Donnersbergkreis Ehrenamtler beim Roten Kreuz: Das sind die guten Seelen beim Blutspenden

„Wir machen irgendwie alles rund um den Einsatz“: Marco Kolb und Björn Becker in der Rettungswache in Kibo.
»Wir machen irgendwie alles rund um den Einsatz«: Marco Kolb und Björn Becker in der Rettungswache in Kibo.

In Rheinland-Pfalz werden täglich bis zu 1000 Blutkonserven benötigt. Oft fehlt es sowohl an Spendern als auch an ehrenamtlichen Helfern. Dabei braucht beides wenig Zeit, kaum Wissen und Voraussetzungen. Marco Kolb und Björn Becker gehen mit gutem Beispiel voran – und klären auf.

Die Blutkonserven im Westpfalz-Klinikum gehen laut Chefarzt Eray Yagmur zu Neige. Zwar handelt es sich bisher um keine Notlage, aber die Blutbeutel müssen gut eingeteilt werden. Damit es nicht zum Ernstfall kommt, braucht es mehr Spenden. Aber wie gelangt das Blut vom Spender zur Blutbank des Klinikums und zum Empfänger?

Es beginnt beim DRK Blutspendedienst West in Bad Kreuznach. Der ist laut Sprecher Stephan Küpper für die Terminplanung in Rheinland- Pfalz und somit auch im Donnersbergkreis zuständig. Bei den Ärzten – es muss immer mindestens einer anwesend sein – handle es sich um Honorarärzte. „Die kommen aus allen Himmelsrichtungen.“ Die Blutabnahme vor Ort übernehmen meist Ehrenamtliche des Deutschen Roten Kreuzes (DRK). „Das sind die guten Seelen vor Ort“, sagt Küpper.

Katastrophenschutz und Hundestaffel

Zu den guten Seelen gehören Björn Becker aus Eisenberg und Marco Kolb aus Sippersfeld vom DRK Kreisverband Donnersberg. Zum Kreisverband gehören die Bereitschaft, das Jugend-Rotkreuz und der soziale Service. Becker ist ehrenamtlicher Kreisbereitschaftsleiter. Zu seinem Bereich gehört auch die Rettungshundestaffel, die Kolb leitet. Zu seinem Aufgabenbereich gehört unter anderem die Blutspende. „Wir machen alles, was irgendwie mit dem Einsatz zu tun hat“ erklärt Becker. Also: Katastrophenschutz und Sanitätswachdienste. „Mit dem Rettungsdienst hat das aber nichts zu tun“, ergänzt er. Hauptberuflich ist der 47-Jährige Sachbearbeiter im Katastrophenschutz in der Kreisverwaltung. Der 37-jährige Marco Kolb ist hauptberuflich Qualitätstechniker in Kirchheimbolanden.

Das Ehrenamt kostet viel Zeit. Sieben bis acht Stunden in der Woche trainiert Kolb mit der Rettungshundestaffel. Seit sieben Jahren. Mit dabei: Seine Frau und ihr Labrador Marley. Ihre Hauptaufgabe sei es, die Teams aus Hundeführer und Suchhund bereitzustellen, wenn eine vermisste Person gesucht werde. Gemeinsam mit der Polizei und der Feuerwehr werden Personensuchen laut Kolb mithilfe der Suchhunde, mit Drohnen und Hubschraubern durchgeführt. Als Suchhund sei übrigens prinzipiell jede Rasse geeignet. Als Labrador sei Marley ein klassischer Suchhund – wichtig sei aber einfach, dass das Tier Spaß an den Übungen habe. Sieben Jahre dauert eine Ausbildung zum Rettungshundeteam für Mensch und Hund.

Ausbildung für Blutspende nicht nötig

Nicht nur die müssen lernen. „Alle, die eine DRK-Jacke tragen, machen einen Rotkreuzkurs und ein Einführungsseminar.“ Dabei würden den Helfern die Grundsätze des DRK nähergebracht, erklärt Kolb. Wer zum Katastrophenschutz will, müsse eine Helfergrundausbildung absolvieren. Dazu gehörten eine Einführung in Verpflegung, Technik, Arbeitssicherheit, Betreuung, Sanitätsdienst. „Damit man die Grundkenntnisse hat, notfalls überall unterstützen zu können.“ Danach sei eine Fachdienstausbildung möglich. „Bei der Hundestaffel sind das der Sanitätsdienst und die Hundeführung“, erläutert Marco Kolb.

Für die Blutspendeaktionen ist ein solches Wissen nicht nötig. „Da kann jeder mithelfen“, sagt Becker. „Die Ehrenamtlichen kümmern sich um die Verpflegung, die Anmeldung, die Betreuung der Spender“, erklärt Marco Kolb. „In Eisenberg helfen zum Beispiel jedes Mal zwei Rentner beim Aufbau. Dafür müssen sie keine Sanitäter sein und sich nicht mit Computern auskennen“, ergänzt Becker. „Solche Leute suchen wir. Jemand, der die Spender begrüßt, die Unterlagen richtet.“ In Kirchheimbolanden gibt es vier oder fünf Blutspendetermine jährlich. Wer dabei helfen will, könne sich bei Marco Kolb oder der Geschäftsstelle des DRK in der Dannenfelser Straße melden. „Man braucht keine Vorkenntnisse. Nur Spaß am Helfen!“, betont Becker.

Grundsätzlich kann jeder spenden

Wer mehr machen will, kann sich in verschiedenen Bereichen der Bereitschaft einsetzen. Sanitätseinheiten würden sich beim Katastrophenschutz um Verletzte kümmern, erklärt Becker. Die Einheit „Betreuung“ kümmert sich um die Unverletzten. Sie sorgen zum Beispiel bei Bränden von Wohnhäusern dafür, dass jeder Klamotten bekommt. Die Einheit „Verpflegung“ kümmert sich bei Einsätzen mit einer Feldküche um Essen für Einsatzkräfte oder Betroffene. Im Einsatzfahrzeug befinden sich auch Feldbetten für die Unterbringung. Außerdem gibt es die psychosoziale Notfallversorgung. Sie überbringt Todesnachrichten und betreut Menschen, die Verluste verarbeiten, oder traumatisierte Ersthelfer. Typische Einsätze der Bereitschaft sind in Kirchheimbolanden zum Beispiel das Residenzfest oder die Arena, bei der Becker drei Tage vor Ort war. Auch beim Brand der Firma Remondis haben er und seine Kollegen die Feuerwehr unterstützt – vor allem mit Essen und Getränken. Als Kreisbereitschaftsleiter hat Becker einiges zu koordinieren – alleine. „Es fehlt an allen Ecken und Enden.“ Warum? „Zeit“ ist das Schlagwort. Kolb trainiert jeden Sonntag und Mittwoch, Becker vermag die ehrenamtlichen Stunden gar nicht genau zu zählen.

Wie die zur ehrenamtlichen Arbeit, geht auch die Spendebereitschaft in Rheinland-Pfalz zurück. Obwohl eine Blutspende nicht kompliziert und nicht gefährlich ist. Dennoch halten sich hartnäckig Gerüchte. Im Sommer solle man lieber kein Blut spenden – der Kreislauf! „Im Sommer vertragen die meisten die Blutspende sogar besser, weil sie sowieso mehr trinken“, klärt Stephan Küpper auf. Eine weitere gute Nachricht: Grundsätzlich kann jeder Blut spenden. Dafür müssen nicht allzu viele Kriterien erfüllt werden. „Man muss volljährig sein, aber nach oben gibt es keine Altersgrenze. Wir hatten auch schon Erstspender über 50.“ Spender müssten fit sein und sollten keinen Medikamentencocktail einnehmen, so Küpper. Auch die Blutgruppe spiele keine Rolle. „Beim ersten Mal bekommt man einen Blutspendeausweis, in dem das alles steht.“ Also: Wer volljährig und gesund ist, kann laut Küpper mit seinem Personalausweis zur Blutspende kommen und muss sich um nichts kümmern – außer genug zu essen und zu trinken. Vor Ort meldet man sich an, füllt einen Anamnesebogen aus, spricht kurz mit einem Arzt. Es wird der Hämoglobinwert gemessen, um eine Blutarmut auszuschließen. Nach der Entnahme bleibt man kurz liegen und bekommt dann einen Imbiss.

Insgesamt 610 Spender in Rockenhausen

„Manche denken, dass das Blut ins Ausland verhökert wird, das ist selbstverständlich nicht so.“ Am Abend nach der Spende werde das Blut noch nach Hagen transportiert, wo es zwischengelagert werde, erklärt Küpper. Dort wird es in seine Bestandteile – rote Blutkörperchen, Plasma, Blutplättchen – zerlegt und auf Krankheiten untersucht. Danach geht es zurück nach Bad Kreuznach. Die Spende bleibt in Rheinland-Pfalz und geht an Kliniken wie das Westpfalz-Klinikum. 75 Prozent der Blutkonserven von Kliniken kommen nach Angaben Küppers vom DRK. Das meiste werde für die Krebstherapie gebraucht. Dabei leistet auch der Donnersbergkreis seinen Beitrag. 2023 gab es in Kirchheimbolanden fünf Termine bei denen insgesamt 286 Menschen Blut gespendet haben. In Winnweiler waren es 265 Spender, in Rockenhausen 610. Davon waren nur 43 Personen Erstspender. „Dabei brauchen wir Kontinuität.“ Küpper vermutet, dass junge Menschen wegziehen und deshalb zumindest nicht im Donnersbergkreis zu regelmäßigen Spendern werden. „Die wahren Helden sind diejenigen, die regelmäßig Blut spenden!“

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