Donnersbergkreis Ertrag geringer, aber die Qualität stimmt

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Die einen sind schon mittendrin, die anderen stehen in der Startlöchern: Für die Weingüter (auch) in unserer Region beginnt bei der Weinlese die heiße Phase. Vor allem die feuchte Witterung im Frühjahr hat den Winzerbetrieben erheblich zu schaffen gemacht und für Ausfälle gesorgt. Zuversicht äußerten die Weinbauern dagegen bei einer Umfrage der RHEINPFALZ, was die Qualität des Jahrgangs anbelangt.

„Ich habe noch nie so viel Pflanzenschutz betrieben wie dieses Jahr“, sagt Peter Linxweiler, Inhaber des Weinguts Hahnmühle in Mannweiler-Cölln. Da dieses schon seit geraumer Zeit Bio-Weinbau betreibt, hat ihm das verregnete Frühjahr mit den daraus resultierenden Problemen – starker Befall der Reben mit Peronospora (Falscher Mehltau) – besonders zu schaffen gemacht: Linxweiler darf statt herkömmlichen nur für den ökologischen Weinbau zugelassene Schutzmittel verwenden. Nicht zuletzt deshalb rechnet er damit, dass die Menge des 2016er Jahrgangs deutlich geringer als in den Vorjahren ausfällt. Zuversichtlich ist Linxweiler dagegen, was die Qualität anbelangt: Die Oechslewerte seien gut, die Kunden dürften sich vor allem auf einen tollen Riesling freuen, so der Winzer. Auch Gunther Keller vom Weingut Burg Löwenstein (Niedermoschel) hatte mit dem starken Niederschlag im Frühjahr zu kämpfen. Er vermutet, dass der Ertrag gegenüber dem Vorjahr um ein Drittel zurückgeht. Am schlimmsten betroffen seien Dornfelder und Scheurebe, sagt Keller. Vereinzelt habe es auch mit „Sonnenbrand“ an den Trauben und der Kirsch-Essigfliege Schwierigkeiten gegeben, größere Auswirkungen auf Qualität und Menge erwartet er dadurch allerdings nicht. Das Weingut wird voraussichtlich am Dienstag mit der Lese beginnen, Dornfelder und Müller-Thurgau sollen als erstes geerntet werden. Silvaner, Riesling und Würzer sind die Rebsorten, die Keller in diesem Jahr besonders Freude machen: Vor allem der Würzer „sieht so gut aus wie schon lange nicht mehr“. Beim Obermoscheler Weingut Schmidt soll laut Inhaber Andreas Schmidt die Lese mit den Rotweinen Regent, Portugieser und Dornfelder sowie den „Weißen“ Müller-Thurgau und Bacchus starten. Auch der vielfach ausgezeichnete Winzerbetrieb wird dieses Jahr durch Befälle – vor allem Falschen Mehltau – erhebliche Einbußen hinnehmen müssen: Der Ausfall könnte bis zur Hälfte des Vorjahresmenge betragen, befürchtet Schmidt. Ausnahme: Der Ertrag beim Riesling wird vermutlich relativ hoch ausfallen. Guter Hoffnung ist Schmidt auch, was die Qualität des Jahrgangs anbelangt: Das Mostgewicht der Trauben lässt ihn der beginnenden Lese zuversichtlich entgegenblicken. Im Zellertal haben viele Winzer bereits mit der Ernte angefangen. Mit der Frühsorte Sauvignon Blanc und Traubensaft startete in der vorigen Woche das Weingut Klosterhof in Zell. Winzer Stephan Schwedhelm geht in seiner Prognose von einem 30-prozentigen Verlust beim Ertrag aus. Auch bei ihm sind die Aussichten bezüglich der Qualität wesentlich rosiger: Das warme, sonnige Wetter der vergangenen Wochen habe den Trauben einiges von ihrer Säure genommen, daher sei ein sehr guter Most entstanden. Besonders viel verspricht sich Schwedhelm in diesem Jahr vom Burgunder und vom Riesling. „Sehr gute Oechslewerte, schöner, reifer Jahrgang und nachhaltige, fruchtige Weine“, schwärmt Uwe Römer vom Weingut Römerhof in Zell von der voraussichtlichen Qualität seiner 2016er Tropfen. Der blaue Frühburgunder, mit dem der Zeller Winzer vergangene Woche die Lese begonnen hat, habe zudem einen guten Ertrag ergeben. Insgesamt schätzt jedoch auch Römer die Verluste durch Falschen Mehltau auf bis zu 30 Prozent. Durch den regnerischen Mai und Juni sei er auch zeitlich im Wingert sehr eingespannt gewesen, weshalb andere Arbeit zurückstehen mussten. Größere Probleme habe auch der „Sonnenbrand“ bereitet, der sich an verschiedenen Traubensorten gezeigt hat – selbst Reben, die normalerweise nicht betroffen sind, seien in diesem Jahr nicht verschont worden. Auch das Weingut Stutzmann aus Einselthum hatte in den vergangenen Wochen mit „Sonnenbrand“ zu kämpfen. Als „ein Wink des Klimawandels“ deutet dies Holger Stutzmann – zumal auch ihn der Falsche Mehltau etliche Reben gekostet hat. Auch hier lautet die Prognose: ein Drittel weniger Ertrag als im Vorjahr. Mit dem Dornfelder soll beim Weingut Stutzmann heute die Ernte beginnen. Bei dieser Sorte sowie beim Chardonnay und beim Riesling befürchtet der Winzer in diesem Jahr größere Ausfälle. Dagegen seien die Aussichten bei den Weißweinen Müller-Thurgau und Silvaner gut. Besonders ausgeprägt sei in diesem Jahr das Phänomen des „neidischen Herbstes“, betont Stutzmann: Die regionalen Unterschiede bei der Witterung seien teils gravierend gewesen – dieses unterschiedliche „Klein-Klima“ sei ausschlaggebend, ob der Ertrag 2016 gut oder schlecht ausfällt. So habe es beispielsweise passieren können, dass von zwei benachbarten Winzern der eine mit „Sonnenbrand“ oder der Kirsch-Essigfliege zu kämpfen hatte, der andere dagegen nicht. Über das tolle Wetter der vergangenen Wochen freut sich Petra Seitz vom Winzerhof Seitz auf dem Heyerhof. „Ein super Herbst, viel Sonne und wenig Regen“, schwärmt sie. Die Trauben seien prall, süß und gesund – optimale Voraussetzung für die Qualität des späteren Weines sei. Auch ihrem Weingut hat das feuchte Frühjahr zu schaffen gemacht und erhebliche Ausfälle beschert, weshalb auch hier der Ertrag zurückgehen wird. Dafür habe es dann im goldenen Herbst keinerlei Probleme mit der Kirsch-Essigfliege oder „Sonnenbrand“ gegeben. Das Weingut auf dem zu Albisheim gehörenden Heyerhof hat bereits vor zwei Wochen mit der Ernte von Dornfelder, Portugieser und Müller-Thurgau angefangen. Besonders viel verspricht sich Seitz von den Sorten Chardonnay und Spätburgunder.

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