Donnersbergkreis Harte Zeiten für Fasnachtsmuffel

Einen humorvollen Zeitsprung in die Fasnacht der 70er Jahre bietet das Staatstheater Mainz.
Einen humorvollen Zeitsprung in die Fasnacht der 70er Jahre bietet das Staatstheater Mainz.

Fasnachtsmuffel müssen jetzt ganz stark sein: Sie werden um die närrische Zeit nicht ganz herumkommen. Nur mit ausgedehnten Spaziergängen in die Tiefen des Pfälzerwaldes, mit stundenlangen Lesenachmittagen oder mit Reisen in die nördlichen, narrenfreien Zonen der Republik werden sie sich vor schunkelnden und übermütigen Narren schützen können – alles andere wird nicht funktionieren. Aber es gibt ja Abstufungen. Ein völlig neuer Blickwinkel auf die närrischen Tage lässt beispielsweise die Fasnachtsposse am Staatstheater Mainz „Ein Platz an der Sonne oder alles fer die Fassenacht“ zu. In einer Zeitreise geht es knapp fünfzig Jahre zurück in die gute, alte Zeit, als die Hippies in Woodstock feiern, die „Amis“ auf dem Mond landen und Smartphones noch reine Science-Fiction waren. Der traditionsbewusste Karl Gottfried Meisenzahl, seine patente Frau Barbara und die elf Kinder genießen ihr fasnachtliches Zuhause, als das Leben der Mainzer Familie durch einen plötzlichen Todesfall und eine abenteuerliche Reise ins sonnige Ibiza auf den Kopf gestellt wird. Doch am Ende wird auch hier gefeiert, allerdings ist es der Startschuss in die Fasnachtskampagne 1969/70. Wer diesen humoristischen Blick zurück wagen möchte, beim Staatstheater Mainz gibt es für die Vorstellungen im Großen Haus noch Restkarten. Nicht närrisch, aber nach eigenen Angaben verrückt geht es im Gerry-Jansen-Theater in Alzey zu. Dort hat das Orkantief „Hilde“ dafür gesorgt, dass eine komplette Kleinstadt am Rhein überflutet ist – außer der Pension von Hilde Feucht, wo sich recht bald auf der Flucht vor den Fluten eine illustre Gesellschaft einfindet. Ein Meteorologe, ein Bauer, eine Friseurin und ein Volksmusiker trotzen dem Orkantief und sorgen dafür, dass auch Fasnachtsflüchtlinge- und ,muffel ordentlich etwas zu lachen haben. Reservierungen nur telefonisch unter 06731 55285. Nicht unbedingt an diesem Wochenende, aber unbedingt noch vor dem Ausstellungsende am 29. April sollten Sie die Ausstellung „nichts war vergeblich. Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus“ in der Gedenkstätte KZ Osthofen besuchen. Veranstalter sind der Förderverein Projekt Osthofen, die Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz und das Frauenbüro des Landkreises Alzey-Worms. Die Ausstellung würdigt den Mut von Frauen, die sich gegen den Terror des NS-Systems stellten. Die Biografien zeigen wie sie auf vielfältige Weise dem NS-Regime die Gefolgschaft verweigerten. Sie verfassten und verteilten Flugblätter, boten Verfolgten Unterschlupf, missachteten die „NS-Rassegesetze“ oder klärten im Exil über das Unrecht in Deutschland auf. Sie folgten dabei ihrem Gewissen – und setzten vielfach ihr Leben aufs Spiel. Wie in dem Flyer zu der Ausstellung ausgeführt ist, soll der Anteil dieser Frauen im Kampf gegen den NS-Staat ist in der Öffentlichkeit bekannter werden. Für die Präsentation hat die Gedenkstätte die Ausstellung mit regionalen Beispielen „widerständiger“ Frauen ergänzt. So wie dem von Pauline Schöfer aus Osthofen. Die Sozialdemokratin, Gewerkschafterin und Gründerin der ortsansässigen Arbeiterwohlfahrt wurde wegen ihrer politischen Arbeit im März 1933 unter Beifall von „Nazifrauen“ ins KZ Osthofen eingeliefert. Auch nach ihrer Haftentlassung stand sie in engen Kontakt sowie Austausch mit Genossen und hörte „Feindsender“, immer im Bewusstsein, erneut inhaftiert zu werden. Die Ausstellung in der Gedenkstätte in Osthofen, Ziegelhüttenweg 38, ist geöffnet dienstags bis freitags von 9 bis 17 Uhr und an Wochenenden und Feiertagen von 13 bis 17 Uhr . | Jutta Glaser-Heuser

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