Donnersbergkreis Drei Tore in der Schlussphase

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Steinbach. Es ist mittlerweile ein vergifteter, boshafter Schlager. Leider. Wenn sich der TuS 07 Steinbach mit dem TuS Bolanden misst, gibt es eine Garantie auf Eskalation: Der A-Klasse-Primus hangelte sich gestern in der Schlussphase zu einem 4:2 (1:2) – gegen neun Bolander. Wendepunkt war ein Witz-Elfmeter, der den 07ern den Ausgleich (82.) brachte. Ein rassiges Derby artete aus. Nicht das erste Mal. Schnell fanden die Gäste ihren Sündenbock.

Arnold Klag plusterte sich empört auf. Einfach nur stracks in die Kabine flüchten wollte Michael Janzer, der Unparteiische – und Klag, Vorstand des TuS Bolanden, eine klare Antwort. Weshalb er mal eben breit den Weg versperrte. „Wo war das denn bitte ein Elfer?“, wetterte er dem Neutralen mitten ins Gesicht. Vor Wut war Klag rot angelaufen. Martin Ruppert, bulliger Stürmer des TuS, stand nicht weniger aufgebracht daneben. „Der hat mich doch zuerst angegangen“, donnerte er, gebändigt von zwei Mann, gen Janzer. Tumulte. Um zwei strittige Situationen, die Bolanden gnadenlos zerbröselten. Eine Stunde lang war es ein sauberes, extrem interessantes Derby. Dann verwandelte es sich zu einer hässlichen Schlacht. Nichts Neues bei TuS gegen TuS, seit zwei Jahren läuft es so. Den größten Anstoß für den Bolander Zorn bildete die per Strafstoß eingeleitete Steinbacher Wende: Dennis Windecker war Richtung Strafraumeck gezogen – und klappte um. Ein Hauch von Nichts. Und das 2:2 (82.) durch Sebastian Walther vom Punkt. Steinbachs Anhänger lächelten, die Bolander zürnten. Possentheater in der A-Klasse. „Ich bin neben ihm gelaufen, dann tritt er mir in die Hacken Noch harmloser kann ich nicht hingehen. Das war der Auslöser, dass die Emotionen so hochgekocht sind und sich Christoph zum Meckern hat verleiten lassen“, beschwerte sich Pechvogel und Kapitän Tim Cusminus, bester Bolander mit überragender Zweikampfquote, über den Fehlpfiff. Christoph Ruppert nörgelte und sah die Ampelkarte. Bolanden zu neunt, Ende. „Der Schiri hat viele Situationen anders gesehen als ich. Auf beiden Seiten“, wusste 07-Coach Timothy Hanauer, dass das 2:2 ein Geschenk zur richtigen Zeit war. Er legte nach: „Wir hätten das Spiel auch so gewonnen. Bolanden war fertig. Das war nur eine Frage der Zeit.“ Kevin Bernhardt, Hanauers personifizierte Torversicherung, staubte zwei Blitz-Konter gegen den auch an sich gescheiterten TuS ab (88., 90.). 4:2. „Gut stehen ist besser als schlecht laufen“, kommentierte der Torjäger später schelmisch. Das 2:2, inklusive zweitem Platzverweis, brach der Bauer-Elf schließlich das Genick. Und sie haderte. Nicht nur mit dem Strafstoß, auch mit der Szene, als Martin Ruppert Gelb-Rot kassierte (63.). Er hatte Torhüter Lukas Schmidt in den Schwitzkasten gequetscht – nachdem dieser ihm eine Kopfnuss unters Auge gesetzt hatte. Beide sahen Gelb. Hier hätte es zweimal Rot setzen müssen, nichts anderes! „Das war der Knackpunkt. Martin weiß, dass er Gelb hat, da darf er sich nicht so verhalten“, rügte Trainer Christian Bauer, der von außen in die Rudelbildung sprinten und schlichten musste. „Danach konnten wir nur tief stehen. Ohne Entlastung.“ Walther, dynamischer Drahtzieher im Steinbacher Zentrum, lobte seine Elf: „Wenn man Meister werden will, muss man genau die Spiele gewinnen. Wir können zu jeder Sekunde treffen. Gut, dass wir ruhig geblieben sind.“ Wie Bolandens Spielführer Cusminus einräumte, versaute sich der TuS die Sensation durch Disziplinlosigkeit selbst – weil er eine Selbstbeherrschung nicht auf die Reihe kriegt. Wie konzentriert, wie stark hatte er losgelegt. Eine Abwehr wie Beton. Cusminus voran, mit perfekten Tacklings. Daneben Joachim Lawall und Andreas Ruppert, fast klassische Ausputzer, rau und kompromisslos. An der cleveren Raumaufteilung bissen sich die 07er die Zähne aus. Martin Rupperts abgefälschte Bogenlampe brachte das 0:1 (24.), Zwillingsbruder Christoph zirkelte aus 20 Metern einen traumhaften Linksschuss in den Winkel (39.) – der Gegenschlag nach Bernhardts feinem Ausgleich (38.). Die Ruhe, eine coole Haltung hätte Bolanden bewahren müssen. Es verlor sie nach der Pause. Wieder. Der Unterschied zu den 07ern, die besonnener agierten. „Schlimm wäre es gewesen, wenn so eine Spielweise gegen unsere gewinnt. Das wäre schade für den Fußball“, war Hanauer stocksauer über das Verhalten der Gäste. „Ich bin immer wieder schockiert. Über die Sachen, die passieren, wenn der Schiri nicht hinschaut.“ Nächste Saison bleibt das Los TuS Bolanden wohl aus. Trauern wird er nicht darüber. So spielten sie TuS 07 Steinbach: Schmidt - Müller (46. Damir Kladnicanin), Szaszorowski, Becker, Windecker - Orthen - Altergott, Walther, Dennis Kladnicanin - Hammel (68. Hanauer), Bernhardt TuS Bolanden: Hahn - Cusminus, Lawall, Andreas Ruppert, Baab (90. Hornung) - Martin Klag, Lukas Klag - Kaminski (65. Walz), Christoph Ruppert, Bangert (86. König) - Martin Ruppert Tore: 0:1 Martin Ruppert (24.), 1:1 Bernhardt (38.), 1:2 Christoph Ruppert (39.), 2:2 Walther (82., Foulelfmeter), 3:2 Bernhardt (88.), 4:2 Bernhardt (90.) – Gelbe Karten: Walther, Schmidt – Gelb-Rote Karten: Martin Ruppert (63.), Christoph Ruppert (83.) – Beste Spieler: Walther, Bernhardt – Cusminus, Lawall, Andreas Ruppert – Zuschauer: 170 – Schiedsrichter: Janzer (Gau-Bickelheim).

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