Einselthum Blauer Enzian und viel, viel mehr – Das Beste aus 65 Jahren Heino

Der Mann, der sich sein ganzes Leben lang treu geblieben ist: Heino feiert noch im Alter bei seinen Auftritten große Erfolge.
Der Mann, der sich sein ganzes Leben lang treu geblieben ist: Heino feiert noch im Alter bei seinen Auftritten große Erfolge.

Heino, der Mann mit der Sonnenbrille und der Baritonstimme gab in Einselthum ein Konzert vor handverlesenem Publikum. Die Bilanz: Älter als US-Präsident Biden, aber fitter – und sein Auftritt so gut wie eh und je.

Viele wollten es gar nicht glauben. Heino kommt ausgerechnet in ein 800-Seelen-Dorf wie Einselthum? Aber das Urgestein des volkstümlichen Schlagers machte tatsächlich am Samstag, 13. Juli, bei seiner Solotour durch Deutschland im Zellertaler Wein- und Sektgut Martinspforte Zwischenstopp. Durch einen Weinkunden, der gute Kontakte zum Management von Heino pflegt, wurde der Auftritt in Einselthum möglich.

Das Beste aus 65 Jahren hieß das Motto, und alle waren gespannt, was der alternde Sänger mit seinen 85 Lenzen noch zu bieten hat. Ob er noch live singt oder nur Playback macht? Und was ist wohl mit dem Markenzeichen, der Sonnenbrille?

Lob für die Pfalz und die Pfälzer

Er trete auch mal gerne vor kleinem Publikum auf, verriet Heino kurz vor seinem Auftritt im Garten der Martinspforte. Im Vergleich zum „Festival Parookaville“ in Nordrhein-Westfalen, wo er demnächst von zehntausenden Fans singen wird, habe er es hier leichter, sein Publikum zu erreichen. Der offene und freundliche Mann, der für sein Alter fit und jugendlich wirkt, lobte die netten Menschen im Zellertal, den Wein und die Pfälzische Küche, die er bei seinem Besuch in Einselthum und seiner Unterkunft im Parkhotel Schillerhain in Kirchheimbolanden kennengelernt hatte.

Dann war es soweit. Nach der Begrüßung durch Hausherr Jörg Bayer hatte das Warten ein Ende und die „Legende und deutsche Jahrhundertstimme“, wie Heino angekündigt wurde, betrat unter den Klängen des Alte-Kameraden-Marsches die Bühne. Gleich zu Beginn ein Riesenapplaus. Nach „Caramba Caracho“ ging es weiter zur „Schwarzen Barbara“ Zwischendurch begrüßte Heino seinen musikalischen Partner Franz Lambert aus dem Odenwald, mit dem er im Herbst mit Kirchenkonzerten und klassischen Liedern auf Tour geht.

Stimmung wie an Rosenmontag

Die Reihenfolge seiner Titel las er auf einem Monitor ab– er bat um Verständnis, schließlich sei ja nicht mehr der Jüngste, sagte Heino unter lautem Johlen seines Publikums. Als er in jungen Jahren damit angefangen habe, Volkslieder zu singen, sei er noch belächelt worden, erzählte er. Mit „ein Heller und ein Batzen“ und dem lustigen Zigeunerleben, ging es weiter zum „Hoch auf dem gelben Wagen“ und Rex Gildos „Fiesta Mexicana“. Als eine Polonaise von gut gelaunten Menschen durch Bayers malerischen Innenhof zog, verglich Heino die Stimmung mit der beim Rosenmontagszug in Köln.

Und weiter ging die musikalische Reise mit „Eviva España“. Das Publikum ging mit, bewegte die Hände zum Himmel und bei „Sierra Matre“ gingen die Handylampen an. Natürlich durfte auch „Blau blüht der Enzian“ nicht fehlen, und zum Abschluss gab es die „schwarzbraune Haselnuss“. Nach siebzig Minuten war das Konzert beendet und nach nur einer Zugabe verließ Heino unter viel Applaus die Bühne.

Es war klar: „Da muss ich hin!“

Dennoch: Das Publikum war begeistert. „Dass ich das noch erleben darf“, war Seniorchef Herbert Bayer überwältigt. Auch eine Einselthumerin, die eigentlich nur als Begleitung ihres 82-jährigen Vaters mitgekommen war, zeigte sich nach dem Konzert überaus angetan von Heino. Wolfgang und Luise Feick aus Kirchheimbolanden hatten den Abend ebenfalls sehr genossen, und Erhard Reiss aus Gauersheim wünschte sich, dass eine solche Veranstaltung auch mal in seinem Heimatort stattfinden würde. Die Erwartungen der 88-jährigen Brigitte Wilz vom Haidehof, die mit ihrer Tochter Kathi gekommen war, hatten sich ebenfalls voll erfüllt. Als sie gehört hatte, dass Heino nach Einselthum kommt, sei klar sofort gewesen: „Da muss ich hin!“. Iris Stumpf saß im Rollstuhl zusammen mit ihrer Pflegerin direkt vor der Bühne, beide waren ebenso begeistert von Heino wie Heidelinde Diehl und Hermann Härtel. Nur Heino-Fan Robert Winter hatte ein kleines Bedauern, er hatte „Die treuen Bergvagabunden“ vermisst, eines seiner Lieblingslieder. Der vermutlich am weitesten angereiste Gast, Gerhard P. aus der Nähe von Stuttgart, genoss die Stunden unter anderen Heino-Fans, unter „seinesgleichen“. Und Hausherr Jörg Bayer setzte noch einen drauf: Er fand den Abend „megageil“.

Mit „kein schöner Land“ fing alles an

Heino war schon seit seiner frühen Kindheit musikbegeistert. Mit acht Jahren schenkte ihm seine Mutter das heiß ersehnte Akkordeon. Auch während der Bäckerlehre gab er seinen Wunsch, Sänger zu werden, nie auf. Mit dem Album „Kein schöner Land“ gelang Heino im Jahre 1967 der Durchbruch. Im Jahr 1972 kam mit „Blau blüht der Enzian“ Heinos größter Hit auf den Schlagermarkt. Im selben Jahr noch lernte er seine dritte Frau Hannelore Auer kennen. Sie bleib an seiner Seite bis sie im vergangenen Jahr starb. Fast alle Deutschen kennen ihn, er hat fünfundfünfzig Millionen Tonträger unter die Leute gebracht. Seine blonden Haare und seine dunkle Sonnenbrille sind bis heute seine Markenzeichen.

Seine Fans hielt es nicht lange auf den Sitzen.
Seine Fans hielt es nicht lange auf den Sitzen.
Viele Besucher erwiesen sich als ungeheuer textsicher.
Viele Besucher erwiesen sich als ungeheuer textsicher.
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