Donnersbergkreis Gefahrgutlager: Werke wollen kämpfen

Die Max-Planck-Straße in Grünstadt: Auf der linken Seite sieht man das Gebäude der Stadtwerke, auf der rechten Seite die Baustel
Die Max-Planck-Straße in Grünstadt: Auf der linken Seite sieht man das Gebäude der Stadtwerke, auf der rechten Seite die Baustelle der Firma Dinges.

Eine Straße trennt das Betriebsgelände der Firma Dinges in der Max-Planck-Straße von dem Gebäude, in dem die Mitarbeiter der Grünstadter Stadtwerke arbeiten. Die Pläne von Dinges, im Norden des Betriebsgeländes ein Gefahrgutlager mit Heizplatz und Stickstoffanlage zu errichten, beunruhigen sie. Und zwar so sehr, dass Geschäftsführer Albert Monath mit allen rechtlichen Mitteln dagegen vorgehen will. „Wir werden kämpfen bis zum Schluss“, sagt Monath. Er ist Chef von mehr als 60 Leuten, die im Haus arbeiten, zwölf sind auf der Kläranlage beschäftigt, die auch in der Nähe ist. Er und sieben Vertreter von verschiedenen Abteilungen der Stadtwerke haben gegenüber der RHEINPFALZ ihre Befürchtungen beschrieben. Einige von ihnen sind neben ihrem Job als ehrenamtliche Feuerwehrmänner tätig. So wie Rohrnetzmeister Hans-Jürgen Nödling. Er sorgt sich, dass die Stadtwerke bei einem Betriebsunfall bei Dinges nicht mehr handlungsfähig wären. Denn wenn dort etwas passiere, müsste das ganze Gebiet gesperrt, die Leute evakuiert werden. Der fünfköpfige Betriebsrat, dem Nödling angehört, hat seine Bedenken in einem Schreiben an die Geschäftsleitung formuliert: „Tritt innerhalb dieser Zeit eine Störung im Gas-, Wasser- oder Stromnetz auf, sind die Stadtwerke nicht in der Lage, effektiv zu reagieren. Wichtige Einrichtungen wie die Netzleitzentrale, das Lager und die Störungsannahme wären nicht mehr zugänglich.“ Ein weiteres Problem, das die Mitarbeiter der Stadtwerke sehen, sollten die Pläne umgesetzt werden, ist die Zunahme des Verkehrs. Schon jetzt sei die Kreuzung Obersülzer/Max-Planck-Straße eng, wenn zwei Lastwagen ein- und ausführen, sagt Thomas Wilms. Und schon jetzt würden täglich viele Lkw durch die Max-Planck-Straße fahren. Geschäftsführer Monath sagt: Künftig würden zusätzlich zu den leeren Tanks, die im Betrieb gereinigt werden, auch noch volle Container über die Straße antransportiert werden. Die werde dadurch stärker in Mitleidenschaft gezogen. Zusätzlich sehen die Mitarbeiter der Stadtwerke ein Parkplatzproblem: Wohin mit all den Lastwagen? Ein anderer Faktor, der nichts mit den Plänen für ein Gefahrgutlager zu tun hat, die Mitarbeiter allerdings schon jetzt belastet, ist der Geruch, der von der 2015 eröffneten Tankreinigung auf dem gegenüberliegenden Firmengelände ausgeht. Die Mitarbeiter berichten von einer Kollegin, die sich jüngst übergeben habe, weil ihr der Geruch so auf den Magen schlug. Sie erzählen von geschlossenen Fenstern im Hochsommer, von Duschräumen und Versammlungsräumen, die nicht genutzt würden, weil es darin stinke. „Und auch in den Autos hält sich der Geruch“, berichtet Betriebsratsmitglied Klaus Armbrust. Es rieche nicht immer, nur phasenweise. „Das ist ein Schwall“, beschreibt Florian Hoffmann, „der extrem ist“. Wegen der Geruchsbelästigung ist vor zwei Jahren schon die Gewerbeaufsicht bei der Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd tätig geworden. Sie ist nach Messungen zu dem Ergebnis gekommen, dass man nicht von einer erheblichen Geruchsbelästigung sprechen könne. Die Firma hat nach den ersten Beschwerden einen sechsstelligen Betrag in eine Absauganlage investiert. Seitdem sei es besser geworden, bestätigt Monath: „Es riecht nicht mehr so arg.“ Aber besonders wenn die Reste der Reinigung abgeholt würden und wenn das Abwasser in die firmeneigene Industriekläranlage laufe, sei die Geruchsbelästigung immer noch groß, sagt Monath. Im Gespräch mit den Mitarbeitern der Stadtwerke fällt öfter der Satz: „Wir haben Angst.“ Angst davor, dass die Ventile der Container im Gefahrgutlager undicht sein könnten, dass Flüssigkeiten auslaufen, dass keiner kontrolliert und dass Menschen Fehler machen. Monath fasst die Befürchtungen so zusammen: „Man schafft ein Gefahrenpotenzial, dass nicht sein muss.“ Thomas Wilms findet, dass die Behörden die Sorgen nicht ernst genug nehmen: „Man wird alleine gelassen.“ Abteilungsleiter Timo Thierfelder findet mit Blick auf das Gewerbegebiet, in dem die Firma Dinges sitzt: „Eine Resolution bringt nicht viel. Man muss bei den Gesetzen anfangen. Das ist doch kein normales Gewerbe.“ Geschäftsführer Monath sorgt sich, dass es die Stadtwerke – die er als attraktiven Arbeitgeber sieht – bei der Personalsuche künftig schwerer haben könnten. Er habe unterschätzt, was eine Tankreinigung für die Umgebung bedeute, räumt er ein. Auch deswegen wollen sich die Werke gegen den Bau eines Gefahrgutlagers wehren: „Den Fehler wollen wir nicht noch mal machen.“

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