KIRCHHEIMBOLANDEN Kulturtipp in Corona-Zeiten: Geschlossene Museen virtuell erkunden

Wem nach Kunstgenuss der Sinn steht, kann beispielsweise dem Städel-Museum in Frankfurt - hier ein Blick in das hochmoderne Unte
Wem nach Kunstgenuss der Sinn steht, kann beispielsweise dem Städel-Museum in Frankfurt - hier ein Blick in das hochmoderne Untergeschoss mit zeitgenössischer kunst – via Internet einen Besuch abstatten. Digital ist auch bei anderen Museen mittlerweile vieles möglich.

Die Kultur liegt brach, die Musentempel sind geschlossen. Was also tun in diesen Corona-Zeiten? Warum nicht ins Museum gehen? Die sind zwar jetzt alle geschlossen, doch gibt es da durchaus Alternativen, die unsere Mitarbeiterin Annika Treiber vorstellen will.

Alle Museen im Umkreis sind geschlossen, Eröffnungen werden abgesagt, Führungen finden nicht mehr statt – durch die vielen temporären Schließungen zur Prävention von Coronavirus-Infektionen sind die Zeiten für Kunstfreunde momentan wirklich hart. Aber wie das so ist mit Kunst und Kultur: Sie sucht sich ihre Wege, um doch zu den Menschen zu gelangen, auch in schlechten Zeiten. Viele Häuser setzen jetzt verstärkt auf digitale Strategien, und hier zeigt sich, dass die sozialen Medien in diesem Fall wirklich sozial sind: Sie erlauben uns nämlich, weiterhin Kunst und Kultur zu konsumieren – aber eben digital.

Pfalzgalerie ist auf dem Weg

m Museum Pfalzgalerie in Kaiserslautern (www.mpk.de) ist momentan einiges in Bewegung. „Wir sind gerade dabei, nach und nach einige Projekte auf den Weg zu bringen, um das Museum Pfalzgalerie auch digital zugänglich zu machen“, sagt Marketingchefin Dr. Svenja Kriebel. Unter anderem soll der Audioguide „Hör mal Kunst“ als Fortsetzungsreihe auf der Homepage des MPK zur Verfügung gestellt werden, auch eine Instagram-Aktion mit dem Motto „Ist das Kunst oder kann das weg“ ist in Planung. Außerdem soll es auf der Homepage ein Angebot speziell für Familien geben: Die bereits im Museum erhältliche „Starter-Box“, mit der Familien eigenständig das Haus erkunden können und die an vielen Stellen zum Mit- und Selbermachen einlädt, soll bald als Download zur Verfügung stehen. „So können sich Familien zuhause beschäftigen und gleichzeitig die Kunstwerke des Hauses besser kennenlernen. Vielleicht bekommen sie dadurch auch Lust, uns ’in echt’ zu besuchen, wenn es wieder möglich ist,“ so Svenja Kriebel. Die gemalten Bilder können dann übrigens auch im Museum Pfalzgalerie abgegeben werden. Damit soll später eine eigene Ausstellung im Kunst-Gang des Museums organisiert werden.

Verschiedene Strategien

Andere Strategien haben verschiedene Museen, die auch für einen Besuch nicht allzu weit entfernt wären: So kann man beispielsweise das Museum Wiesbaden mit einer kostenfreien App erkunden und sich bei einem digitalen Rundgang sowohl die Werke der Sammlung als auch die der gerade erst eröffneten Sonderausstellung anschauen und sich per Audioguide dazu Texte vorlesen lassen.

Die Kunsthalle Mannheim (www.kuma.art) hat ebenfalls eine App im Programm und setzt außerdem auf die sozialen Medien: Hier bietet über Instagram-Video jeden Tag ein Mitglied des Kuratorinnen- und Kuratoren-Teams oder sogar der Direktor selbst eine kleine, exklusive Führung zu einem besonderen Kunstwerk an. Das Städel in Frankfurt (www.staedelmuseum.de/de) wiederum bietet einen ganzen Strauß an digitalen Möglichkeiten. Hier ist auch wieder etwas speziell für Kinder dabei: In Kürze können Kinder ab acht Jahren mit dem kostenlosen und werbefreien Tablet-Spiel „Imagoras – Die Rückkehr der Bilder“ gemeinsam mit ihrem Begleiter Flux spannende Rätsel um die Bilder der Städelsammlung lösen. Für erwachsene Kunstgenießerinnen und -genießer gibt es neben der sehr gut gemachten digitalen Sammlung auch die inzwischen obligatorischen, aber immer wieder schön gemachten Digitorials zu den einzelnen Ausstellungen, die einen kurzweiligen Einblick bieten. Außerdem bietet das Städel interessante Ergänzungen wie das E-Learning-Angebot „Kunstgeschichte online“ oder das Oral-History-Projekt „Café Deutschland“ über die erste Kunstszene der BRD an.

Digitorials und Podcasts

Auch die Schirn Kunsthalle in Frankfurt (www.schirn.de) bietet Digitorials zu einzelnen Ausstellungen, aber auch Podcasts, die sich an den aktuellen Ausstellungen orientieren. Außerdem gibt es das digitale Magazin Schirnmag und die Shortcuts, kurze YouTube-Clips, die sich auf interessant Weise grundsätzlichen Fragen zur Kunst widmen.

Sogar im Donnersbergkreis kann man sich digital mit Kunst befassen, denn der Kunstverein Donnersberg betreibt schon seit Jahren eine bislang eher wenig beachtete virtuelle „Artothek“, die zum einen Online-Ausstellung ist, zum anderen auch Gelegenheit bietet, Kunst für einen geringen Betrag auszuleihen. Zu erreichen ist das Angebot über die Homepage des Kunstvereins (www.kunst-donnersberg.de).

Dies ist nur ein Ausschnitt der angebotenen Möglichkeiten, und natürlich ersetzen alle diese Angebote keineswegs den Kunstgenuss vor dem Original, die Atmosphäre eines Museums oder das Vergnügen, Gast bei einer Vernissage zu sein. Aber: Sie helfen, die Zeit bis zur nächsten Ausstellungseröffnung, zum nächsten Museumsbesuch oder der nächsten Kunstreise zu überbrücken. Und die werden kommen, ganz bestimmt.

Oder, wie die Italiener jetzt sagen: Andrá tutto bene – Alles wird gut. Auch in der Kunstwelt.

Mal kurz in die Uffizien ...

Ach übrigens: Wer immer schon mal die Uffizien in Florenz besuchen wollte, hat jetzt auf digitalem Weg die schönste Gelegenheit dazu: Unter virtualuffizi.com/de kann man sich wunderbar durch alle Säle dieser großartigen Gemäldegalerie klicken, sich die einzelnen Werke anschauen und Texte dazu lesen – sogar auf Deutsch.

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