Winnweiler Ausstellung im Jüdischen Museum: Bedrückende Biografien

Die Ausstellung widmet sich 30 Vertreterinnen jüdischen Lebens.
Die Ausstellung widmet sich 30 Vertreterinnen jüdischen Lebens.

„Säkular, religiös, selbstbewusst …“ lautet der Titel der aktuellen Sonderausstellung des Jüdischen Museums der Nordpfalz in Winnweiler. Vorgestellt werden insgesamt 30 bedeutende Jüdinnen aus dem deutschsprachigen Raum.

Die kleine Galerie geht in Kurzbiografien auf das Leben und Wirken der Jüdinnen ein. „Gut und gerne hätten wir sicher die dreifache Anzahl auswählen können“, erklärte Museumsleiter Werner Rasche in seiner Eröffnungsrede. Es habe eine Vielzahl an Jüdinnen im Laufe der Geschichte gegeben, die Herausragendes in ihren Bereichen erreicht hätten, stellte Rasche fest.

Die nun vorgestellten 30 Vertreterinnen habe er persönlich ausgewählt. Die Zeitspanne reiche vom 17. Jahrhundert bis zum Kurzporträt der 1932 geborenen, ehemaligen Zentralratsvorsitzenden Charlotte Knobloch bis in die Gegenwart, ergänzte er in der Begrüßung.

Biografien erfolgreicher Frauen

Es sind die Biografien von Persönlichkeiten, die mit Bildung und Selbstbewusstsein in vielerlei Bereichen erfolgreich waren. So erfährt man Nähreres über den Werdegang der 1647 geborenen Kauffrau Glickel von Hameln. Diese erlangte als Autorin der ersten in Deutschland von einer Frau verfassten Biografie Bekanntheit.

Gedacht wird neben frühen Frauenrechtlerinnen wie Bertha Pappenheim auch bedeutenden Schriftstellerinnen wie Else Lasker-Schüler, Nelly Sachs, Anna Seghers oder Else Ury. Künstlerinnen verschiedener Richtungen sowie Publizistinnen und Journalistinnen werden gleichermaßen porträtiert.

Stolpersteine erinnern an mutige Frauen

Unter den Schautafeln findet man Informationen über zahlreiche Pionierinnen ihres Gebietes. Dazu zählt exemplarisch die Medizinprofessorin Rahel Hirsch ebenso wie die weltweit erste Rabbinerin Regina Jonas. Letztere erhielt ihre Ordination im Jahr 1935 in Berlin. Und damit inmitten des tobenden Nationalsozialismus und der Verkündung der „Nürnberger Rassegesetze“. 1942 wurde Jonas nach Theresienstadt deportiert und zwei Jahre später in Auschwitz ermordet.

Auf die NS-Zeit wird auch mit dem Schicksal der drei jüdischen Widerstandskämpferinnen Marianne Prager, Hella Hirsch und Hildegard Loewy eingegangen. Alle drei Frauen wurden 1944 in Berlin-Plötzensee vom Nazi-Regime hingerichtet. Auch die Abbildung sogenannter „Stolpersteine“, die an die mutigen Jüdinnen erinnern sollen, ist Teil der Schautafeln.

Vorurteile sollen relativiert werden

Die Auswahl der Biografien habe Werner Rasche unter dem Aspekt einer möglichst großen Abdeckung aller Lebens- und Wirkungsbereiche getroffen, erklärt er. Es sollten sich darunter Vertreterinnen verschiedener Berufs- und künstlerischen Gruppen wiederfinden.

Zusätzlich habe er sich auf die Herkunft aus dem deutschsprachigen Raum konzentriert. Erwähnenswert sei an dieser Stelle das Porträt von Mary Fels, die 1863 in Sembach geboren wurde und damit als einzige in der Sammlung Wurzeln in der Nordpfalz habe. Fels, die als Kind mit ihren Eltern in die USA emigrierte, habe im späteren Leben als wohlhabende Fabrikantengattin in finanziell großzügiger Weise die Entwicklung Palästinas unterstützt, ergänzte Rasche.

Rasche betonte ferner, dass die ausgestellten Biografien in ihrer Gesamtheit „vielleicht auch dazu geeignet seien, Nichtjuden eventuell bestehende Vorurteile über die Rolle der Frau im Judentum zu relativieren“.

Info

Die Sonderausstellung ist ab sofort im Jüdischen Museum der Nordpfalz, Schlossstraße 37, Winnweiler zu sehen. Öffnungszeiten: Jeden Sonntag von 14.30 bis 17.30 Uhr. Der Eintritt ist frei.

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