Donnersbergkreis Donnersbergkreis: Die Furcht vor der Afrikanischen Schweinepest

Noch sind die Wildschweine in den Wäldern der Region nicht von der Afrikanischen Schweinepest befallen. Doch es ist womöglich nu
Noch sind die Wildschweine in den Wäldern der Region nicht von der Afrikanischen Schweinepest befallen. Doch es ist womöglich nur eine Frage der Zeit, bis sie auch das Donnersberggebiet erreicht hat.

Für Landrat Rainer Guth ist es nicht die Frage, ob die Afrikanische Schweinepest (ASP) auch den Donnersbergkreis erreicht, sondern wann und wo der erste Aufschlag sein wird. Die Kreisverwaltung stellt sich schon jetzt darauf ein, dann den Katastrophenfall ausrufen zu müssen. Das sagte Guth vergangene Woche auf dem Info-Abend des Kreisveterinäramtes zur ASP im Bürgerhaus von Waldgrehweiler. Rund 80 Jäger waren der Einladung gefolgt.

Um der drohenden Gefahr wirksam begegnen zu können, seien die Waidleute besonders gefordert, sagte Landrat Guth. Dabei erwarte man durchaus auch Vorschläge aus den Reihen der Jägerschaft. Die ASP sei für Menschen zwar nicht ansteckend, erläuterte Boris Rendel, Leiter des Kreisveterinäramts, es müsse trotzdem alles dafür getan werden, dass die Bevölkerung nicht in Panik gerate. Rendel kündigte für den 29. Mai eine weitere Veranstaltung zu diesem Thema in Kirchheimbolanden an. Dazu wurde auch der Trippstadter Wildbiologe Ulf Homann eingeladen. Laut Tierärztin Ute Stauffer-Bescher vom Kreisveterinäramt ist zu befürchten, dass die ASP, die kaum noch zu tilgen ist, wenn sie sich erst einmal in einer Wildschweinpopulation festgesetzt hat, aus Osteuropa eingeschleppt wird. Die Veterinärin wies darauf hin, dass schon ein von einem Lkw-Fahrer weggeworfenes Brötchen mit kontaminiertem Schinken reichen könnte, um die Seuche zu verbreiten. Das Virus sei extrem widerstandsfähig und könne sich gerade im Schinken sehr lange halten.

Keine Wurst- oder Fleischreste liegen lassen

Deshalb würden die Behörden seit Monaten mit mehrsprachigen Hinweisschildern auf Rast- und Parkplätzen an Autobahnen und Bundesstraßen davor warnen, Wurst- oder Fleischreste liegen zu lassen, denn dort tauchten nachts öfter Wildschweine auf, um Mülleimer zu plündern. Und wenn in der Folge eine Übertragung des hochinfektiösen Virus auf Hausschweine stattfinde, könne sich die Krankheit rasend schnell verbreiten und für die deutschen Schweinebetriebe eine wirtschaftliche Katastrophe herbeiführen. Da das Pestvirus vor allem durch Kontakt mit Blut übertragen wird, appellierte die ebenfalls beim Veterinäramt beschäftigte Tierärztin Ingrid Bernhard an die Jäger, auf Sauberkeit zu achten. Bei Reviergängen sollte ein Kanister mit Wasser, Seife und Papierhandtüchern mitgeführt werden, gut seien auch Einmalhandschuhe und viruswirksame Desinfektionsmittel. Damit seien Hände und Gegenstände wie Messer gründlich zu reinigen. Erd-Anhaftungen an den Schuhe müssten entfernt, Kleidung gewechselt und bei 60 Grad gewaschen werden. Auch die Fahrzeuge und die Hunde seien in die Reinigungsmaßnahmen einzubeziehen. Bei Jagdreisen in osteuropäische Länder müsse die Reinigung und Desinfizierung der Bekleidung und sonstiger Gegenstände im Gastland erfolgen, den Jagdhund, obwohl durch das Virus nicht gefährdet, lasse man am besten zu Hause. Überdies seien spezielle Vorschriften für das Verbringen von Trophäen zu beachtet. Zum Schutz von Hausschweinbeständen sollten Jäger nicht die Höfe und Ställe der Schweinezüchter betreten, zumindest aber nicht mit Kleidung, Schuhen und Fahrzeugen, die zuvor jagdlich genutzt wurden.

Das „tschechische Modell“

Für den Fall eines Seuchenausbruchs verwies Rendel auf das „tschechische Modell“, das als einzige Methode wirksame Erfolge gebracht habe. Deshalb wolle man sich auch in Rheinland-Pfalz daran orientieren. Als Beleg führte er an, dass 2017 in Polen wöchentlich über 50 Neuinfektionen registriert worden seien, in Tschechien hingegen nur ein bis zwei Fälle im Monat. Nach dem tschechischen Modell werden um den Ort des Ausbruchs drei Gefährdungszonen festgelegt. Die „Hochrisikozone“ soll mit Elek-trozäunen abgeriegelt werden. Sie darf nicht betreten werden. Infizierte Schweine sollen in diesem Bereich bleiben und verenden. Nach vier Wochen werden die Überlebenden getötet. Anschließend wird das Gebiet nach Kadavern durchsucht, die dann beseitigt werden. Um diese Kernzone wird ein „gefährdeter Bezirk“ mit niedrigem Infektionsrisiko festgelegt. Nach einem Monat sollen hier die Schwarzwildbestände drastisch reduziert werden. Alle erlegten oder tot aufgefundenen Wildschweine werden untersucht und entsorgt. Auch in einer Pufferzone um diesen „gefährdeten Bezirk“ sollen die Schwarzkittel intensiv bejagt werden. Die hier erlegten Sauen dürfen, soweit freigegeben, verwertet werden. Dieses Modell schließt Entschädigungen für tote Wildschweine sowie nicht abgeerntete Felder ein. In allen drei Zonen werden sonst verbotene Jagdmethoden, zum Beispiel Nachtzielgeräte und Lebendfang in Käfigen, erlaubt.

„Seien Sie sich Ihrer Verantwortung bewusst“

Den Jägern im Kreis werde demnächst ein Probeentnahmeset für Blut zur Verfügung gestellt, versprach Rendel. Auch mache man sich Gedanken über die Einrichtung zentraler, desinfizierbarer Aufbruchplätze und die Bereitstellung von Containern zur Entsorgung des Risikomaterials. Da Seuchenzüge ihren eigenen Gesetzen folgten, sei für den Ernstfall noch kein konkreter Aktionsplan ausgearbeitet. Allerdings könnten Maßnahmen innerhalb von Stunden ergriffen werden. Problematisch dürfte die Durchsetzung eines Betretungsverbots für die gefährdeten Bezirke werden. Die Verbraucher könne er übrigens beruhigen, da die ASP für Menschen nicht ansteckend sei und nur zuvor untersuchtes und freigegebenes Fleisch von Wildschweinen zum Verzehr angeboten werden dürfe. Landrat Guth, selbst Jäger, appellierte zum Schluss der Veranstaltung an die Solidarität der Waidleute und verabschiedete sich mit den Worten: „Seien Sie sich Ihrer Verantwortung bewusst, Sie werden gebraucht!“

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