Donnersbergkreis Bitte nicht streicheln

Alpaca „Jago“ ist bereit für den Spaziergang.
Alpaca »Jago« ist bereit für den Spaziergang.

Im Heilpädagogium Schillerhain bietet die Musiklehrerin der dortigen Herman-Nohl-Schule, Beate Weirich, im Rahmen der Ferienbetreuung der protestantischen Kirche Führungen mit Alpacas an. Die RHEINPFALZ hat bei einer dieser Führungen zugeschaut.

Es war Tierliebe auf den ersten Blick für die Teilnehmer der Kinderbetreuung der Evangelischen Kirche. Jedes Kind genoss es, ein Alpaca eine Runde durch das Außengelände des Heilpädagogiums führen zu dürfen. Beate Weirich war mit drei ihrer fünf Alpacas aus Waldgrehweiler gekommen. Im Stuhlkreis erklärte Weirich den Kindern zunächst, was Alpacas eigentlich sind – mit Kamelen verwandt, nur kleiner – und dass sie ursprünglich aus den Anden stammen. Ihre Alpacas kennen den Schillerhain, denn sie kommt einmal pro Woche mit ihnen in die Schule. „Unsere Kinder finden es toll, mit ihnen spazieren zu gehen, genauso wie sich die Alpacas darauf freuen“, versichert sie. Dann instruiert sie: „Alpacas sind neugierig, ihr dürft ausprobieren, ob sie mit euch eine Treppe raufgehen. Bitte lasst sie nicht an den Büschen naschen, die könnten giftig sein. Wenn wir eine Pause machen, können sie Gras fressen. Weil sie wie die Pferde Fluchttiere sind, dürft ihr in ihrer Gegenwart nicht schreien oder hektisch rennen.“ Dann teilt sie noch mit, dass Alpacas Menschengeruch nicht mögen und man sie deshalb nicht streicheln soll. Nur zum Abschied mit dem Handrücken am Hals. Die Pädagogin hat Wollproben eines Tieres mitgebracht. Feiner und weicher als Schafswolle fühlen sie sich an. Die Kinder beherzigen das Gesagte. In Dreiergruppen führen sie in der Begleitung von Weirich je ein Alpaca eine Viertelstunde über das Außengelände. Die erste Gruppe holt den schwarzen Shaft, den weißen Jago und den beigen Bailey aus dem Anhänger. Joshua ist sofort begeistert: „Das macht Spaß.“ Er findet den richtigen Abstand der Leine zwischen seiner Hand und Bailey. Weil Lea reitet und mit Pferden vertraut ist, führt sie Jago. Er ist der Schreckhafteste. Behutsam lockt Lea ihn aus dem Wagen. Cedric wird mit Shaft schnell vertraut. Es gelingt ihm, das Tier unter dem querliegenden Baumstamm auf dem Abenteuerspielplatz hindurch zu führen, dabei muss es seinen Kopf neigen. Die drei Alpacas sind frisch geschoren. So erkennt man ihren eleganten Körperbau: lange Beine, langer Hals, dreieckiger Kopf mit kecken Augen. Sie haben einen typischen Schlendergang. Man spürt ihre wache Aufmerksamkeit, sie achten aufeinander und blicken immer wieder auf ihr Führungskind. „Konzentriere dich auf dein Tier“, ermuntert Weirich, und es gelingt den Kindern, die Alpacas die Treppe hinunter zu führen. Schließlich fällt den Kindern der Abschied schwer, die nächste Gruppe wartet schon. Sie zeigen den Neuen, wie man die Leine hält und streicheln sachte mit dem Handrücken den Hals ihres Tieres entlang. Während die nächste Gruppe ihre Runde mit Weirich beginnt, erzählt ihr Mann Fern, seine Frau habe vor zehn Jahren eine Alpaca-Wanderung unternommen. Sie den Tieren in die Augen geguckt und sich sofort in sie verliebt. Bei einem deutschen Züchter hat sich das Paar dann den Hengst Cristiano geholt. Im Lauf der Jahre kamen ein weiterer Hengst, Quinn, und die drei Walache, die auf dem Schillerhain eingesetzt werden, dazu. „Wir sind extra nach Waldgrehweiler gezogen, weil wir die Tiere dort am besten halten können“, erläutert Fern Weirich. „Wir halten sie aus pädagogischen Gründen und weil es uns Spaß macht. Wir beschäftigen uns täglich mit ihnen, halten sie frei auf einer Weide und gehen täglich mit ihnen spazieren.“ Eine spätere Führungsgruppe meistert eine besondere Aufgabe: Die Kinder führen nacheinander ihre Alpacas im Slalom um Bäume herum und rennen mit ihnen zurück. Sie erkennen, wie hilfreich die Erklärungen Weirichs sind: „Du musst sicher führen, dann läuft es mit. Stell dir vor, du bist schon dort, dann folgt es dir.“ Da jeweils ein Duo den kleinen Parcours absolviert, müssen die anderen beiden warten. Die Alpacas „möpen“, wie die Pädagogin ihre langgezogenen Laute nennt: „Sie beschweren sich, dass sie hier noch keine Pause hatten“ vermutet sie. Der Besuch der Alpacas ist ein Höhepunkt des zweiwöchigen Betreuungsangebotes der protestantischen Kirchengemeinde in den Sommerferien, erläutert Gemeindediakon Gerhard Jung. „Die Kinder können von 7.30 bis 16.30 Uhr zu uns kommen. Unsere ehrenamtlichen Mitarbeiter erhalten ein Taschengeld, die Verbandsgemeinde stellt uns einen Auszubildenden zur Verfügung.“ In diesem Jahr wurde das Thema „Wir sind Helden“ gewählt. Zum Angebot gehören unter anderem ein Museumsworkshop, Spiele, Fußball, Basteln und das Spielmobil der Kreisverwaltung. Außerdem haben die Kinder aus Parketthölzern eine Stadt gebaut.

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