Donnersbergkreis Immer wieder staunend in der Wiese

Erkundeten sogleich die Installationen: Eröffnungsbesucher der „Kunst im Grünen“.
Erkundeten sogleich die Installationen: Eröffnungsbesucher der »Kunst im Grünen«.

«REIPOLTSKIRCHEN.»Es war offenbar eine Punktlandung: Am späten Samstag erst waren die letzten Handgriffe für die 2017er „Kunst im Grünen“ an der Reipoltskircher Wasserburg getan. Kaum zwölf Stunden später fuhren die vielen Besucher der Eröffnung vor. Es hat viele gebraucht, um die vier Zeitzeichen in die Wiese gegenüber dem Bergfried zu setzen. Die Künstler natürlich, Anna Bludau-Hary, Thomas Brenner, Paul Hirsch, Gela Steinmacher. Die künstlerische Leiterin Edelgard Lösch und die beiden Männer, die die Ideen zur Ausführung brachten, Diethelm Rünger – der die Idee von Landschaftskunst im Odenbachtal vor 15 Jahren auch geboren hat – und Walter Graser. Die Helfer, die anpackten, im Feld und in der Verwaltung, die Kommunalpolitiker, die die Gelder nicht versagten und das Kreditinstitut, das Mittel zuschoss. Das Burgrestaurant und die Neuen Wandermusikanten, die die rund 90 Minuten lange Eröffnungsveranstaltung auflockerten und schließlich den langen Zug vom Burghof zur Kunst im Grünen anführten. Aller Zutun hat sich gelohnt, alle sagten bei der Eröffnung gestern Morgen einander Dank. Die „Kunst im Grünen“ 2017 ist schön, sie macht Spaß, sie bewegt, sie verstört. Wieder steht der Betrachter staunend in der Wiese, wo die Installationen so ganz andere Formen und Dimensionen annehmen als vom zentralen Blickpunkt auf halber Höhe zum Bergfried aus. So war es immer schon, 14 Mal bisher – und ist doch jedes Jahr neu. Zeitzeichen hat Edelgard Lösch als Thema der neuen Auflage ausgegeben, Installationen als Verweise für das, was unsere Zeit ausmacht, Mittel des Gedankenaus-drucks, Stationen eines langen Weges. Die vier eingeladenen Künstler haben die Auseinandersetzung mit dem Gegenwärtigem und Vergangenen angenommen, haben Gedanken geboren, verworfen, neu gedacht, schließlich Ergebnisse erzielt und endlich die Machbarkeit des Werks im Gelände ins Konzept einbezogen und die Umsetzung erlebt. Alle haben Neuland betreten – mit der schieren Größe der Installationen, dem Perspektivwechsel und auch mit dem handwerklichen Prozess. Die Fertigung des Werks aus der Hand zu geben, war ungewohnt. Welche Wahrheit der Besucher auch finden mag im Zusammenspiel von #insNetzgegangen, Krieg und Frieden, ...immer wieder und Por Favo R; das eine Zeitzeichen gibt es wohl nicht. Gela Steinmacher beschäftigt das Ungleichgewicht des ökologischen Systems, Paul Hirsch die das Dasein stets begleitende Sinnfrage, Thomas Brenner verstört mit der Idee allgegenwärtiger Brutalität, und Anna Bludau-Hary hat das weltweite Netz in den Fokus genommen. Alle Installationen sind begehbar, sie weisen Wege, laden ein zum Verweilen, dazu, sich zu begegnen, in sich zu gehen, in sich hineinzuhören, sich Zusammenhänge bewusst zu machen. Sie drehen liebgewonnene Deutungen um und lösen etwas aus im Besucher. Wer will, kann sich allein bestückt mit der Vielfalt, die er in sich trägt, ins Tal begeben. Wer Leitung möchte, findet sie in Kurztexten zu den Werken auf Faltblättern im Burghof. Für Landrat Winfried Hirschberger markierte der Auftakt am Sonntag einen Abschied. Bei der Landratswahl in zwei Wochen tritt er aus Altersgründen nicht mehr an; die Eröffnung der „Kunst im Grünen“ 2018, so das Projekt unter einer neuen Kreisspitze fortgesetzt wird, wird einen anderen Namen auf Platz eins der Rednerliste führen. Hirschberger erinnerte in einem großen Bogenschlag vom kulturellen und demokratischen Erbe der Nordpfalz bis zur europäischen Idee noch einmal daran, was ihm stets wichtig gewesen sei: Die eigentliche Kulturarbeit sei das Zusammenbringen von Kreativen und Verwaltung und die Wertschätzung und Darstellung ihrer Kultur die Basis für die innere wie äußere Inwertsetzung der Region. Er hoffe, dass dies im Landkreis eine Fortsetzung finde.

Zeigen ihre Werke bei Kunst im Grünen (von links): Thomas Brenner, Gela Steinmacher, Anna Bludau-Hary und Paul Hirsch.
Zeigen ihre Werke bei Kunst im Grünen (von links): Thomas Brenner, Gela Steinmacher, Anna Bludau-Hary und Paul Hirsch.
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