Donnersbergkreis Der Hof tanzt Flamenco

Zelebrieren ein virtuoses Fest der Lebensfreude: Alexander Kilian (links) und Jan Pascal.
Zelebrieren ein virtuoses Fest der Lebensfreude: Alexander Kilian (links) und Jan Pascal.

«HARXHEIM.» Eine herrlich sommerlich-südliche Nacht, ein wunderschöner Ort, dazu quirlige, leichte, ungemein freudige Musik: einen schöneren Ausklang als das Konzert des Gitarrenduos Café del mundo – Kaffeehaus der Welt – im Harxheimer Weingut Janson Bernhard hätte der Fronleichnamstag nicht finden können.

Der weiträumige Hof war mit vergnügten Menschen gefüllt, deren Zahl nicht in die Dutzende, sondern schon in die Hunderte ging, von überall mussten zu den Bänken noch Stühle hergeholt werden, um des überwältigenden Zustroms Herr zu werden. Jan Pascal, Jahrgang 1975, und Alexander Kilian, Jahrgang 1987, die Interpreten, waren in Bestlaune und Bestform, und ein Riesling „Kalkfels“, dessen reiche Fülle eine Wucht war, streichelte den ganzen Mundraum auf das herrlichste. 2007 haben sie sich bei einem Flamenco-Workshop kennengelernt – Pascal war der Lehrer, Kilian der Schüler – und beide waren von der Spielweise des anderen so angetan, dass sie sich zusammentaten. Schon mehrfach waren sie als Duo oder in größerer Besetzung bei Janson Bernhard zu Gast, und die große Besucherzahl mag sich allein schon dadurch erklären, dass jeder, der sie einmal hört, gerne wiederkommen dürfte. „Der Flamenco ist im Vergleich zu anderen Genres noch unvollendet, man kann also immer weiter forschen“, sagte Alexander Kilian einmal in einem Interview. Das tun beide so erfolgreich, dass sie als „angejazztes fränkisches Flamencoduo“ erstmals nach Spanien eingeladen wurden, mit bestem Erfolg, und sich anschließend auf dem Titelbild einer Flamenco-Fachzeitschrift wiederfanden. Was sie spielen – auch andere Stile fließen ein – ist so komplex, abwechslungsreich und fantasievoll, dass jede Frage nach E- oder U-Musik unerheblich wird, weil selbst der anspruchsvollste Hörer auch in den meisten eigenen Stücken immer ungemein viel Interessantes zu hören kriegt. Herrlich überdies: der ungemein freudevolle Vortrag. Das springt sofort über. Blitzend präzis begann Café des Mundo mit „Oblivion“ von Astor Piazzolla. Es folgt ein eigenes Stück, schwungvoll und ganz aus einem Guss. Die beiden Spieler kommunizieren die ganze Zeit durch Blicke und haben dabei so viel Spaß, dass ihre Gesichter vor Freude strahlen. Das hört man denn auch. Auch Chick Corea erweist sich als gitarren-flamencotauglich. „La fiesta“, ein eigenes Werk, hat vor allem den spanischen Grundrhythmus, vergnügt und bewegungslustig, in den immer wieder jazzige Synkopen dreinfahren, was das Geschehen auf vergnügt-vertrackte Weise belebt. Das hat soviel Drive und so viel spitzbübische Virtuosität, dass Café del Mundo sein Publikum schon ganz gewonnen hat. Immer wieder und unermüdet tanzen die Finger der beiden mit höchst erstaunlicher Geläufigkeit über die Seiten, nicht einmal gibt es Kommunikationsprobleme. Da bringt ein zweites Stück von Astor Piazzolla ein hinreißend geschwindes Accelerando, das bei aller Schnelligkeit wunderbar biegsam und lebendig bleibt – also auch hier: zuerst die Musik, dann die Technik. Bei Beduinen in Nordafrika komponierte das Duo den „Zauber einer arabischen Nacht“. Der beginnt zunächst typisch orientalisch, dann setzen die Autoren ein energisches „Schwamm drüber!“ und formen aus dem gleichen musikalischen Material einen kunstvollen Flamenco. Eigene Balladen wechseln mit schwungvollen Variationen über eine altbekannte Melodie, verbunden durch überlegt und sprachlich schön formulierte Moderationen; eine Amsel fühlt sich zum Mitsingen motiviert. Am Ende stehen eine überschwänglich freudige Allegria eigener Erfindung, ungemein munter gespielt, den Hörer durch Trugschlüsse narrend, und der furiose „Dance of Joy“. Der Jubel ist lange und groß, und als zweite Zugabe amüsiert ein buntes Medley, in dem – Überraschung! – sogar der Donau-Walzer im Zither-Stil von Anton Karas mittanzen darf.

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