Donnersbergkreis Dritte Halbzeit:

Als erstes rief Niko Rusterholz eine Warnung aus. Direkt nach Abpfiff. Freude erlaubt, doch voreilige Euphorie solle doch bitte schnell unterdrückt werden. „Noch ist der Abstand viel zu groß, um groß herumzuspinnen. Gedanken können wir uns vielleicht mal am Ende der Saison machen“, mahnt der Spielertrainer der arg gebeutelten SpVgg Gauersheim. Ein Sieg in dieser prekären Lage, als abgeschlagenes Schlusslicht, bedeutet zunächst einmal nichts – außer eine leise Hoffnung auf den Anschluss an die Konkurrenz in einigen Wochen. Denn die SpVgg ist weiter acht Punkte vom rettenden Ufer entfernt. Die Frage jedoch muss gestattet sein: Was war denn am Sonntag mit den Gauersheimern los? Mit 5:0 (!) zerlegten sie den A-Klasse-Fünften SV Morlautern II. Abgezockt, humorlos, trocken. Und der war immerhin lange heißer Anwärter auf die Relegation, fing sich in 15 Partien davor nur 23 Buden. „Einige, die auch Verbandsliga spielen könnten, waren dabei. Das hat man auch an der Einstellung gemerkt. Ich glaube schon, dass sie uns unterschätzt haben“, glaubt Rusterholz und lobt stolz seine wegen zahlreicher Ausfälle unterbesetzte Elf: „Trotzdem muss man die Leistung abrufen. Wir geben nicht auf!“ Rusterholz greift aktuell in alle Trickkisten. Er muss. Ein Manfred Förderer, der sich eigentlich in Mannheim dem Handball verschrieb und weniger Einsatzzeiten als ein Stand-by-Kicker hat, half so am Wochenende aus – und markierte sofort einen Doppelpack. Nicht selten besteht die erste Gauersheimer Mannschaft in diesen Wochen zu einem guten Teil aus AH-Spielern. Das 5:0 ist ein Anfang. Es muss jedoch vor dem Winter bestätigt werden, schließlich fällt der Glaube an die Sensation, den Nichtabstieg, weiter schwer. Unter anderem wartet noch die TSG Kaiserslautern II, fünf Punkte vor der SpVgg... Der Ton ist mittlerweile deutlich sanfter. Es sind Zeiten der Entspannung. „Den Punkt“, betont Michael Uhl nach dem überraschenden 1:1 gegen Spitzenteam TuS Stetten, „hatten wir eingeplant. Wir sind voll im Soll.“ Dass solche Sätze aus dem Mund eines Trainers des FV Kriegsfeld kommen, ist angesichts der vergangenen Jahre etwas ganz Besonderes. Oft mussten sich die Schwarz-Gelben gegen den drohenden Abstieg stemmen, Tiefpunkt war die Saison 2014/15, in der der FVK in einer undurchsichtigen Relegation um den Klassenverbleib bangen musste. Doch das ist alles Schnee von gestern. Hier ist er, der Uhl-Trupp, zuletzt mit drastischen Leistungsschüben. Was alleine die Resultate gegen das Top-Quintett der B-Klasse zeigen: 2:2 gegen den SV Gundersweiler und den FV Rockenhausen II, 1:1 gegen Stetten, nur 0:1 bzw. 0:2 gegen den FC Sippersfeld und die SG Appeltal. Der FVK ist kein Kanonenfutter mehr, er bietet Kontra. „Wir haben wenige bis gar keine Verletzte. Die Jungs haben verinnerlicht, was ich von ihnen will“, konstatiert Uhl. Umgestellt habe er das System, setze jetzt ein variables 3-4-1-2 ein. Es trägt Früchte. Von der Gefahrenzone hat sich der FVK ein wenig distanziert. Außerdem sind es weniger die Einzelkönner, die herausstechen, als vielmehr das Kollektiv: In Philipp Adrian hat Kriegsfeld seinen besten Torjäger, er traf viermal. „Ich denke, mit dem Abstieg werden wir nichts zu tun haben“, glaubt Uhl. Vor der Runde hätte man ihn dafür belächelt. Sie ist eine Wundertüte, Woche für Woche weiß niemand, was er bekommt. Und das ist gut so. Nach langweiligen Jahren, in denen Übermannschaften die C-Klasse Nord dominierten, das Meisterrennen früh entschieden war, besteht in dieser Saison die Aussicht auf Action. Endlich. Nicht weniger als sechs Klubs dürfen träumen. Vom Titel, vom Aufstieg. Über ein vergleichbares Wirrwarr konnten wir uns zuletzt vor vier Jahren freuen (enger Dreikampf: Albisheim, Orbis, Mannweiler-Cölln). Nachdem die Fußballkenner im Kreis jüngst gähnende Langeweile im Titelrennen gewohnt waren, sagen sie jetzt: Danke! Keiner kann mit Gewissheit sagen, wer am Ende den Durchbruch schafft. Weil eben auch die Teams der zweiten Reihe immer wieder für Sticheleien gut sind. Siehe Wochenende: Titelkandidat SG Kibo/Orbis II ging – ob eines herben Personaleinbruchs – mit 1:6 beim TuS Bolanden II unter. Die unerwarteten Aussetzer werden noch weitere Größen treffen. Aber sie sind auch das Salz in der Suppe. Es lebe die Dramatik.

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