Donnersbergkreis Im Garten ein „Mini-Woodstock“

EISENSCHMELZ. Solche Gartenmusik bekommt man nur selten geboten. Musiker aus (mindestens) drei Kontinenten münzten am Samstag bei „Wandermusiker“ Roland Vanecek auf der Eisenschmelz pure Lebensfreude um in treibende, coole Klänge, Weltmusik, virtuos gespielt von echten Könnern ihres Fachs.

Viel los war an diesem Nachmittag auf der Eisenschmelz, nahezu alle Parkplätze waren belegt, denn vis-á-vis des improvisierten „Mini-Woodstock“ vorm ehemaligen Herrenhaus hatte „Die Schmiedin“ Sandra Geruschkat Tag der offenen Tür. „Wunderbar, all diese freundlichen Gesichter“, freute sich Roland Vanecek, „Wandermusiker“ und als Tubist beim Hessischen Staatsorchester Wiesbaden im ganz tiefen Blech engagiert, über den sich allmählich füllenden Garten. Dass seit einer Woche die vier Musiker von „Quartcheto“ aus Porto Alegre in Brasilien bei ihm zu Gast waren für einige Auftritte in der Region, bot die willkommene Gelegenheit zu diesem Spontankonzert. Später erweiterten der libysche Djembe-Spieler Mohammend Mansur aus Dörnbach, aus Imsbach Christoph Jung mit seinem zum Mini-Schlagzeug aufgerüsteten Cajon und Julia Jung mit ihrer bezaubernden Stimme sowie der Hausherr selbst und sein „Wandermusiker“-Kollege Florian Wehse die Combo zu einer kleinen Bigband eigener Prägung. Das erste musikalische Wort hatte aber Quartcheto: Ricardo Arenhaldts Trommel gab einen Rhythmus vor, den Gitarrist Hilton Vaccari mit dezenten Rasgueado-Wogen zu einem treibenden Samba vertiefte. Darauf setzte Luciano Maia am Akkordeon mit leichter Hand schon erstaunliche solistische Glanzlichter, bevor schließlich Posaunist Julio Rizzo mit weichem Ton und ungemein variablem Spiel eine ganz eigene, jazzige Note hinzufügte. Diese Mischung, in der Folge vielgestaltig variiert, kam bestens an. Südamerikanische Rhythmen, musikantische Lust am Improvisieren, ausgespannt zwischen Jazz und Folklore, und das alles so lässig wie meisterlich unter das immer stärker zuströmende Publikum gestreut – das sorgte für offene Ohren, entspannt lächelnde Gesichter, im Puls der Musik mitgehende Körper. Die Besucher genossen den Nachmittag sichtlich. Ricardo Arenhaldt, Nachfahre pfälzischer Auswanderer, überraschte zudem mit pfälzischer Moderation bei portugiesischem Akzent, freute sich über „brasilianisches Wetter“ an diesem Tag, zumal es in Porto Alegre im Süden Brasiliens schon kühler ist als in Rio: „Es schneit net immer, aber alsemol“, ließ er wissen. Dass die Truppe auch klangliche Experimente schätzt, bewies sie mit einem in Deutschland komponierten Stück über eine Nachtigall, die den Musikern mal den Schlaf geraubt hat – mit klackenden, zirpenden, fiependen Geräuschen eines dämmernden Morgens, irgendwie aus den Instrumenten destilliert, setzte es ein. Mit Quartcheto, den „Wandermusikanten“ und ihren Freunden ging dann richtig die Post ab, verschmolzen im Garten, von den Basstönen aus Vaneceks alle überragenden Sousafon noch kraftvoll angetrieben, südliche Rhythmen, Impovisationslust und Virtuosentum miteinander, als hätte man ein seit Jahren eingespieltes Top-Orchester vor sich. Da stieg auch Trompeter Wehse, aus einem anderen Winkel des Geländes herbeigeholt, nahtlos ein und übernahm mal eben ein durch alle Höhen und Tiefen perlendes Solo. Klasse. In der Pause sorgte ein Unfall in der Nähe für einen Stromausfall (wir berichteten), so dass es auch für die, die zuvor mit Verstärkung spielten, nun unplugged weiterging. Zunächst ließen es Vanecek, Andreas Wendel (Mundharmonika), Torsten Schneider (Trompete) und Mohammed Mansur (Percussions), die Vanecek als den „Breunigweiler Social Club“ vorstellte, etwas ruhiger angehen mit relaxten, etwas melancholischen Improvisationen. Auch Kinder durften die Instrumente mal ausprobieren. Dann wurden die inzwischen über das Gelände verstreuten Akteure wieder zusammengetrommelt zu einer zweiten, kurzen Runde a tempo bis hin zum finalen klangvollen Auszug der Musiker aus dem Garten und dem gemeinsamen Schlussakkord auf der Straße. Großer, dankbarer Applaus für einen spektakulären und außergewöhnlichen Nachmittag.