Donnersbergkreis „Es ist okay, nicht perfekt zu sein“

Kaiserslautern. Der Weg vom Rapper zum Punkrocker gelingt nicht jedem. Dem Hamburger Musiker „Swiss“ ist er gelungen. 2014 hat er dem Hip Hop den Rücken gekehrt und ist seitdem mit seiner Punkrock-Band „Swiss & Die Andern“ unterwegs. 2016 brachte die Band ihre zweite Platte „Missglückte Welt“ heraus, mit der die Truppe am Freitag, 20 Uhr, in die Kammgarn kommt. Mit der RHEINPFALZ redete Swiss über Platte, Politik und Punkrock.

Warum eigentlich der Wechsel vom Hip Hop zum Punkrock? Was gibt Ihnen der Punkrock, das Ihnen der Hip Hop nicht mehr gegeben hat?

Ich kam irgendwann einfach mit dem Getue der Hip-Hop-Gemeinschaft nicht mehr klar. Auch das Live-Auftreten hat mir nicht mehr so viel Spaß gemacht wie jetzt mit Band. Es ist für mich eine ganz andere Energie. Ich habe das Gefühl, dass ich erst jetzt auf dem Level Musik mache, die ich schon immer machen wollte. Ich bin einfach besser geworden durch die Band und diese Art von Live-Musik. Die Energie, die vom Publikum kommt ist der Wahnsinn. Die „Missglückte Welt“ ist eine sehr politische Platte. Was steckt dahinter? Ich wollte eine Platte machen, die sich klar positioniert, ein politisches Statement setzt. Allerdings ist sowas immer eine Gratwanderung. Inwiefern? Ich finde es wichtig, politisch zu sein, aber wenn man es übertreibt, es zu plakativ und trocken macht, kann es den Leuten auf die Nerven gehen. Man muss trotzdem noch Spaß haben bei der Musik und in den Songs zwischendurch auch einfach mal abschalten können. Die Leute sollten sich beim Hören der Platte nicht fühlen wie auf einer Demo. Bekennen zu wenige deutsche Musiker politisch Farbe? Sagen wir mal so: Ich habe keinen Respekt davor, wenn Musiker eine klare Meinung haben, die aber zugunsten von Plattenverkäufen nicht äußern. Es gibt viele sehr erfolgreiche Bands und Musiker da draußen, die mit ihrer Musik natürlich auch Leute am rechten Rand mitnehmen. Die wissen das auch, sagen aber nichts, weil sie auf Geldverdienen geeicht sind. Gerade wenn man so viele Leute hat, die einem zuhören, sollte man als Künstler diese Leute an die Hand nehmen und ihnen zeigen, wie es auf der Welt aussieht. Was ist die Idee hinter der „Missglückten Welt“? Bei der Ideologie dahinter geht es darum, dass wir in einer Scheinwelt leben, in der uns vorgegaukelt wird, dass, wenn wir viel Geld verdienen, ein selbst finanziertes Haus mit Garten haben, uns vegan ernähren und jedes Jahr in Urlaub fliegen, wir ein perfektes Leben führen. Deshalb sind wir als Menschen sehr unglücklich, weil wir das Gefühl haben, dass wir dieses Ideal erreichen müssten und an dem Anspruch immer wieder scheitern. Die Gesellschaft ist einfach so undankbar geworden. Solange ich ein Dach über dem Kopf habe, Essen auf dem Tisch, eine gute Familie und nette Freude, geht es mir doch gut. In anderen Ecken auf der Welt haben die Leute nicht mal das. Die Platte sagt: Nein, du musst nicht perfekt sein. Es ist ok, wenn dein Leben auch mal scheiße ist, es ist ok Fehler zu haben, und es ist ok, wenn du nicht den Weg gehst, den die Gesellschaft vorschreibt. Konzert Am heutigen Freitag, 20 Uhr, im Cotton Club Kaiserslautern; Karten an der Abendkasse. |kkv/Foto: Maas/frei

x