Donnersbergkreis Marienthal: Jägerchor Donnersberg am Scheideweg

Seit 2009 fester Termin im Jahresprogramm und beim Publikum sehr beliebt: der Auftritt des Jägerchors am Tag vor der Heiligen Na
Seit 2009 fester Termin im Jahresprogramm und beim Publikum sehr beliebt: der Auftritt des Jägerchors am Tag vor der Heiligen Nacht in der evangelischen Kirche Rockenhausen.

In welche Richtung geht der Jägerchor Donnersberg in nächster Zeit? Diese Frage stellt sich derzeit der Vorstandschaft und den Aktiven. Ein Fortbestand auf Dauer ist nur dann gewährleistet, wenn innerhalb kurzer Zeit die Zahl der Aktiven erhöht werden kann. Bisherige Anstrengungen führten nicht zum gewünschten Erfolg.

Der im Jahr 1957 gegründete Chor gilt als der älteste Jägerchor in Deutschland. „Darauf sind wir etwas stolz“, verrät der Vorsitzende Erhard Reiß aus Gauersheim. Er ist außerdem einer der wenigen Jägerchöre deutschlandweit, die heute noch aktiv sind. „Genau darum geht es, um die Erhaltung eines der letzten Jägerchöre und insbesondere des ältesten dieser Art“, sagt der Vereinschef.

Er selbst kam im Jahr 1972 zum Jägerchor und möchte die Zeit mit Gleichgesinnten nicht missen. „Mit der Ablegung der Jägerprüfung bin ich in den Jägerchor eingetreten“, sagt Reiß. Damals leitete noch Fritz Pfaller aus Steinbach den Jägerchor, der im Jahr 1990 von Stefan Weber aus Falkenstein abgelöst wurde. Erhard Reiß wurde im Jahr 1992 erstmals zum ersten Vorsitzenden gewählt, und dieses Amt übt er heute noch aus. Von 1965 bis 1991 sang der heute 70-Jährige zeitgleich noch im Männergesangverein Gauersheim.

In den 70er Jahren 28 Stimmen

Im gleichen Jahr wie Erhard Reiß kam auch Heinrich Graf aus Börrstadt zum Jägerchor. Auch er ist Jäger, und sein Idealismus für den Chorgesang sorgten fast zwangsläufig für den Beitritt zu dem Chor. Graf sang über viele Jahre parallel dazu noch im Männerchor Steinbach. Damals waren fast alle Chormitglieder entweder Jäger oder Treiber. Nur wenige der Aktiven hatten nichts mit der Jagd am Hut. In den 1970-er Jahren verfügte der Chor über 28 Stimmen, eine Situation, die sich die Mitglieder mehr als nur herbeisehnen. „Heute sind wir gerade noch 15 Stimmen“, resümiert Reiß.

„Mehr Sänger in allen Stimmlagen, das ist unser Wunsch“, sagt Dirigent Stefan Weber. Die Aufstockung sei notwendig, um die Tradition mit all den öffentlichen Auftritten fortsetzen zu können. Dazu zählt auch das Konzert am Tag vor dem Heiligabend, das seit Weihnachten 2009 in der evangelischen Kirche in Rockenhausen ausgerichtet wird. Zuvor schon gestaltete der Jägerchor weihnachtliche Konzerte in verschiedenen Kirchen, so Weber. Gerne möchte der Chor auch wieder bei Hubertusmessen mitwirken. Um solche Ziele erreichen zu können, „brauchen wir neue Sänger“, betonte der Dirigent. Der Jägerchor ist auch gewappnet für anderweitige Veranstaltungen. Sein Repertoire sei nicht auf Weihnachtslieder sowie Texte zu Wald und Flur beschränkt. Heimatlieder gehören ebenso zum einstudierten Liedgut wie Rhein- und Weinlieder. Vertonungen von Eichendorff werden ebenso gesungen wie romantische Melodien und Texte. Weiterhin aktiv sein in seinem Heimatchor ist kein Hemmnis für eine Mitwirkung im Jägerchor, betont Stefan Weber. „Unser Liedgut ist den Stimmen angepasst. Jeder ist willkommen“, appelliert der Chorleiter an die Donnersberger Bevölkerung.

„Wir verstehen uns blendend“

Wolfgang Koch aus Sippersfeld zählt mit seinen 63 Jahren zum Kreis der jüngeren Chormitglieder. Er schloss sich im Jahr 1991 dem Jägerchor an. Allerdings zunächst mit einem anderen Ziel. Sein Interesse lag beim Jagdhornblasen. Ein Sänger aus Sippersfeld hatte ihn zum Mitsingen animiert. Schon stand er in den Reihen der singenden Jäger und Treiber. Viele Jahre lang hat der Jagdscheininhaber neben dem Singen auch in der Gruppe der Jagdhornbläser mitgewirkt. Diese Instrumentalgruppe hat nach etwa zehn Jahren ihr Wirken mangels ausreichender Bläser eingestellt.

„Wir verstehen uns blendend, haben eine gute Kameradschaft und ein großes Zusammengehörigkeitsgefühl“, umschreibt Koch seine Eindrücke von der singenden Gemeinschaft. Gerne erinnert er sich an die Ausflüge mit Auftritten in den neuen Bundesländern. Er war schon mit dabei, als sein Verein im Jahr 1992 das erste Bundestreffen der Forst- und Jägerchöre in Rockenhausen ausrichtete. Damals wurde in der Nordpfalz das Grundkonzept gelegt, das noch heute Bestand hat. „Ich wünsche dem Jägerchor ein langes Bestehen“, so Koch. Er möchte schon bald neue Sänger begrüßen, die nicht unbedingt Jäger oder Treiber sein müssen. Eine große soziale Einstellungen haben die Sänger. Bei der Hochwasserkatastrophe vor Jahren spendete die Gemeinschaft unter Mithilfe den Betrag von 5000 Euro. Das zeigt sich auch beim weihnachtlichen Konzert. Die Kollekte wird geteilt. Geld geht an die evangelische Kirchengemeinde und an soziale Einrichtungen in Rockenhausen.

Jäger zu sein ist keine Bedingung

Obwohl schon gut ausgestattet mit Ämtern im Vereinswesen und in der Politik, hat sich Helmut Gass aus Rockenhausen im Jahr 2016 dem Jägerchor angeschlossen. Politisch stark eingebunden ist der 72-Jährige sowohl in der Verbandsgemeinde Nordpfälzer Land und in der Stadt Rockenhausen. Seit 13 Jahren steht er der Vereinigten Turnerschaft Rockenhausen (VTR) vor und neuerdings auch der Herzsportgruppe im Turnverein. „Mit Jagd habe ich nichts am Hut, dennoch singe ich im Jägerchor und das mit großer Freunde“, umschreibt Gass seine Zugehörigkeit. Am Mittwoch war sein einzig noch freier Abend, und so entschied er sich nach einer Frage zur Mitwirkung zu dieser neuen Herausforderung. „Diese Entscheidung habe ich bis heute nicht bereut und würde sie wieder treffen“, resümierte der Politiker und Vereinsmensch. Nun tue er, wofür er lange keine Zeit hatte, nämlich singen im Jägerchor.

Kurz-Info

Marienthal. Nach 90 Minuten Singen steht die Geselligkeit im Mittelpunkte. Ansprechpartner ist der erste Vorsitzende Erhard Reiß, Telefon 06355/1436.

x