Donnersbergkreis Das Dorf als Erlebnis: Neues Touristik-Projekt in Schönborn

Urlaub auf dem Land: Die alte Schule in Schönborn soll zu einem modernen Ferienhaus umgestaltet werden. Ziel ist eine Klassifizi
Urlaub auf dem Land: Die alte Schule in Schönborn soll zu einem modernen Ferienhaus umgestaltet werden. Ziel ist eine Klassifizierung von vier Sternen.

Als Urlauber Teil einer Dorfgemeinschaft sein, das Leben auf dem Land auf eine ganz besondere Weise erleben: Die Verbandsgemeinde Rockenhausen und die Ortsgemeinde Schönborn haben ein Projekt entwickelt, das auch für andere Gemeinden interessant sein kann und soll.

Es ist eine Stärke der rund 130 Einwohner zählenden Gemeinde, die nun auch touristisch genutzt werden soll: die Dorfgemeinschaft. „Ich glaube schon, dass die Schönborner aufgeschlossen sind“, sagt Udo Schappert, der Vorsitzende des Tischtennisclubs. Die ehemalige Ortsbürgermeisterin Beate Kitzka nennt als Beispiel, wie fünf syrische Flüchtlinge integriert worden sind. „Man muss die Leute abholen.“ Im Fall der Flüchtlinge habe es im Vorfeld offene Gespräche gegeben. „Das ist wichtig – Kritisches, aber auch Positives, anzusprechen.“ Die Erfahrungen mit den jungen Leuten seien sehr positiv gewesen. 

Weg vom Mainstream

Auch generell „haben wir gute Erfahrungen mit Gästen gemacht“. Die Flüchtlinge waren im alten Schulhaus untergebracht. Genau dies wird auch beim Projekt „Dehääm bei uns“ im Fokus stehen. Denn das Gebäude soll wieder das werden, was es schon einmal war: ein Ferienhaus. Allerdings mit einem anderen Konzept. „Was wir anbieten, ist für die ländliche Region etwas Musterhaftes. Wir machen etwas, was wichtig ist, gehen nicht nach Mainstream“, sagt Michael Cullmann, der Bürgermeister der Verbandsgemeinde. Heißt: Dem Urlaubsgast einerseits Entschleunigung auf dem Land, andererseits Anschluss an die Dorfgemeinschaft bieten. Ideen dafür gibt es bereits einige. Wie Udo Schappert erzählt, können die Urlauber gerne zum Training des Tischtennisclubs kommen und dort auch mitmachen. „Schläger haben wir genügend da“, sagt er schmunzelnd. Zudem keltere er Apfelsaft. Wenn Gäste möchten, können sie mit anpacken. Sabine Heinrich-Tschoepke berichtet von ihrem Bauernhof, von der großen Meerschweinchenzucht, von den Pferden – der Hof ist eines der ältesten und größten Welsh-Cob-Gestüte in Deutschland. „Wir haben einiges anzubieten.“ Ihr Mann Christian Tschoepke kann sich vorstellen, Gäste auch mal zu einer Herde mitzunehmen. Gleichzeitig ist er zweiter Vorsitzender des Ponyvereins. Bei der samstäglichen Reitstunde könnten auch mal die Urlauber vorbeischauen.

Goldschmiede bis Wanderung

„Auf jeden Fall können die Gäste, die in dem Ferienhaus wohnen, bei uns im Bauernhof Pferde unterstellen“, sagt Tschoepke. Und die Besucher könnten zudem dem Goldschmiedeatelier von Sabine Heinrich-Tschoepke einen Besuch abstatten. „Sie können es besichtigen, vielleicht auch kleine Sachen unter meiner Anleitung anfertigen“, sagt die Goldschmiedemeisterin. Beate Kitzka, die auch Mitinitiatorin des Projektes ist, denkt zudem an mit Hunden geführte Wanderungen. „Wir haben ganz viele Ideen“, erzählt sie. Auch Volker Schwarz, der Erste Beigeordnete der Gemeinde, der kommissarisch zudem die Funktion des Ortsbürgermeisters bis zur Kommunalwahl übernommen hat, sieht das Projekt als einen Gewinn. „Wir sind sehr aufgeschlossen“, betont er. Und freut sich zudem, dass sich an dem Gebäude was tun wird. Denn hier kommt es laut Michael Cullmann zu einer „Win-win-Situation“. Einerseits biete sich die alte Schule für ein solch kommunales Projekt an – zumal sie eben schon einmal als Ferienhaus genutzt worden ist –, andererseits müsse an dem Gebäude aus dem 18. Jahrhundert etwas getan werden. Und dafür gibt es einen 90-prozentigen Zuschuss. Rund 131.000 Euro sind für das Projekt kalkuliert. Dazu gehören neben der Sanierung des Gebäudes unter anderem auch die Inneneinrichtung, ein Qualifizierungsprogramm und Marketing, erzählt Sigrid Brandstetter von der Tourist-Information der Verbandsgemeinde, die das Projekt entwickelt hat.

Bereits ein Gewinner

Und mit dem sie bereits vor dem offiziellen Startschuss schon für Aufsehen gesorgt hat. Denn „Dehääm bei uns“ ist ein Gewinner des vom Wirtschaftsministerium ausgelobten Wettbewerbs „Tourismus mit Profil“ (wir berichteten am 21. Februar). Entstehen soll laut Brandstetter ein hochwertiges Ferienhaus für vier Personen mit zwei Schlafzimmern. Dass die Schönborner auch bereit sind, beim Umbau mit anzupacken, verdeutlicht Otmar Steitz vom Dorfförderverein. Die Gäste sollen in dem Haus mit Hilfe eines Tablets begrüßt werden. Moderne Technik in historischen Mauern. Auf dem Gerät sollen sie neben allgemeinen Informationen auch tagesaktuelle Angebote aus der Dorfgemeinschaft erhalten. Das könne auch sein, dass sich der Urlaubsgast im Gemüsegarten einer Familie bedienen kann, so Brandstetter. Zudem soll es die Möglichkeit geben, Dinge zu buchen – von einem Entspannungskurs bis zur geführten Wanderung. 

Regionalität erleben

Bei den Tourismuseinrichtungen kommt „Dehääm bei uns“ gut an. „Ein tolles, herausragendes Projekt, was es für den ländlichen Raum unseres Wissens nach noch nicht gibt. Für eine Region, die noch nicht so stark vom Tourismus lebt, kann es ein Leuchtturmprojekt werden“, sagt Tobias Kauf von der Pfalz-Touristik. Ähnlich sieht es Simon Lauchner, Geschäftsführer des Donnersberg-Touristik-Verbandes (DTV): „Hier entsteht viel mehr, als dass einfach nur ein Gebäude umgenutzt wird. Regionalität erleben, Dorf erleben – das suchen die Leute.“ Der DTV sei als Kooperationspartner im Boot, auch wenn es um das Thema Klassifizierung gehe. Vier Sterne werden angestrebt. Weiterer Partner ist die Lokale Aktionsgruppe „Donnersberger und Lautrer Land“. Hier wolle man gerade auch die Netzwerk-Funktion nutzen, wie Anne-Marie Kilpert sagt, die zuständig fürs Leader-Regionalmanagement ist. Einen Zeitplan, wann die Arbeiten im Gebäude fertig sein und die ersten Gäste kommen sollen, gibt es noch nicht. „Es ist ein Gemeinschaftsprojekt. Ohne die Mitstreiter aus dem Dorf werden wir das nicht stemmen können“, betont Cullmann. Wenn es nach Brandstetter, darf „Dehääm bei uns“ gerne eine Marke für die Region werden. Ein Dorf als Gastgeber.

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