Donnersbergkreis Fernsehkult und männliche Unzulänglichkeiten

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SIPPERSFELD. Der Kabarettist Uwe Kleibrink begeisterte am Samstagabend in seiner Rolle als Kurt Knabenschuh die Zuschauer in der Dorfgemeinschaftshalle von Sippersfeld. Der örtliche Kulturverein hatte Knabenschuh eingeladen und, so dessen Vorsitzender Ulrich Dietrich, eigentlich mit höchstens 40 Zuschauern gerechnet. Geworden sind es fast hundert. Knabenschuh brillierte mit seinem Alltagskabarett und erklärte den Zuschauern auch gleich, wie man sich im Alltag schnell selbst so manch langweilige Situation doch amüsanter gestalten kann.

„Der Ornithologie-Contest im Fernsehen, genannt DSDS. Warum Ornithologie? Weil Schnepfen mit Vollmeise im Fernsehen um die Wette zwitschern, in der Hoffnung irgendwann einmal ein großer Star zu werden. Schließlich aber im Dschungelcamp landen und dort der ansässigen Vogelwelt die Raupen wegfressen“, so erklärt Kurt Knabenschuh den momentan herrschenden Fernsehkult. So manch seltsames Verhalten gab es aber schon zu seiner Jugendzeit. „Nicht erst seit Facebook fotografieren manche Leute ihr Essen“, erklärt Knabenschuh. Das kennt er auch aus seiner Jugend. Der leicht ergraute (auf „leicht“ legt er die Betonung) Wuppertaler hält auf detaillierte Weise seinen Mitmenschen, aber auch sich selbst den Spiegel vor. So hat er selbst auch einen eigenen „Wettbewerb“: „Die nervigsten Mitreisenden in der Bahn“. Auf Platz drei die „Ökomutti mit zwei Kindern“. Die stets Rohkost-Häppchen bei sich führt und der man den Doppelnamen schon an der Nasenspitze ansieht. „Wie das Mädchen hieß, weiß ich schon nicht mehr. Aber der Junge hieß Sven-Malte. Der ,Kevin’ des ökobewussten neuen deutschen Mittelstandes!“ Auf dem zweiten Platz sind die über 70-jährigen Frauen, welche auf dem Vierersitz im Zugabteil zu acht sitzen und lautstark aneinander vorbei reden. Platz eins: der Businessman. Mit einem aufgeklappten Laptop und zwei Smartphones. Mit dem einen wird dauertelefoniert, das zweite liegt als Statussymbol auf dem Tisch. Punktgenau ist auch seine Beschreibung der Unzulänglichkeiten der Männer im ehelichen Alltag. Genauer beschrieben am eigenen. „Frauen können viel besser suchen als wir!“, erzählt er mit großer Ehrfurcht von den Talenten seiner Frau Ingrid. Seine Frau bittet ihn, das Gurkenglas für sie zu holen. Nachdem dann zumindest der genaue Ort geklärt ist, sucht er nun im besagten Kühlschrank nach dem „Übeltäter“. „Nichts. Ganz ehrlich, da ist es nicht“, ruft er seiner Ingrid zu. Die versichert ihm, dass es ganz sicher dort sei, greift einmal hinein und zieht ein riesiges Gurkenglas heraus. „Da ist ein Trick dabei! Sie hatte bestimmt das Glas im Ärmel! Das stand dort niemals!“, versichert Knabenschuh. Frauen haben es schon immer gesagt, und Knabenschuh hat es bestätigt: Männer leiden bei Krankheit oder Schmerzen viel mehr als Frauen. Seine Nasenscheidewandoperation war genauso schlimm, wie er davor von anderen Männern gehört hatte. Blutig und schmerzhaft. Als seine Frau bei der Geburt des gemeinsamen Sohnes unter den Wehen sämtliche guten Vorsätze und Absprachen nicht mehr einhalten will, ist er zutiefst enttäuscht. „Du musst mit mir atmen. Schau mir noch einmal genau zu und lass mich jetzt nicht hängen. Wir haben es uns doch versprochen, das gemeinsam durchzustehen!“, feuert er seine Gattin an. Die aber schreit ihn einfach nur an. Das Publikum war begeistert, und Ulrich Dietrich entließ den Künstler mit den in Sippersfeld üblichen Worten: „Sehen wir uns nicht mehr auf dieser Welt, dann sehen wir uns in Sippersfeld.“

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