Donnersbergkreis Kunst und Klamauk in Symbiose

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Sippersfeld. Wer zum sprichwörtlich verflixten siebten Jahr hintereinander mit solchen Ovationen überhäuft wird, der hat den Publikumsgeschmack wie den Nagel auf den Kopf getroffen. Die Rede ist vom Ditzner-Twintett, das am Samstag in der Dorfgemeinschaftshalle Sippersfeld beim Neujahrskonzert alle Register seines nicht nur stilistisch vielseitigen Könnens zog.

Überschattet war die etwas schwächer als erwartet besuchte Veranstaltung von der Wetterlage, die einige Besucher mehr vom Kommen abhielt. Die auffälligste Erscheinung des Konzerts war der vielseitige Roland Vanecek, der als Keyboarder, Basstubist und Moderator eine gleichermaßen gute Figur abgab. Zu den Fähigkeiten des Allrounders gehörte aber auch die Animation zum Mitsingen – etwa bei einem alpenländischen Ländler und Jodler. Er machte aus einem ursprünglichen Konzert eine Art kurzweilige Bühnenshow. Ein Streifzug durch den klassischen Jazz, mit eigenen Kompositionen gespickt und eigenwilligen Kreationen und Improvisationen aufgelockert sowie mit orientalischem Touch, ist zwar bei vielen vergleichbaren Ensembles ebenfalls denkbar. Doch die Zwillingsbrüder Ronald und Bernhard (Zugposaune, Melodica) ergeben mit dem Ausnahmeschlagzeuger Erwin Ditzner aus Ludwigshafen ein Terzett, das als Wortschöpfung „Twins plus Terzett“ zum Twintett wurde. Und damit zu einem Synonym für die lustwandelnde Verbindung aus Kunst und Klamauk. Da verwischen stilistische Grenzen, wird alles zu einem Bühnenspektakel, zu einer Art Musikkabarett und einer Revue der außergewöhnlichen Art. „There’s no business like showbusiness“ könnte man diese eigenständige Form von Präsentation mit Alleinstellungsmerkmal umschreiben, wenn die Vaneceks als prämierte Musikantenland-Preisträger Stimmung sozusagen mit der Brechstange machen: etwa zum Auftakt mit der Gospel-Bearbeitung von „Just a closer walk with thee“ oder mit dem im Stil der Marching Bands gespielten Jazzklassikers „St. James Infirmary“, der den legendären Louis Armstrong populär machte. Um aber sogleich Missverständnissen zu begegnen: Standardtitel der Jazzlegenden sind für dieses Twintett nur eine Ausgangsbasis für eine eigene, kreative und kapriziöse Darstellung in unnachahmlicher Bühnenpräsenz. Ob in eigener Weiterführung von Standardtiteln, in notierten, durcharrangierten Eigenkompositionen und orientalischen Anleihen – etwa bei „Ahmed, lach net“ – alles mischt sich zu einer Art Weltmusik, wobei neben Roland Vaneceks Vielseitigkeit und der glissandierenden und auch klassisch geschulten Vortragskunst Bernhards auf der Zugposaune der Schlagzeuger mit seinem eisernen Rhythmusgefühl und seinen vielen überleitenden Breaks alles gut zusammenhält und zudem polyrhythmisch auflockert. Mit dem Gitarristen Mouloud Mammeri aus Algerien und der Klarinettistin sowie Sängerin Marie-Agnès Dietrich aus Frankreich zogen im zweiten Konzertteil neue Klangfarben und Stilelemente in den Vortragsblock ein. Letztlich waren diese lebendigen, musikantisch-beseelten sowie stets auswendig und locker präsentierten und niemals dogmatisch oder schablonenhaft wirkenden Vortragsfolgen die ideale Alternative zum routinierten Abspielen und Abspulen von Notenfolgen anderer Formationen.

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