für den Erhalt der Neumühle einzusetzen. Sie sei wichtig als Ausbildungsstätte für junge Landwirte in allen grundlegenden Bereichen der Tierhaltung, außerdem werbe sie für die Landwirtschaft allgemein. Für angehende Landwirte sei es äußerst schwierig hunderte Kilometer zurückzulegen, um ihre Ausbildung in praktischer Tierhaltung abzurunden, hier sei die Neumühle für Rheinland-Pfalz und das Saarland einfach notwendig. Hartelt will sich für einen Kompromiss beim Bezirksverband einsetzen, der zusammen mit dem Land eine Weiterführung der Ausbildungsmöglichkeiten für Schweinehalter auf der Neumühle ermöglichen könne. Hartelt sieht hier das Land in der Pflicht, sich für diese Förderung stark zu machen. „So lange Schweinehaltung zur Grundausbildung der Landwirte gehört, muss die Neumühle diesen Bereich abdecken.“ Dem schloss sich auch der neu gewählte Kreisvorsitzende Gerold Füge an, er sieht den Erhalt der Neumühle als Landesaufgabe. Aus der regen Diskussion zu den vorgestellten Themen nahm Jaqueline Rauschkolb (SPD) als Landtagsabgeordnete für sich mit: „Mir ist klar geworden, wie wichtig die Landwirtschaft für unsere Region ist, ich werde mich für Ihre Belange einsetzen“, versprach sie abschließend der Versammlung.

Gerold Füge wurde von der Vertreterversammlung einstimmig  gewählt.
Gerold Füge wurde von der Vertreterversammlung einstimmig gewählt.
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