Würzweiler / Rittersheim Kolumne zum Wochenende: Ein Ort ohne Bürgermeister – Trend oder Einzelfall?

Besonders in kleineren Gemeinden wird es schwerer, Ehrenamtler und speziell Bürgermeister zu finden.
Besonders in kleineren Gemeinden wird es schwerer, Ehrenamtler und speziell Bürgermeister zu finden.

Eine Gemeinde im Donnersbergkreis geht nun in Fremdverwaltung, eine weitere könnte bald folgen. Überraschend kommt das letztlich nicht, da Probleme schon vor der Wahl angesprochen wurden, findet unser Kolumnist Tommy Rhein.

Mit Rittersheim und Würzweiler steuern gerade zwei Gemeinden im Donnersbergkreis auf eine Fremdverwaltung zu, finden keinen in ihren Reihen, der das Amt des Bürgermeisters übernehmen möchte. Auch in anderen Orten haderten Amtsinhaber lange damit, sich nochmal aufzustellen – oder Gemeinderäte hatten zumindest Mühe, nochmals einen Willigen in ihren Reihen zu finden. Ein Trend wird deutlich. Dahin, dass das Amt des Bürgermeisters immer undankbarer wird und sich somit kaum noch ernsthafte Interessenten finden.

fremdverwaltung

Schon im Vorfeld der Kommunalwahlen in diesem Jahr wurde in Gesprächen mit Amtsinhabern deutlich, wie undankbar die Aufgabe als Bürgermeister längst geworden ist, vor allem in den zahlreichen kleineren Gemeinden hier im Kreis. Immer wieder wurde kritisiert, wie eingeschränkt man in den Handlungsmöglichkeiten ist. Durch die hohe Umlage bleibt oft wenig Geld in den Gemeindekassen, um Investitionen zu tätigen und den Ort voranzubringen. Parallel müssen Hebesätze erhöht werden, um den Haushalt möglichst ausgeglichen zu halten. Es ist eine denkbar undankbare Aufgabe, all das vor den Bürgerinnen und Bürgern zu rechtfertigen und zu erklären. Da verwundert es leider auch wenig, dass einige Bürgermeisterinnen und Bürgermeister bereits von Beleidigungen oder gar Bedrohungen berichtet haben. Der Ton wird rauer, während auf der Gegenseite die Handlungsmöglichkeiten geringer werden. So etwas spricht sich herum und führt in letzter Konsequenz eben zu dem, was nun in Würzweiler und Rittersheim zu beobachten ist: Keiner möchte sich das Amt mehr antun. Besonders in kleinen Ortschaften wird es schwerer, willige und geeignete Kandidaten zu finden.

Ist der Trend sogar vom Land so gewollt?

Uwe Pfeiffer, der scheidende Bürgermeister in Würzweiler, sprach sogar bereits davon, dass ihn diese Entwicklung keineswegs überrascht. Er habe sogar mit noch mehr betroffenen Gemeinden gerechnet. Und laut Pfeiffer bedient das letztlich auch den Willen der Landesregierung, die – so klingt es immer wieder an – kein Problem hätte, wenn Gemeindeverwaltungen mancherorts zusammengelegt werden würden. Kommen immer mehr Gemeinden in Fremdverwaltung, dürfte das zusätzliche Argumente für eben dieses Vorhaben bringen. Schließlich wird die Verbandsgemeinde-Verwaltung mit den Aufgaben zusätzlich belastet. Im Fall von Würzweiler trifft es nun wohl Hans Feld, Büroleiter der VG Nordpfälzer Land, der sich nun um Würzweiler kümmern muss. Doch wer weiß, was nach der kommenden Wahl passiert. Gerade im Nordpfälzer Land mit seinen 36 Gemeinden kann es auch schnell passieren, dass mehrere Ortschaften in Fremdverwaltung gehen – dann müssten personelle Lösungen gefunden werden. Naheliegend, dass sich dann auch einer gleich um mehrere Gemeinden kümmert.

Wer Bürgermeister möchte, muss sie stützen

Ob man im Ortsgeschehen dann wirklich einen Unterschied merken wird, bleibt abzuwarten. Klar fehlt in Würzweiler nun der direkte Ansprechpartner. Da die Gemeinde auch keinen Beigeordneten wählen konnte, haben Bürgerinnen und Bürger also keine feste Adresse im eigenen Ort, können sich aber sicherlich weiter an den Rat wenden. Ob Hans Feld sich die Mühe macht, regelmäßig selbst in Würzweiler aufzuschlagen und nach dem Rechten zu sehen, bleibt abzuwarten. Eher wird er sich aus dem Rat den einen oder anderen heranziehen, der konkrete Aufgaben übernimmt. Doch lassen sich so die Sorgen lösen, die Ortsbürgermeister hier und da äußern? Knappe Kassen, zeitaufwendige Zusammenarbeit mit der VG- und Kreisverwaltung und andere Sorgen werden sich aus Sicht der Gemeinden eher nicht bessern, wenn auch noch das eigene Sprachrohr fehlt, um die Belange des Ortes gegenüber der Verwaltung zu platzieren. Die Rolle der Ortsbürgermeister ist weiter wichtig. Und vielleicht wäre der Trend zur Fremdverwaltung aufzuhalten, wenn sich die Menschen in den Gemeinden verstärkt hinter ihre gewählten Ratsmitglieder und Bürgermeister stellen, sie unterstützen und stärken – und so das Amt wieder attraktiver macht. Diskussionen gehören freilich dazu, letztlich geht es aber um das Wohl der Gemeinde und das geht selbst im kleinsten Ort dann doch alle etwas an.

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