Donnersbergkreis „Barbie ist auch schon 50“

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GÖLLHEIM. Einen heiteren Abend für Frauen veranstalteten die Gemeindebücherei Göllheim und die VG-Gleichstellungsbeauftragte Ria Baumgärtner zum Internationalen Frauentag am Mittwoch im Haus Gylnheim. Die Schauspielerin und Autorin Madeleine Giese las Gedichte und brach in ihren szenischen Einlagen so ziemlich alle Tabuthemen, mit denen sich das weibliche Geschlecht beschäftigt. Mal zum Nachdenken, mal zum Schmunzeln – doch immer realitätsnah.

„Plötzlich war sie da, die Powerfrau. Morgens Beruf, am Nachmittag Haushalt und Kinder und abends noch eine Weiterbildung“, erzählte Giese fast schon theatralisch. Dabei durften Seitenhiebe aufs männliche Geschlecht nicht fehlen – sehr zur Freude des Publikums. Giese schlüpfte in verschiedene Rollen mit unterschiedlichen Dialekten, las und spielte Texte von Frauen über Frauen. Herrlich amüsant griff sie Alltagssituationen auf, präsentierte sie mit dem nötigen Feingefühl auf gehobenen, feministischen Niveau und vor dem Hintergrund „gereiften weiblichen Bewusstseins“. Diätenwahnsinn, der Wunsch nach ewiger Jugend und die miteingehende Spirale der Unvollkommenheit machten der modernen Frau das Leben schwer. „Natürlich kann ich noch aussehen wie vor zehn Jahren, es dauert einfach nur länger. Aber Barbie ist auch schon 50 Jahre alt“, scherzte sie und erntete dafür viel Applaus. Einen Tipp hatte sie auch: „Die Liebe sollte im Leben immer nur ein schönes Hobby bleiben, nicht zum Hauptberuf werden.“ Zum Nachdenken regten ihre politischen Themen an – natürlich komödiantisch verpackt. Eine richtige Frau mache aus, dass sie 20 Prozent weniger verdiene als der Mann. Frauen seien zwar auf dem Vormarsch und würden die Männer überholen, wenn auch nur in der Statistik und wegen der festgelegten Frauenquote. Wahrscheinlich würden sie auf dem Weg vom Studium zum Beruf den Verstand verlieren – denn immerhin seien die Hälfte der Studenten weiblich und bekämen trotzdem nicht die Jobs in den höheren Etagen, stellte sie mit einem Augenzwinkern bezüglich der wirtschaftlichen Benachteiligung fest. Deutliche Worte fand sie für Donald Trump und seine Einstellung gegenüber dem weiblichen Geschlecht: „Er ist da, der Retter. Zwar nicht auf einem weißen Pferd, aber im Weißen Haus.“ Ein Ausschnitt aus „Nur Kinder, Küche, Kirche“ von Dario Fo und Franca Rame bildete den Abschluss eines vergnüglichen Abends, der tief ins Seelenleben jeder Frau blicken ließ. Als Märchen verpackt erzählte Giese das Leben einer Lumpenpuppe, die sich in jeder Frau verberge. Dabei lasse sich der Spagat zwischen eigenen Gefühlen und Wünschen der Männerwelt nur schwer vereinbaren, so das Fazit. „In jeder Frau steckt eine Lumpenpuppe, die ganz genaue Vorstellungen von ihrem Leben hat. Wir möchten nicht angepasst sein und sagen, was wir denken. Wir haben alle die gleiche Geschichte“, erklärte die 57-jährige Schauspielerin. Dabei dürfe auch einmal ein Schimpfwort fallen – fernab der Etikette. Der begeisterte Schlussapplaus zeigte, dass Giese wohl die richtigen Worte fand. Nicht zu klischeehaft, aber durchaus überspitzt und provokant. So auch die Meinung von Heike Rogozinski aus Kerzenheim: „Es war einfach herrlich – so ehrlich, aber doch amüsant“, lobte sie Giese. Das Besondere sei, dass sie es geschafft habe, auch Aktuelles aufzugreifen. Dem schloss sich Christa Bernhardt aus Winnweiler an. „Die abwechslungsreiche Mischung war toll.“

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