Donnersbergkreis Die Schmiede als Kunstwerkstatt

Kindheitserinnerungen motivieren seinen Blick auf das Thema Schmiede: Franz Martin.
Kindheitserinnerungen motivieren seinen Blick auf das Thema Schmiede: Franz Martin.

«ROCKENHAUSEN.» „Schmiede – Reminiszenz an die Kindheit“: So lautet der Titel der Ausstellung mit Werken des in Dahn lebenden und arbeitenden Künstlers Franz Martin, die noch bis zum 30. September im Museum Pachen in Rockenhausen zu sehen ist.

„Laut sind die Schläge. Es klingt etwas dumpf klirrend, wenn Metall auf Metall kommt, wenn der schwere Hammer auf das glühende Metallstück trifft und gegen den Amboss schmettert. Die Esse lässt den Blick auf das lodernde Feuer frei, der Blasebalg zum weiteren Anfachen steht bereit. Ein faustgroßer Eisenklumpen wird zuerst durch Hammerschläge gestreckt und schließlich durch Bearbeitung in die richtige Form gebracht. Zischend entsteht Dampf, wenn das erhitzte Metall in das Wasser getaucht wird, um die Härte zu verbessern. Es ist heiß, die Luft steht förmlich in dem Gelass mit dicken Mauern.“ Mit einer solchen Schilderung der Arbeit in einer Schmiede eröffnete Claudia Gross, Kunsthistorikerin aus Kaiserslautern, ihre Einführung in die Ausstellung. Danach schilderte sie kurz die Frühgeschichte dieses Handwerksberufs und kam dann auf die historische Schmiede in Trippstadt zu sprechen, wo der Künstler geboren wurde und aufgewachsen ist und wo die Begegnungen mit dem Schmieden entstanden sind, die er in den Bildern hier in dieser Ausstellung zu Papier gebracht hat. „Die Schmiede wird Malerei“, sagte Franz Martin im Künstlervorgespräch und wollte damit zum Ausdruck bringen, dass die Schmiede zwar Thema ist, sich aber nach und nach verselbstständigt hat und wir es dann nur noch mit Malerei zu tun haben. Ein Motiv dürfe man im Schaffensprozess auch verlieren. Bei der Betrachtung des dreiteiligen Werkes „Schmiede“ wies die Kunsthistorikerin dann genau das nach. „Schmieden hatte den Ruf einer geheimnisvollen Kunst, weil demjenigen, der schmiedete, auch Macht über das Feuer nachgesagt, er sogar als Zauberer angesehen wurde“, erzählte die Laudatorin und kam dadurch wieder auf ein Gemälde zu sprechen, das der 18-jährige Franz Martin bei einem Besuch in der Kaiserslauterer Pfalzgalerie gesehen hatte und das zum Auslöser für seine Erinnerungen an die Kindheit wurde und damit in späteren Jahrzehnten zum Schlüsselbild, sozusagen zur Urschmiede, für eine ganze Serie von Bildern, zum Motiv, von dem aus sich die Abstraktion entwickeln kann. „Das Wesen abstrakter Malerei ist, dass sie von der Natur abstrahiert, das heißt, Farbe und Form lösen sich von der naturalistischen Darstellung. So kommt etwa nicht mehr die Lokalfarbe, die tatsächliche Gegenstandsfarbe zum Einsatz, sondern wird durch eine autonome Farbe abgelöst. Diese kann, da sie nicht mehr dingbezogen ist, beispielsweise Emotionen transportieren oder auslösen. Und auch die Form wird eingesetzt, um Gedanken, Ideen, Gefühle oder in unserem Fall Erinnerungen auszudrücken oder vielleicht auch nur erahnen zu lassen“, so Gross weiter. Erste Tafeln zu diesem Thema seien bereits im Jahr 2000 entstanden, dann widmete sich Martin 2012 wieder diesem Thema – und schließlich erneut in diesem Jahr. 18 Monotypien sind so zuerst entstanden, die auf einen starken Hell-dunkel-Kontrast setzen und wo die Darstellungen des in der Schmiede tätigen Handwerkers in den Mittelpunkt gerückt werden. In den fünf Industriedarstellungen wendet er sich dann wieder der Farbe zu. Hier geht es ihm hauptsächlich um den Raum, vielmehr um die abstrakte Raumerfahrung Schmiede. Dass ihm die Rückkehr in das Thema gelungen ist, resümiert der Künstler so: „Wenn es künstlerisch nicht mehr weiter geht, gehe ich zurück in die Schmiede.“ Die Wahl der hauptsächlich warmen Farben für diesen Bereich spricht dafür, dass dieser positiv belegt ist, dass er Geborgenheit und Wärme ausstrahlt, eben ein wirklicher Schutzort ist. Franz Martin studierte in den frühen 1980er Jahren Grafik- und Kommunikationsdesign in Stuttgart und schloss mit einer Diplomarbeit zum Thema „Das politische Plakat“ ab. Dabei arbeitete er mit niemand Geringerem als Klaus Staeck zusammen. Danach schloss er dieses Malereistudium bei Per Kirkebey in Salzburg ab. Er gewann zahlreiche Stipendien, und seine Werke waren bereits in Ausstellungen in der Pfalzgalerie in Kaiserslautern, im Wilhelm-Hack-Museum in Ludwigshafen, in den Landesmuseen Trier und Mainz, in der Villa Streccius in Landau und im Heidelberger und im Germersheimer Kunstverein zu sehen. Beigeordneter Erich Schneider hob in seiner Begrüßung der Gäste die kulturellen Aktivitäten der kleinen Nordpfälzer Stadt hervor, und Stefan Engel, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Pfälzer Künstler (APK), die hier mit der Stadt zusammenarbeitet, verwies schon jetzt auf die für November geplante Ausstellung mit Werken Pfälzer Künstler im Museum Pachen.

x