Donnersbergkreis Kräuter und „Nervenkekse“ zum Jubiläum

Ein kleines Jubiläum haben 23 Kinder und das Kindergottesdienst-Team um Urd Rust am Samstag in der protestantischen Kirche in Rockenhausen gefeiert: Zum 20. Mal war „Regenbogenzeit“ angesagt. Das heißt, einen Gottesdienst der besonderen Art gemeinsam erleben beziehungsweise gestalten – und als „Extra-Bonbon“ danach die Nacht in der Kirche verbringen dürfen.

Die „Regenbogenzeit“ gibt es seit 2011, sie ist eine Kooperation der protestantischen Kirchengemeinde Rockenhausen mit den städtischen Einzelhändlern. Im rund zweimonatigen Rhythmus sind Kinder von fünf bis zwölf Jahren am Samstagvormittag zu einem eigens für sie vorbereiteten Gottesdienst mit einem jeweils wechselnden Motto ins protestantische Gemeindehaus eingeladen. In dieser Zeit können Eltern ihre Einkäufe erledigen – und bekommen jedes Mal in einem anderen der beteiligten Geschäfte einen Preisnachlass. Wegen des Jubiläums und der folgenden Übernachtung ist der Gottesdienst ausnahmsweise am Abend gefeiert worden. „Natur entdecken mit Hildegard von Bingen“ lautete dieses Mal das Motto, mit dem sich die Jungen und Mädchen im Alter von fünf bis elf Jahren beschäftigt haben. Zum liturgischen Teil mit Liedern und Psalmen versammelten sich alle direkt im Altarraum. Die Kinder dankten Gott gesanglich mit „Du hast uns deine Welt geschenkt“ und ergänzten jede Strophe mit einer eigenen Fürbitte. Das Thema „Natur entdecken“ brachte Hildegard von Bingen den Kindern höchstpersönlich nahe: Urd Rust schlüpfte im Nonnengewand in die Rolle der Klosterfrau und berichtete vom Leben anno 1098 als zehntes Kind in ihrer Familie und später im Kloster. Gespannt lauschten die jungen Kirchgänger den Erzählungen der klugen Ordensfrau – wie sie die Heilkraft der Kräuter nach und nach entdeckte und daraus wirksame Arzneien, Kräutertees und Salben herstellte. Einige Zutaten dieser Kräutermedizin standen an diesem Abend auch den Kindern zur Verfügung, damit sie das Thema vertiefen konnten. An verschiedenen Stationen, die über die Kirche verteilt waren, gab es allerlei Kräuter zu beschnuppern, zu befühlen und weiterzuverarbeiten. Es duftete wunderbar nach Zitronenverbene, Melisse, Pfefferminz, Schafgarbe oder Salbei. Alles zusammen wurde in ein Stoffbeutelchen gepackt und schon war daraus ein tolles Duftsäckchen entstanden, das beispielsweise die kleine Emma künftig in ihrer Hosentasche aufbewahren wollte. Felix dagegen probierte sich an einer Kräutercreme aus geschmolzenem Bienenwachs, Olivenöl und Lavendel. „Wenn mir mal die Hand weh tut“, beschrieb er den Verwendungszweck. In einer anderen Ecke entstanden duftende Bilder aus Lorbeer, Wacholder, Nelken und Kümmel, die auf einen klebenden Untergrund gestreut wurden. Großer Andrang herrschte auch bei der Herstellung von wohlschmeckenden Kräuterbonbons aus Honig, Zucker, Minze oder Salbei, die gegen Halsschmerzen helfen, wie die Kinder aus dem Auftritt der Heiligen Hildegard wussten. Nebenan stieg einem der Duft von frisch gebackenen Plätzchen verführerisch in die Nase. „Nervenkekse“ nach Hildegard von Bingen mit viel Nelken, Zimt, Muskatnuss und Honig. „Einfach lecker“ schmeckten sie nicht nur Benjamin. Zum Abschluss des Gottesdienstes durfte jeder selbst ein Gebet formulieren – symbolisch unterstützt durch einen Stein, wenn einem etwas schwer auf dem Herzen liegt oder durch eine Blume, wenn etwas freut. Danach wurde zusammen in der Kirche gegessen und ein Film geschaut. Wer sich traute, durfte in der Dunkelheit noch einen Ausflug auf den Kirchturm machen und die Fledermäuse beobachten, bevor er in seinen Schlafsack kroch, der im Matratzenlager auf der Empore für die Übernachtungskinder bereitet war. Die vielen ehrenamtlichen Helfer des Rockenhausener Kindergottesdienstes haben den Jungen und Mädchen zum Regenbogenzeit-Jubiläum einen tollen Abend bereitet, der ihnen noch lange in guter Erinnerung bleiben wird. Einige Teammitglieder haben vor kurzem in einer freiwilligen Weiterbildung die „KIGO-Card“ erworben und sind damit qualifizierte Mitarbeiter in Gottesdiensten mit Kindern. Neben kreativer Liturgie, Erzählen, Kinder- und eigenem Glauben ging es dabei auch um Fragen nach dem Kindeswohl und Erster Hilfe. Die nächste „Regenbogenzeit“ kann also kommen ... (wama)

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