Rheinpfalz-Sommertour Bischheimer Kupfermühle: In fünfter Generation für Mehl und Malz im Einsatz

Jochen Bindewald bei der RHEINPFALZ-Sommertour inmitten der Besuchergruppe.
Jochen Bindewald bei der RHEINPFALZ-Sommertour inmitten der Besuchergruppe.

Die letzte RHEINPFALZ-Sommertour führte in die Kupfermühle nach Bischheim. Dort machte Firmenchef Jochen Bindewald den Weg vom Getreide zu Mehl und Malz erlebbar. Bei dem Besuch spielte die Farbe Rot eine wichtige Rolle.

Jede Menge Fragen hatten die 25 RHEINPFALZ-Leser im Gepäck, die sich zur letzten Lesertour der Donnersberger Rundschau in diesem Sommer angemeldet hatten – für die es im Übrigen deutlich mehr Interessenten als Plätze gab.

Jochen Bindewald, der das Unternehmen gemeinsam mit seinem Cousin Martin leitet, führte die Besucher mehr als zwei Stunden lang durch die Kupfermühle Bischheim, einem von acht Standorten der Unternehmensgruppe, die mittlerweile Bindewald-Gutting heißt. Gleich zu Anfang beeindruckte er mit gigantischen Zahlen: Alleine am Standort Bischheim werden jährlich 200.000 Tonnen Weizen zu Mehl sowie 140.000 Tonnen Gerste und Weizen zu Malz verarbeitet. An allen Standorten sind es zusammen 1,4 Millionen Tonnen, die vermahlen werden.

Getreide hat kurze Wege

„In Kirchheimbolanden haben wir drei Standbeine“, so Jochen Bindewald. Zum einen wird hier Spezialmalz für die Lebensmittelindustrie hergestellt, außerdem Malz für Biere und schließlich Mehl in unterschiedlichen Typen. Da man versuche, das Getreide immer dort zu verarbeiten, wo es auch wächst, setzt man in Kirchheimbolanden auf Weizen und Gerste. Dinkel oder Roggen kommen an anderen Standorten zum Einsatz. „Nahezu 80 Prozent unseres Getreides wird von Landwirten aus der Umgebung angeliefert“, erläuterte Bindewald.

Er führte die Besucher durch die Anlieferungshalle und das Kontrollmanagement über zahllose Treppen bis in eines der Herzstücke des Unternehmens, einen Keimkasten. Nach dem Einweichen, das einige Tage in Anspruch nimmt, wird das Korn hier zur Keimung gebracht. Dafür wird es in eine der Kammern gepumpt, wo es unter ständiger Wasserzufuhr bei gleichbleibender Temperatur gewälzt wird. Am Ende des Mälzprozesses steht dann das Trocknen bei etwa 80 Grad.

Energieintensive Angelegenheit

„Das Mälzen ist eine sehr energieintensive Angelegenheit“, erklärte Jochen Bindewald seinen aufmerksamen Zuhörern. Deshalb habe man bei einer Renovierung „im laufenden Betrieb“ in den Jahren 2015 bis 2018 auf eine hocheffiziente Gasbrenneranlage gesetzt. Aus heutiger Sicht eine nicht ganz glückliche Entscheidung. Inzwischen denke man darüber nach, über Wärmepumpen und Solarenergie zumindest den Niedrigenergiebereich abzudecken. Die Installation einer Photovoltaikanlage sei vor einiger Zeit am Naturschutz gescheitert. „Wir grenzen an ein Vogelschutzgebiet, in das die PV-Anlage geragt hätte, da die Dächer der Firmenhallen für eine Montage ungeeignet sind“, so Bindewald.

Ob man mit der Abwärme der angrenzenden Biogasanlage denn nicht die Energieversorgung des Unternehmens lösen könne, wollte ein Besucher wissen. Doch Bindewald verneinte: „Wir nutzen diese Wärme zu 100 Prozent, decken damit aber gerade mal ein Zehntel unseres Bedarfs.“

Mutterkorn aufstöbern

Auch die Mühle – zweites Standbein des Familienunternehmens in fünfter Generation – nahmen die Besucher, die schon von weitem an ihren roten Schutzkitteln inklusive Häubchen und Bartschutz zu erkennen waren, interessiert unter die Lupe. Bindewald erläuterte hier beispielsweise, dass der verringerte Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zu einem gestiegenen Kontrollaufwand geführt habe, weil dadurch beispielsweise eine deutlich höhere Belastung mit Mutterkorn – ein aus einem Pilz entstehendes hochgiftiges Gebilde – möglich sei. Er stellte außerdem die unterschiedlichen Mehltypen vor – von 405 bis 1300 – und verriet, dass zusätzlich zu dieser Typisierung ganz wesentlich die Getreidemischung über die Backeigenschaften entscheide. Diese wird übrigens in der eigenen Kochküche im Bischheimer Unternehmen regelmäßig getestet.

Vor Weihnachten in drei Schichten

Gearbeitet wird in Bischheim – rund 100 Menschen sind hier in Produktion, Fuhrpark und Verwaltung beschäftigt – im Zweischichtbetrieb. Lediglich in der Vorweihnachtszeit erhöhe man auf Dreischichtbetrieb, um der Nachfrage gerecht zu werden. Auch einen praktischen Tipp hatte der gelernte Müller für seine Besucher parat: Obwohl ein Mindesthaltbarkeitsdatum auf den Mehlpackungen stehe, sei das mehr oder weniger feine Pulver meist noch lange Zeit danach einwandfrei und verwertbar. Das könne auch jeder beherzigen, der es in Corona-Zeiten mit der Vorratsbeschaffung vielleicht etwas zu doll getrieben hatte. Denn Mehl sei zum Wegwerfen definitiv zu schade.

In einer Keimkammer wird Weizen zum Keimen gebracht.
In einer Keimkammer wird Weizen zum Keimen gebracht.
An den Weizenkörnern haben sich bereits Keime gebildet. Sie werden später als Viehfutter verwertet.
An den Weizenkörnern haben sich bereits Keime gebildet. Sie werden später als Viehfutter verwertet.
Die Besuchergruppe trägt aus Sicherheitsgründen Rot.
Die Besuchergruppe trägt aus Sicherheitsgründen Rot.
Die Kupfermühle in Bischheim befindet sich seit 1871 im Besitz der Familie Bindewald.
Die Kupfermühle in Bischheim befindet sich seit 1871 im Besitz der Familie Bindewald.
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