Donnersbergkreis Die „Am-Altar-ablegen-App“

Wer wollte, konnte zu Beginn der Andacht sein Handy am Altar abgeben. Davon haben die Teilnehmer regen Gebrauch gemacht.
Wer wollte, konnte zu Beginn der Andacht sein Handy am Altar abgeben. Davon haben die Teilnehmer regen Gebrauch gemacht.

„The Sound of Silence“: So lautete das Motto der ökumenischen Andacht zum Jugendkreuzweg in der katholischen Kirche in Rockenhausen. Gemeinsam mit der örtlichen Evangelischen Jugend hat der Bund der Deutschen Katholischen Jugend einen Gottesdienst rund um das Thema „Stille“ gestaltet. Vor allem eine Sache sollte an diesem Abend ausnahmsweise mal völlig ruhig bleiben.

„Das Handy bekommt heute mal den symbolischen „Schwarzen Peter. Es können aber auch andere Dinge sein, die unsere Zeit im Griff haben“, sagte die katholische Jugendreferentin Tanja Rieger. Und sie stellte eine ganz spezielle App für diesen Abend vor: die „Am-Altar-ablegen-App“. Wer mitmachen wollte, konnte diese zu Beginn des Gottesdienstes „herunterladen“. „Im Durchschnitt schauen wir 88 Mal täglich auf das Handy. Am Tag haben wir bis zu fünf Stunden das Handy in der Hand, am Wochenende sogar noch viel länger“, nannte Rieger einige statistische Daten. Kein Wunder, dass es manchen schwer fällt, ein wenig Stille in den Alltag einzubauen. „Wir haben vier Stationen für euch aufgebaut, um euch auf verschiedenste Weise an das Thema heranzuführen“, stellte Philipp Lichtenberger den Ablauf der Veranstaltung vor. Sophie Mahlein hatte sich der Fragestellung „Nichtstun aushalten“ beziehungsweise „Warum soll ich das überhaupt tun?“ angenommen. Sie näherte sich dem Thema über eine Zeittafel. „Wenn man die Geschichte der Erde in einem Jahr einpackt, dann wird uns klar, dass wir nur 0,2 Sekunden leben. Warum brauchen wir dann Pausen?“ Ihre Antwort: Aus gesundheitlichen Gründen und weil es der Psyche guttue. Jeder Besucher sollte im Folgenden einen Grund finden, warum eine Pause für ihn sinnvoll wäre. „Wenn das Handy mal nicht da ist, findet man besser zu sich“, so die Meinung eines erwachsenen Teilnehmers. Für Jugendliche ist das oft schwerer durchzuhalten, weil deren soziale Kontakte immer mehr auf der virtuellen Ebene ablaufen. Es gibt aber auch Gegenbeispiele: „Mir hat es nichts ausgemacht, das Handy abzugeben. Das mache ich häufig zu Hause, sagt eine der jungen Besucherinnen. „Warum ist Gott manchmal still? Gerade, wenn uns etwas Schlechtes passiert ist, haben wir, wie Jesus damals am Kreuz, das Gefühl, dass Gott uns verlassen hat“, stellte Tanja Rieger ihren Bereich vor. Erfahre man Leid, sei es gut, dieses zusammen mit jemandem still durchzustehen. Im Christentum stehe das Kreuz für eine schwere Prüfung. Zugleich habe uns Jesus damit gezeigt, dass es auch Hoffnung und Liebe ist. Acht Geräusche zum Abschalten demonstrierte Jutta Baltes im kleinen Turmzimmer auf der Empore: Regen, Meeresrauschen, morgendlicher Straßenverkehr, Vogelgezwitscher, das Plätschern eines Bachs, Schritte im Schnee, Feuerprasseln und eine Spieluhr. Jeder hatte da so sein Lieblingsgeräusch und durfte sich die entsprechende Karte mitnehmen. Um „Rückzugsorte“ ging es bei Philipp Lichtenberger. Jeder Teilnehmer war aufgefordert, seinen persönlichen Rückzugsort auf eine Karte zu schreiben und diese an die vorgesehene Tafel zu kleben. Die meisten Jugendlichen antworteten mit „das eigene Zimmer“ oder „die Natur“. Ein Besucher hatte jedoch einen ganz besonderen Platz angegeben, an dem er oder sie offenbar Ruhe findet: in der Schule vor der Tür ...

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