Donnersbergkreis Grenzerfahrungen und Kooperationen im Donnersbergkreis

Die Menschen identifizieren sich zuerst mit ihrer Ortsgemeinde, sagen die Bürgermeister in der Sommerredaktion im Gespräch mit R
Die Menschen identifizieren sich zuerst mit ihrer Ortsgemeinde, sagen die Bürgermeister in der Sommerredaktion im Gespräch mit RHEINPFALZ-Redakteur Sebastian Stollhof (links). Neben ihm von links: Rudolf Jacob, Klaus Zepp, Holger Weirich, Adolf Kauth, Klaus Hartmüller und Dieter Hartmüller.

RHEINPFALZ-Sommerredaktion: Im Donnersbergkreis grenzen alle sechs Verbandsgemeinden an einen anderen Landkreis an. Da gibt es auch Verbindungen über die Grenzen hinweg. Doch wie sieht es eigentlich mit dem Kreisbewusstsein aus? Wir haben mit Bürgermeistern aus verschiedenen Kreisteilen über den Kreis, Chancen und Wünsche gesprochen.

«Kirchheimbolanden.» Ist es gut, wenn ein Kreis keine dominierende Kreisstadt hat? Kein großes Zentrum? „Es hat durchaus seine Vorteile“, sagt Rudolf Jacob, der Winnweilerer Orts- und Verbandsgemeindebürgermeister. „Im Schatten eines Oberzentrums ist es für andere Städte und Gemeinden schwierig, sich zu entwickeln – weil eben alles in das Oberzentrum zieht.“ Für Winnweiler beispielsweise wirke sich dies positiv aus, die Einwohnerzahlen nehmen zu, die wirtschaftliche Entwicklung sei günstig und es gebe fast keine Leerstände. „Wenn eine dominierende Kreisstadt da wäre, wo alles hinfließt, wäre es für die anderen größeren Gemeinden eher schwieriger“, glaubt Jacob – und schiebt nach: „Mit der Struktur, wie wir sie im Donnersbergkreis haben, bin ich ganz glücklich. So befinden sich die Sitzgemeinden der VGs auf Augenhöhe.“ Das Kreisbewusstsein Das sehen durchaus auch andere Bürgermeister in der Gesprächsrunde im Kelterhaus im Kirchheimbolander Schlossgarten so. „Es ist ganz entscheidend, dass es eine gute Sitzgemeinde gibt“, sagt der Göllheimer Ortsbürgermeister Dieter Hartmüller. Das gelte sowohl für eine Verbandsgemeinde als auch für einen Kreis. „Kirchheimbolanden hat sich hervorragend entwickelt.“ Und doch, so der Göllheimer Ortschef, stehe für die Menschen zuerst die Identifikation mit ihrer Ortsgemeinde im Mittelpunkt, nicht mit dem Kreis. In der Verbandsgemeinde Göllheim beispielsweise sei das Verhalten der Menschen geteilt – die einen ziehe es eher Richtung Grünstadt, die anderen nach Kirchheimbolanden. Da spiele die Kreisgrenze keine Rolle, zumal auch die Busverbindung über Eisenberg nach Grünstadt gut sei. Für den Alsenzer Ortsbürgermeister Klaus Zepp ist Kirchheimbolanden „nicht so dominierend als Kreisstadt“. Für die Alsenzer sei es ganz normal, über Kreisgrenzen hinweg zu schauen, die Wege nach Bad Kreuznach seien kurz, andererseits seien auch Kaiserslautern oder Mainz über öffentliche Verkehrsmittel gut zu erreichen. Nach Kirchheimbolanden komme man da eher selten – höchstens zu Veranstaltungen. Ein Lied, in das auch Holger Weirich, Stadtbürgermeister von Obermoschel, einstimmt. „Von uns aus sind es elf Kilometer nach Meisenheim, 13 nach Rockenhausen, 18 nach Bad Kreuznach.“ Die Menschen ziehe es da weniger in die Donnersberger Kreisstadt. „Lediglich beim Thema Krankenhaus sehe es da anders aus. Da sind Kirchheimbolanden und Bad Kreuznach fast gleichauf. Die Versorgung in der Klinik in Kirchheimbolanden ist gut und sie ist nicht so groß.“ Grenzerfahrungen machen auch die Eisenberger. Das weiß natürlich Stadtbürgermeister Adolf Kauth: „Man sagt ja immer, dass die Bewegung der Menschen so ist wie das Wasser fließt.“ Es gebe viele Menschen in Eisenberg, die Richtung Grünstadt und Bad Dürkheim orientiert seien. „Es gibt aber auch einige, die bewusst nach Kirchheimbolanden fahren“, so Kauth. Bei ihm selbst sei ein Bewusstsein zum Donnersbergkreis sehr stark ausgeprägt. Dass es manchen Eisenberger in die Kleine Residenz zieht, freut den Kirchheimbolander Stadtbürgermeister Klaus Hartmüller. „Als Kerchemer ist das Kreisbewusstsein groß, denke ich. Wir können uns zwar nichts dafür kaufen, Kreisstadt zu sein, aber es ist eine schöne Werbung. Und natürlich wollen wir auch, dass bei einer Kreisreform Kirchheimbolanden Kreisstadt bleibt.“ Die Kreisreform Zu dieser hat Rudolf Jacob so seine eigene Meinung. „Ich rechne da nicht mit dem großen Wurf“, sagt der Winnweilerer. Beim Land, ist Jacob überzeugt, habe man bei der Zusammenlegung von Verbandsgemeinden so seine Erfahrungen gemacht. Jacob kann sich gut vorstellen, dass sich an den Kreisgrenzen nichts ändern wird – höchstens, dass kleinere kreisfreie Städte zu manchen Kreisen zugeordnet werden. „Ich denke, es wird mehr in die Richtung Kooperationen gehen, die gegenseitige Übernahme von Aufgaben.“ Dieter Hartmüller nennt hier das Beispiel von Zweckverbänden. Die Zusammenarbeit Im Kleinen gibt es solche Kooperationen bereits, wie sich in der Gesprächsrunde zeigt. Beim Thema Wald arbeiten Göllheim und Eisenberg sowie Göllheim und Winnweiler zusammen, in Alsenz und Obermoschel werde sich auch immer mal wieder gegenseitig ausgeholfen. Holger Weirich nennt als Beispiel die Buden für den Weihnachtsmarkt. „Bei Städten und Gemeinden unserer Größe geht es gar nicht ohne Kooperationen“, so Weirich. Und Klaus Zepp fügt an, dass man auch bemüht sei, beim Erstellen von Veranstaltungskalendern darauf zu schauen, dass man sich nicht in den benachbarten Orten mit Festen in die Quere komme. Die VG Alsenz-Obermoschel Für die Verbandsgemeinde Alsenz-Obermoschel sieht es Weirich als Plus, dass der Donnersbergkreis so dezentral strukturiert ist. „Wir sind die kleinste VG, haben auch größenmäßig die kleinsten Orte. Wenn die Struktur des Kreises anders wäre, käme bei uns vermutlich relativ wenig an.“ Der Obermoscheler Stadtbürgermeister hätte nichts dagegen, wenn der Kreis vergrößert würde. Die Gemeinden Feilbingert, Hallgarten und Hochstätten (bislang VG Bad Münster) hätten ihm auch gut im Donnersbergkreis gefallen. „Dann wären wir nicht mehr am Rand des Kreises. Das merken wir schon.“ Wie mehrfach berichtet, sollen die Gemeinden der bisherigen VG Bad Münster am Stein-Ebernburg aber in die Verbandsgemeinden Rüdesheim und Bad Kreuznach eingegliedert werden. Und schon sind wir beim Thema Zukunft der Verbandsgemeinde Alsenz-Obermoschel. Das bewegt auch die anderen Bürgermeister in der Runde. Rudolf Jacob hätte sich hier eine „bessere Moderation“ von Landrat Winfried Werner gewünscht. „Da ist viel Porzellan zerschlagen worden, viel übereinander geredet worden – leider aber ist es viel zu kurz gekommen, miteinander zu reden.“ Adolf Kauth sieht es durchaus auch als Chance, dass mit Rainer Guth im September ein neuer Landrat komme, der völlig unbelastet an dieses Thema gehen könne. Holger Weirich will das Thema Fusion gar nicht am Landrat festmachen: „Was bei uns ganz schlecht angekommen ist, war die Informationspolitik aus Mainz. Da sind verschiedenste Personen hin und haben verschiedenste Antworten bekommen.“ Klaus Zepp erachtet es auch als wichtig zu wissen, wo die Reise denn in Sachen Kreisreform hingehe. „In der Verbandsgemeinde Alsenz-Obermoschel möchte keiner nach Kusel. Dann lieber in den Kreis Bad Kreuznach.“ Am liebsten wäre ihm jedoch, dass der Donnersbergkreis fortbesteht. Die Wünsche Wünsche haben auch die anderen Bürgermeister. „Eigentlich müsste man es bei der Zugverbindung versuchen, einen Lückenschluss von Marnheim nach Kirchheimbolanden zu schaffen. Dann hätte man eine durchgängige Verbindung von Kaiserslautern nach Mainz“, findet Rudolf Jacob. Eine S-Bahn zwischen den beiden Städten könne auch enorme Impulse für den Donnersbergkreis bringen. Auch für den Tourismus. Diesen hat Adolf Kauth im Visier. Hier hofft er auf eine stärkere Entwicklung. „Wir haben so viele schöne, interessante Flecken hier in der Region ...“ Dieter Hartmüller würde auch noch verstärkter auf Kurzurlauber setzen. „Gerade mit einem E-Bike kann man heutzutage auch die hügeligeren Gegenden gut auf dem Rad erkunden.“ Klaus Zepp wünscht sich eine stärkere Unterstützung bei der Ansiedlung von Gewerbe, Holger Weirich schnelles Internet und einen vernünftigen Handyempfang. Auch bei der Stadtentwicklung könne man mehr Hilfe gebrauchen. Zwar gebe es Fördermittel, doch der verbleibende Eigenanteil sei dann in vielen Fällen immer noch zu hoch, um historische Bausubstanz zu entwickeln. Das gelte für private Eigentümer genauso wie für eine Gemeinde. Auch was den Denkmalschutz betrifft, hätte der Stadtbürgermeister gerne die eine oder andere Lockerung. „Man könnte schöne Grünflächen schaffen, dafür muss man aber auch erst einmal ein Gebäude abreißen dürfen.“ Ein Problem, das auch Klaus Hartmüller in Kirchheimbolanden kennt. Wobei die Bürgermeister hier nicht grundsätzlich den Denkmalschutz in Frage stellen wollen. In einem Punkt sind sich übrigens alle einig: Der Donnersbergkreis hat viel zu bieten.

x