Donnersbergkreis In „Leos Tenne“ bricht eine neue Zeitrechnung an

Gibt Scheunenschlüssel, Obhut über die Sammlung und einen Teil seines Wissensschatzes weiter: Leo Dörr überlässt es fortan Thors
Gibt Scheunenschlüssel, Obhut über die Sammlung und einen Teil seines Wissensschatzes weiter: Leo Dörr überlässt es fortan Thorsten Henrich, Besucher im Dorfmuseum Schweisweiler zu begrüßen.

«Schweisweiler.»Wenn am kommenden Sonntag das große Scheunentor von „Leos Tenne“ öffnet, wird eine neue Zeitrechnung anbrechen. Denn sowohl der Gründer als auch der neue Museumsbetreiber laden zum „Tag der offenen (Scheunen-)Tür“ in die Tenne ein. Leo Dörr und Thorsten Henrich werden übermorgen gemeinsam durch das Museum führen und zum gemütlichen Plausch anregen. Nach 28 Jahren wird Dörrs Dorfmuseum nun von Thorsten Henrich betreut.

Seit 1989 gibt es in Schweisweiler „Leos Tenne“. Die zum Museum umgestaltete Scheune ist zu einer Begegnungsstätte für alle Generationen geworden. Im Laufe der Jahre ist eine ständige Ausstellung entstanden, sozusagen ein Museumskleinod über die „gute, alte Zeit“. Und nun übergibt der inzwischen 93-jährige Gründer das Zepter an Thorsten Henrich. Eher zufällig fanden die beiden in Schweisweiler Beheimateten vor ein paar Monaten zusammen. Henrich hatte in alten Unterlagen ein Kassenbuch einer Ziegelei Henrich entdeckt. Seine Vorfahren besaßen Ende des 19. Jahrhunderts in Schweisweiler eine Ziegelei. Die Neugier war geweckt, und Henrich war schnell war klar, wo er in solch heimatkundlichen Belangen Antworten finden werde: beim Nordpfälzer Urgestein „Dörre Leo“. So trafen sich die beiden zum Gedankenaustausch. Denn in „Leos Tenne“ wird auch die Geschichte der Ziegelei lebendig. Neben Werkzeugen zur Ziegelherstellung sind noch gut erhaltene „Henrich-Ziegeln“ zu bestaunen. Dass sie aus der Schweisweilerer Henrich-Ziegelei stammen, belegt die eingeprägter Firmeninschrift. Doch das Dorfmuseum bietet noch viel mehr. Schon Tausende Nostalgiebegeisterte haben in „Leos Tenne“ einen unterhaltsame Einblick in das nordpfälzische Land- und Arbeitsleben gewonnen. Nicht zuletzt deshalb, weil Dörr auf unnachahmliche Weise auf Details einzugehen und ganz persönliche Erlebnisse anschaulich zu schildern verseht. Des Museumsgründers jahrzehntelange Sammelleidenschaft hat viele Metiers zum Thema: Landwirtschaft, Schmiede-Handwerk, die Wagnerei, Arbeit in Steinbrüchen, in der Gießerei Gienanth, der Hammerschmiede oder eben in der Ziegelei. So gibt es allerlei fast vergessene Gerätschaften in der Tenne zu bestaunen und anzufassen, jede Menge Exponate an den Wänden erzählen ihre Geschichten. „Vieles historisch Wertvolle habe ich von Schutthalden geholt oder vor dem Einschmelzen bewahrt“, freut sich Dörr noch heute über alle Zeugnisse früherer Tage, die er für sein Museum zusammengetragen hat. Den 40-jährigen Thorsten Henrich hat als schon in Kindheitstagen die Landwirtschaft fasziniert. Er hat den wenigen Bauern, die es in den 1980er Jahren noch gab, gern bei der Arbeit geholfen, wie er sagt. Das Traktorfahren war für ihn immer der Höhepunkt. Doch auch die Heuernte „von Hand“ und das „Grumbeerausmache mit der Grumbeerhex’“ sowie das Auflesen der Kartoffeln hat er erlebt. Diese Erfahrungen haben ihn geprägt. Er befasste sich eingehend mit historischen landwirtschaftlichen Geräten und Maschinen. Umso mehr, da der alte Traktor seines Urgroßvaters erhalten und in Familienbesitz geblieben ist. „Ein Allgaier R18 von 1949“, sagt der gelernte Werkzeugmechaniker. Später umfasste seine Sammlung fünf Schlepper und drei Dreschmaschinen. In einem Gespräch mit Leo Dörr bot sich Henrich schließlich an, sich um die „Tenne“ zu kümmern. Die kannte er auch von früheren Besuchen her. „Mich haben schon damals die Tenne mit den vielen Ausstellungstücken sowie die dort herrschende Atmosphäre fasziniert“, sagt Henrich und d fügt an: „Mein Ziel ist es, diese Sammlung und das Museum in Leos Sinne weiterzuführen, sie zu erhalten aber auch mit Sachen zu ergänzen, die für mich als Kind alltäglich waren und die mittlerweile verschwunden sind.“ Nicht nur Dörr freut sich darüber, dass er in Thorsten Henrich einen heimatverbunden Nachfolger gefunden hat, der sich um sein „Lebenswerk“ kümmert. Ab Sonntag erzählt nicht mehr er selbst, Thorsten Henrich lässt die „gute alte Zeit“ wieder für einige Momente zurückkehren. Beim Tag der offenen (Scheunen-) Tür lässt sich übermorgen, Sonntag, 2. Juli, hinter die Tore von „Leos Tenne“ in Schweisweiler blicken. In Anlehnung an die „Ziegelei Henrich“ ist eine Sammlung von Feierabendziegeln ausgestellt. Auch sind Exponate zu Themen wie Handwerk, Landwirtschaft, Berufe auf dem Dorf und „Haushalt von früher“ zu sehen. Egal ob alte Bügeleisen oder Omas Unterwäsche, Feldschmiede oder Dreschmaschine. Solch einst alltäglichen Dinge regen zum Plausch mit Leo Dörr und Thorsten Henrich an, die am Sonntag bereitstehen werden. Info Das Dorfmuseum ist nach Vereinbarung zu besichtigen. Terminabsprache mit Thorsten Henrich, Telefon 06302 983718 (ab 18 Uhr. E-Mail: thorsten.henrich@freenet.de

x