Donnersbergkreis Hut-Übergabe auf Leiter

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Petrus muss ein Teschenmoscheler sein: Davon jedenfalls waren die Bewohner des 130-Seelen-Dörfchens am Wochenende fest überzeugt. Bei strahlendem Sonnenschein und hochsommerlichen Temperaturen hat die Moscheltal-Gemeinde drei Tage lang Kerwe gefeiert. Als Höhepunkt hat sich am Sonntag ein immerhin neun „Nummern“ umfassender Lindwurm den Weg durch die Ortsstraßen gebahnt.

Viele Kiebitze hatten sich für den Umzug ein schattiges Plätzchen gesucht: am Straßenrand, auf Gartenstühlen unter den Schatten spendenden Bäumen der in der Hauptstraße gelegenen Anwesen oder unter umfunktionierten Regenschirmen. Auch die zahlreichen Festgäste im Innenhof des Bürgerhauses ließen sich nicht unter den blau-weißen Pavillons neben dem Bierstand hervorlocken und beobachteten stattdessen das vorbeiziehende Treiben aus einigen Metern Entfernung. Angeführt wurde der Tross vom Einsatzfahrzeug der Feuerwehr Felsbergerhof, die zusammen mit dem DRK-Ortsverein Finkenbach die Absicherung übernommen hatte. In seinem liebevoll restaurierten Triumph-Oldtimercabrio – laut angebrachter Staatsfahne das „Teschenmoscheler Dienstmobil Nr. 1“ – chauffierte Thomas Küsters Ortsoberhaupt Ernst Schulz durch die Gassen; im großen Reisekoffer befand sich die dank des bevorstehenden Windrad-Baus prall gefüllte Gemeindekasse. Einmal mehr mit von der Partie war Reiner Cornelius – wohnhaft im „letzten Teschenmoscheler Haus“, gleich hinter dem Ortsschild der Nachbargemeinde Dörrmoschel – mit seinem 1956 erbauten Einachsschlepper und einem Riesenfußball, mit dem selbst Thomas Müller getroffen und die deutsche Nationalmannschaft ins EM-Endspiel gebracht hätte. Die „Sippe Schulz“ von der Mausmühle sowie die Dorfjugend zeigten mit ihrem Motivwagen, dass sie 2016 trotz Dauerregen richtig Spaß haben. Ihre Frage „Wann wird’s mal wieder richtig Sommer?“ wurde pünktlich zur Kerwe beantwortet. Für die feuchte Abkühlung der Festgäste sorgten gezielte Wasserstrahle aus der Kübelspritze. Mit seinem historischen Güldner Traktor waren Pascal Denzer und seine Freunde dabei, gefolgt von Roland Steller auf dem frisch polierten alten NSU-Motorrad. Aus der Nachbargemeinde grüßte eine Delegation Turnerfrauen des Turn- und Sportvereins Finkenbach-Waldgrehweiler, derweil Familie Stark und Freunde die langersehnte „Reitschul“ – ein Karussell Marke Eigenbau mit Flieger, Auto und Pferdchen – zum Festplatz brachten. Auf einer Couch präsentierten sich der altgediente „Kerwevadder“ Dieter Altstadt und sein junger Nachfolger Sven Steller. Familie Weber ließ auf ihrem Holder-Gespann so richtig die „Sau raus“ und war mit Inlineskates, Federball, Fußball und Pony sportlich unterwegs. Moderator Roland Keye stellte die einzelnen Teilnehmer den Gästen vor und gab Infos zu den historischen Fahrzeugen. Nach dem Anbringen des bunt geschmückten Kerwestraußes am Bürgerhaus zogen die beiden „Kerwevädder“ über so manche Missgeschicke ihrer Mitbürger her. Von der misslungenen Geburtstagstorte über den Fehlalarm für die Feuerwehr und die Schlüsselsuche per Rechen auf dem Acker, bis hin zur ungewollten Peepshow in der Nacht der tausend Lichter reichte der Reigen der humorvollen „Stickelcher“. Getreu dem Motto der Kerwe und dem Aufdruck der T-Shirts „Achtung ich komme“ übergab Dieter Altstadt nach sechs Jahren den Hut des Kerweredners offiziell auf der Leiter an Sven Steller. Auf dem Festplatz hatte das Rote Kreuz einen Losstand aufgebaut und verkaufte Schaumküsse. Alleinunterhalter Manfred Gläser aus Waldgrehweiler sorgte für den guten Ton. Sehr zufrieden zeigten sich die zahlreichen Helfer, die nach dem morgendlichen Gottesdienst mit Pfarrerin Katja Wolf beim gut angenommenen Mittagsmenü alle Hände voll zu tun hatten. Gleiches galt gestern für das Haxenessen, mit dem die Kerwe ausgeklungen ist. Ortsbürgermeister Ernst Schulz, der allen Helfern und Mitwirkenden für ihr großes Engagement dankte, zeigte sich mit dem Verlauf der Kerwe rundum zufrieden. Und Petrus wird wohl zum Teschenmoscheler Ehrenbürger ernannt ... |tnt

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