Donnersbergkreis Beschwingt ins neue Jahr

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ROCKENHAUSEN. „Wer braucht schun die Wiener, wann er Pälzer hawwe kann“, kokettierte die Moderatorin des Neujahrskonzerts, Stefanie Smits, in unverblümtem Pfälzisch. Als Raumpflegerin verkleidet, brachte sie karnevalistisches Lokalkolorit in den Auftritt des Orchesters des Pfalztheaters Kaiserslautern in der Donnersberghalle vor rund 450 Besuchern, die sich bereitwillig begeistern ließen von zwei Stunden sogenannter „leichter Muse“, die auf höchstem technischen und künstlerischen Niveau geradezu zelebriert wurde.

Gemeint war mit dem Eingangszitat natürlich das traditionelle, am ersten Januar von Millionen am Fernsehgerät verfolgte Konzert der Wiener Philharmoniker, mit dem die Profis aus der Heimat gar nicht erst zu wetteifern versuchten. Statt Konzertmärsche und -walzer standen Auszüge aus Operette und Musical auf dem Programm, in dem neben dem Orchester unter Leitung von Rodrigo Tomillo die Sopranistin Stefanie Smits und der Tenor Heiko Börner sowohl solistisch als auch im Duett brillierten. Los ging es eher verhalten mit der Ouvertüre zu Franz von Suppés „Dichter und Bauer“, in der das mit acht ersten Geigen, immerhin noch vier Celli und drei Kontrabässen, vier Hörnern, je drei Trompeten und Posaunen, Tuba, doppeltem Holzbläsersatz sowie vier Percussionisten üppig besetzte Ensemble zeigte, was in ihm steckt. Es folgten Bravourstücke der Solisten, in denen sie sich musikalisch vorstellten. Der leidenschaftlichen Arie „Meine Lippen, sie küssen so heiß“ der kurzfristig eingesprungenen Sopranistin folgte mit dem italienisch gesungenen Intermezzo „E lucevan le stelle“ aus Giacomo Puccinis „Tosca“ eine eher lyrisch geprägte, ausladende Miniatur des Tenors. Ehe das Publikum in die Pause entlassen wurde, schwenkten die Ausführenden den Fokus auf die schillernde Welt des Broadway, in dem Smits und Börner im Duett das populäre „People will say we’re in love“ aus Richard Rodger „Oklahoma“ anstimmten und damit alles zuvor ausgeweidete eifersüchtige und dramatische Liebesleid vergessen ließen. Märchenhaft startete das Neujahrskonzert in die zweite Hälfte, wobei geografisch ein Bogen von Russland über Italien und den großen Teich nach Amerika geschlagen wurde. Auf Tschaikowskis Walzer aus „Dornröschen“ folgte Glinkas Ouvertüre zu „Ruslan und Ludmilla“. Dass die Atmosphäre beim Gastspiel des Pfalztheaterorchesters – im Gegensatz zum traditionellen Neujahrskonzert der „Wiener“ – eher leger als distinguiert war, bewies nicht nur die Anmoderation mit Staubwedel statt Federboa, sondern auch die Tatsache, dass sich das an sich eher als etwas schwerfällig bekannte nordpfälzische Publikum sogar dazu hinreißen ließ, Walzer tanzend eine kesse Sohle aufs (Turnhallen-)Parkett zu legen. Mit Leonard Bernsteins Taxiflirt-Duett „Come up to my place“ aus „On the town“ zollten die Musiker der Kulturmetropole New York Tribut und läuteten zugleich das Finale ein und gaben den Solisten Stefanie Smits und Heiko Börner letzte Gelegenheit, im offiziellen Teil des Programms zu brillieren. Klar, dass durch frenetischen Beifall Zugaben eingefordert und bereitwillig gewährt wurden. |mhz

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