Donnersbergkreis Der Grubber tut’s auch

Berufsimker Jan-Dirk Bunsen produziert Biolandhonig. Glyphosat schädigt das Kurzzeitgedächtnis der Bienen, sagt er. Die finden d
Berufsimker Jan-Dirk Bunsen produziert Biolandhonig. Glyphosat schädigt das Kurzzeitgedächtnis der Bienen, sagt er. Die finden deswegen oft nicht mehr zu ihrem Stock zurück.

Unkraut will keiner. Der Kleingärtner nicht, die Bahn nicht auf ihren Trassen, der Hausbesitzer nicht vor dem Haus, und der Bauer kann es ebenfalls nicht gebrauchen. Der Griff zum Pestizid folgt. Round-Up, unter diesem Handelsnamen ist Glyphosat durchweg bekannt, leistet vorzügliche Dienste. Die RHEINPFALZ hat mit Agrarwissenschaftler und Imker Jan-Dirk Bunsen über Glyphosat und andere Mittelchen gesprochen.

Krebserregend hin oder her, schuldig am immensen Insektenrückgang oder halt nicht: Nach kräftigem Gezerre hat die EU Glyphosat, das weltweit am meisten ausgebrachte Unkrautvernichtungsmittel, für weitere fünf Jahre zugelassen. Seit Mitte der 1970er Jahre ist es für viele das Mittel der Wahl, um den Acker vor der Aussaat von jeglichem Grün, von aufgelaufenen Ausfallgetreide oder von der Zwischenfrucht zu befreien. Seit es gentechnisch veränderte Pflanzen gibt, die gegen Glyphosat resistent sind, wird es vor allem in den USA in großem Stil auch auf die Bestände ausgebracht. Das Mittel, auch bekannt als „Round-Up“, sterilisiert zudem vorzüglich die Bahntrassen – oder hat da jemand schon viele sprießende Gräser und Kräuter gesehen? Und es beseitigt all das ungewollte Grün in Gärten und rund ums Haus auf praktisch schnelle Weise. In diesem privaten Bereich soll es nun doch verboten werden. Jedenfalls hat sich der Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) in diese Richtung aufgestellt. „Längst überfällig“, findet Jan-Dirk Bunsen, promovierter Agrarwissenschaftler, der auf dem Horterhof in Heiligenmoschel eine Biolandimkerei betreibt. Im privaten Bereich reicht es ihm aber nicht. Die neuerliche Zulassung durch die EU stößt bei ihm auf wenig Verständnis. „Glyphosat muss vom Markt!“ Studien hätten mittlerweile eindeutig nachgewiesen, dass Glyphosat das Kurzzeitgedächtnis der Honigbienen schädigt, sie länger für den Heimflug brauchen oder gar nicht mehr zurückfinden. „Die Honigbiene lebt in großen Völkern, die kann es vielleicht kompensieren. Die solitär lebende Wildbiene eher nicht“, hat der Berufsimker Bunsen, nicht nur seine eigenen „Mitarbeiter“ im Blickfeld. Die Insekten sehen sich seit Jahren aber nicht nur mit dem Unkrautvernichtungsmittel konfrontiert, das ihnen Lebensraum und Nahrung nimmt und ganz beiläufig die zum Überleben notwendigen Fähigkeiten schädigt. „Da ist ein ganzer Cocktail an Substanzen, der wirkt“, verweist Bunsen, der auch im Vorstand der Deutschen Berufsimker aktiv ist, darauf, dass neben den Pestiziden, also den Unkrautvernichtungsmitteln, auch noch Mittel gegen Pflanzenschädlinge (Insektizide) und gegen Pilzkrankheiten (Fungizide) ausgebracht werden. Durch verdriftende Winde auch dort, wo die Pflanzenschutzspritze eigentlich gar nicht fährt. „Es gibt keine Studien, wie ein solches Gemisch auf die Bienen wirkt“, sagt der Imker und fordert vor allem eine Anpassung der Zulassungsbestimmungen. Es dürfe nicht sein, dass ein Mittel nur im Verlauf von wenigen Stunden an der Biene getestet wird, aber nicht, wie es sich über längere Zeit verhält, wie es sich im Bienenstock auswirkt oder welche Probleme etwa chemische Substanzen im Bienenbrot bewirken. Dass etwas geschehen müsse, zeige auch das Ergebnis weltweit untersuchter Honiggläser nur auf Glyphosat. In Uruguay sei das Mittel in jedem Honigglas nachgewiesen worden, in Argentinien in mehr als in zwei Dritteln und in den USA in mehr als der Hälfte der untersuchten Gläser. Auch in deutschen Honigen wurde Glyphosat laut Bunsen bereits entdeckt. Der Imker hat zwar Verständnis für die Zwänge, denen die Landwirte unterliegen. Bunsen sagt aber auch: „Landwirtschaft hat auch vor Glyphosat funktioniert.“ Kein steriles Mittel, sondern der Grubber oder die Scheibenegge könnten den Acker für die nächste Aussaat vorbereiten, sagt er und verweist damit darauf, dass es durchaus andere als die chemischen Wege gibt. In Gesprächen auf Ministeriumsebene, aber auch von Imker zu Landwirt, versuche er, den gesamten Chemiecocktail im Interesse der Natur und natürlich auch seiner Honigbienen deutlich zu verringern.

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